Was wir – mal wieder – “vom Garten” lernen dürfen
Die ersten Kapitel aus 1. Mose zählen zu den “vollsten” der gesamten Heiligen Schrift. Hier dürfen wir lernen, was der eigentliche Grund der Schöpfung ist, wonach sich unser himmlischer Vater sehnt, wie er seine Kinder erzieht, warum es die beiden Bäume gibt, warum er ihnen genau diese Namen gegeben hat, wie er nach dem Sündenfall alles wiederherstellen wird, was das Problem des Menschen im Kern ist, warum er das Böse in seiner Schöpfung gewähren lässt und vieles, vieles mehr. Um es in den Worten Paulus auszudrücken: “die Breite, Länge, Tiefe und Höhe” der ersten Kapitel ist im Grunde nicht zu erfassen.
Aber durch die Fülle der Heiligen Schrift, die Führung des Geistes und die Erziehung unseres Vaters dürfen wir Jahr für Jahr immer mehr verstehen. So auch die Wahrheit über unser Herz. Einen entscheidenden Beitrag zum besseren Verständnis über uns selbst lesen wir im dritten Kapitel, wo uns der Text quasi eine tiefgehende Herzensanalyse erstellt und uns dabei die größten menschlichen Schwächen vermittelt. Und das alles durch eine “einfache Geschichte”, die die Welt, und leider auch immer mehr Gläubige, als Märchen betrachten.
Dadurch übersieht man auch bei diesem Punkt die “Breite, Länge, Tiefe und Höhe”, unter anderem auch beim tieferen Verständnis unserer trügerischen Herzen:
1Mo 3,11-12 Und er sprach: “Wer hat dir mitgeteilt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir geboten habe, nicht davon zu essen?” Und der Mensch sagte: “Die Frau, die du mir gegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß.”
Man beachte hier genau Adams Worte: “Die Frau, die DU mir gegeben hast” und “sie gab mir von dem Baum und ich aß”.
Was sagte Eva zu dem Ganzen:
1Mo 3,13 Und Gott der HERR sprach zu der Frau: “Was hast du da getan!” Und die Frau sagte: “Die Schlange betrog mich, und ich aß.”
Wir fassen zusammen:
Bei Adam waren es mehr oder weniger Gott und natürlich die Frau.
Bei Eva war es die Schlange.
Das heißt: Im Grunde tragen beide keine Schuld. So zumindest ihre Sichtweise der Dinge.
Was können wir, die wir nicht in ihrer Haut stecken, nüchtern von außen betrachtend daran erkennen? Was fehlte ihnen beiden?
Es fehlte Einsicht für die eigenen Fehler. Die ist aber zwingend nötig.
Für was? Genau: Um Buße zu tun!
Durch die fehlende Buße gibt es eine besondere Auffälligkeit zwischen den Ereignissen im Garten und dem Dienst Jesu. Genauer: Es gibt eigentlich viele solcher “Auffälligkeiten”, aber die eine, die für unser Thema wichtig ist, ist diese hier:
Mt 4,17 Von da an begann Jesus zu verkündigen und zu sprechen: Tut Buße …
Bringt man beides in einen Zusammenhang, dann fällt Folgendes auf:
Die ersten Worte nach der ersten Sünde des Menschen zeigen keinerlei Buße.
Die ersten Worte der ersten Verkündigung Jesu zeigen aber, wie elementar wichtig die Buße ist.
“Tut Buße.” – Diese Aufforderung ist, wie wir alle wissen dürfen, der zentrale Kern des Evangeliums. Ohne Buße, keine Vergebung. Und ohne Einsicht, keine Veränderung. So dann natürlich auch keine Herzensveränderung.
Aber genau die Veränderung unserer Herzen
ist eine weitere zentrale Botschaft des Evangeliums.
Denn unser böses und trügerisches Herz
soll in ein Gott wohlgefälliges Herz verwandelt werden.
