Apg 20,7 Am ersten Tag der Woche aber, als die Jünger versammelt waren, um das Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, da er am folgenden Tag abreisen wollte, und er dehnte die Rede bis Mitternacht aus. [SLT]
Dieser Vers wird oft dafür benutzt, um aufzeigen zu wollen, dass der neue, neutestamentarische Sabbat nicht mehr der Samstag, sondern der Sonntag, also der erste Tag der Woche, ist.
Wiederum diejenigen, die den Sabbat verteidigen, bringen als Argument, dass es sich bei diesem Vers um eine Fehlübersetzung handle; denn hinter dem Wort “Woche” verbirgt sich das alt-griechische “sabbaton“. Was auch stimmt, aber der Vollständigkeit wegen muss erwähnt werden, dass dieses “sabbaton”, je nach Zusammenhang, auch “Woche” bedeuten kann, wie z.B. hier:
Lk 18,12 Ich faste zweimal in der Woche [gr. “sabbaton”], ich verzehnte alles, was ich erwerbe. [SLT]
Zweimal am Sabbat fasten? Obwohl einem typischen Pharisäer der damaligen Zeit alles zuzutrauen wäre, fastet er hier natürlich nicht zweimal am Sabbat, sondern zweimal in der Woche; denn ansonsten würde er ja beim zweiten Mal fasten am selben Tag das Fasten brechen und somit ungültig machen.
Obwohl also die Übersetzung “Woche” hier bei Lk 18,12 korrekt ist, zeigt dennoch die Fülle der Stellen, an denen das Wort “sabbaton” vorkommt, dass viel mehr der “Sabbat” gemeint ist. Denn bei den ca. 70 Stellen im NT übersetzt man in knapp 90% der Fällen mit “Sabbat” und nicht mit “Woche”. Und bei den fehlenden 10% (außer dem bereits gelesenen Vers aus Lk 18,12) ist es ebenfalls möglich, dass der Sabbat gemeint ist.
Dazu als Beispiel der in der Überschrift erwähnte Vers. Auch er spricht eher von einem Sabbat:
1Kor 16,2 An jedem ersten Wochentag [gr. “sabbaton”] lege jeder unter euch etwas beiseite und sammle, je nachdem er Gedeihen hat, damit nicht erst dann die Sammlungen durchgeführt werden müssen, wenn ich komme. [SLT]
Aber wie kann man das jetzt nun wissen, ob nun “Woche oder Sabbat” gemeint ist?
Ältere Übersetzungen geben Aufschluss darüber. Denn so ähnlich wie man bei Mk 7,19 aus der natürlichen Verdauung, “die alle Speisen reinigt” ein “damit erklärte er alle Speisen für rein.” machte (s. hierzu den Artikel zu Mk 7,19), so machte man auch hier – im Laufe der Jahrhunderte – aus dem “auf einen Sabbat” den “ersten Tag der Woche”. Hier der Beleg dazu:
Luther zum Beispiel übersetzte diesen Vers wie folgt:
1Kor 16,2 Auff ja der Sabbath her einen, lege bey sich selbst ein jeglicher unter euch und sammle was jen gut dünckt. Auff das nicht, wenn ich komme, denn allererst die Stewre zusammlen sey. [LUT1545]
Kurz dazu auch seine Übersetzung von Apg 20,7:
Apg 20,7 Auff einen Sabbath aber, da die Jünger zusammen kamen, das Brot zu brechen, prediget jenen Paulus, und wollte des andern Tages ausreisen, und verzoch das Wort bis zu Mitternacht. [LUT1545]
Selbst wenn man also in unseren heutigen Bibeln eher die Übersetzung “am ersten Tag der Woche” vorfindet, sollte man zumindest mal gehört haben, dass sich im Altgriechischen das Wort “sabbaton” dahinter verbirgt – und daher auch eher der “Sabbat” gemeint ist.