Das wiederum heißt, wenn wir uns unsere Fehler (wie Adam und Eva auch) nicht eingestehen, dann hat das Konsequenzen – und zwar nicht nur für das generelle Schuldeingeständnis, dass wir ein Sünder sind und Vergebung brauchen, sondern auch in ganz alltäglichen Situationen wird es Konsequenzen geben, wenn wir uns unsere Schuld nicht ehrlich eingestehen.
Die offensichtlichste Konsequenz daraus ist – und diese ist nicht zu unterschätzen –, dass wir nicht aus unseren Fehlern lernen werden, um es dadurch zukünftig besser machen zu können.
Das Dilemma im Dilemma ist, dass wir gerade aus unseren Fehlern am meisten dazu lernen. Das setzt aber eben voraus, dass man seine Fehler erkennt, sie sich eingesteht und dann schlussendlich aktiv daran arbeitet, sie zukünftig nicht mehr zu tun. Das bringt Frucht und Segen. Alles andere nicht.
Hier kommt unser sog. Fleisch ins Spiel, das im Kampf gegen alles Göttliche steht. Das heißt in diesem Fall: Gottes Geist will uns zur Buße führen, der gefallene Mensch und sein schwaches Fleisch wollen das aber nicht. Sie wollen sich keine Fehler eingestehen. Denn …
Gal 5,17 Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch …
Es gibt aber auch Situationen, wo ein Kampf stattfindet und der Mensch durchaus sich seiner Fehler bewusst ist, sie aber dennoch nicht zugeben kann. Das spiegelt der zweite Teil des Verses wider:
… und diese widerstreben einander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt.
Soll heißen: Einmal kann man den Fleisch-Geist-Kampf verlieren, weil das Fleisch zu schwach ist, der Geist aber willig. Und einmal kann man den Kampf verlieren, indem man ihn gar nicht kämpft. Wie kann das passieren? Genau, indem unser Herz uns so gut betrügt, dass erst gar kein Kampf stattfindet.
Zur Veranschaulichung dieser beiden Möglichkeiten wieder die Situation aus dem Garten:
Hier wäre die eine Möglichkeit, dass Adam und Eva sofort ihre Schuld verstanden hatten, es aber aus der Schwachheit ihres Fleisches (wie z.B. aus Schamgefühl, Angst vor Strafe, sich ertappt fühlen und dergleichen) nicht zugeben konnten. Das heißt, das Zugeben-Wollen war zwar vorhanden, aber das Vollbringen gelang nicht.
Die andere Möglichkeit ist, dass sie tatsächlich genau das dachten, was sie sagten. Das heißt, die Frau gab der Schlange die Schuld und der Mann gab Gott und seiner Frau die Schuld.
In anderen Worten: Das trügerische und arglistige Herz packte direkt zu Beginn seine listigen Tricks aus und betrügte Adam so dermaßen gut, dass er seine offensichtliche Schuld bei der Frau und sogar bei Gott suchte:
“Die Frau, die DU mir gegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß.”
Zufall oder typisch Mensch?
Anlehnend an die Ausrede Adams, erinnert ihr euch vielleicht auch an die Ausrede der Person aus dem letzten Teil, die sich das Anschauen von Pornos rechtfertigen wollte. Er bzw. sein trügerisches Herz könnten analog zu Adams Worten auch sagen:
“Gott, der Trieb, den DU mir gegeben hast, der verführte mich, und ich guckte Pornos.”
…
Abschließend können wir hier schon einmal eines festhalten:
Wir mögen es absolut nicht, unsere Schuld zuzugeben!
Wir haben quasi eine innere Abwehr dagegen.
In biblischer Sprache ausgedrückt:
Es fehlt uns ein bußfertiges Herz,
stattdessen haben wir ein trügerisches.
Und weil dem so ist, sind wir Meister darin (und das quasi von Geburt an), unsere Schuld auf andere zu schieben. Manchmal komplett all unsere Schuld, manchmal nur einen Teil davon; manchmal auf andere Menschen, manchmal auf äußere Umstände, manchmal auf leblose Dinge. Unserer Kreativität sind hierbei keinerlei Grenzen gesetzt.