Wie es z.B. auch interlineare (“Wort für Wort”) Übersetzungen bestätigen:
Nehmen wir einmal an, dass dennoch irgendwie der “erste Tag der Woche” gemeint wäre. Dann sind Apg 20,7 und 1Kor 16,2 dennoch kein Beweis für den Sonntag. Die Stellen sprechen lediglich vom “Brot brechen” (gemeinsames Essen) und von Sammlungen (wie z.B. den Zehnten), die stattfanden.
Genauso wenig können aber diejenigen, die den Sabbat verteidigen wollen, diese Stellen als einen Beweis für den Erhalt des Sabbats nehmen, nur weil der Grundtext “sabbaton” sagt. Auch dann gilt natürlich derselbe Einwand: Die Stellen sprechen immer noch lediglich vom “Brot brechen” und von “Sammlungen”. Diese hätten auch an jedem anderen Tag der Woche stattfinden können. Wenn man aber schon einmal versammelt ist, wie z.B. zum Sabbat, dann liegt es natürlich nahe, diese Dinge auch an diesem Tag zu tun. Aber noch einmal: Sie hätten auch an jedem anderen Tag das Brot brechen und Geld einsammeln können. Es gibt kein biblisches Verbot, es an einem x-beliebigen Tag zu tun.
Man kann sagen: Wenn man mal ganz nüchtern – ohne für das eine oder das andere zu sein – darüber nachdenkt, wäre es total absurd, dass der in den Zehn Geboten fest verankerte Sabbat verändert wird, wir aber nur beiläufig erfahren würden, dass dies der Fall sei. Denn einen Vers (nur einen), der die Verschiebung vom Samstag auf den Sonntag lehrt, gibt es nicht – weder aus dem Munde unseres Herrn, noch in der Lehre der Apostel.
Stattdessen gibt es aber drei wichtige historische Zusammenhänge, die man bei dieser und jeder anderen Überprüfung des “Sonntags als den sog. neuen Sabbat” zumindest einmal gehört haben sollte:
Der erste ist, dass erst ab 1975 unser Sonntag vom ersten Tag der Woche zum siebten Tag der Woche wurde. Siehe hierzu als Beleg den Eintrag 1355 des “Deutschen Institutes für Normung” und den Wikipedia-Eintrag dazu:
“Bis Ende 1975 war der Sonntag in der Bundesrepublik Deutschland der erste Wochentag. Diese Regelung wurde durch die inzwischen nicht mehr gültige DIN 1355-1 abgelöst, die den Montag zum ersten Wochentag machte.”
Die zweite wichtige historische Information können wir aus dem erweiterten Strongs-Bibellexikon (wie aus jedem anderen guten Lexikon) zum Wort “sabbaton” entnehmen. Dieser Eintrag bringt Klarheit über den Sonntag, wenn dieser als “erster Wochentag” übersetzt wird:
“erster Tag der Woche = unser heutiger “Sonntag” – allerdings damals [Anm.: also zu Zeiten der Apostel] noch nicht als Feiertag; als Feiertag wurde er erst später, mit heidnischen Elementen vermischt, eingeführt.”
Eine ziemlich gewagte Behauptung (“mit heidnischen Elementen vermischt”), die sich aber durch den dritten historischen Zusammenhang bestätigen lässt. Dazu ein Ausschnitt aus dem Artikel “Historisches – Sabbat“, der diesen Lexikon-Eintrag mehr als untermauert:
Ein weiteres wichtiges Datum hinsichtlich der Geschichte des Sabbats war das Jahr 336 n. Chr.:
Im Katechismus der katholischen Doktrin (siehe Link zu Google Books: “The Convert’s Catechism of Catholic Doctrine”, 1977 Edition) kann man auf Seite 50 folgendes Statement – eigentlich vielmehr “Lehre” der katholischen Kirche bzgl. des Sabbats nachlesen. Wir zitieren:
Frage: Welcher Tag ist der Sabbat?
Antwort: Samstag ist der Sabbattag.
Nächste Frage: Warum halten wir den Sonntag anstelle des Samstags?
Antwort: Wir achten den Sonntag anstelle des Samstags, weil die Katholische Kirche im Konzil von Laodizea (336 n. Chr.) die Feierlichkeit des Samstags auf den Sonntag übertragen hat.
Für viele ist dieses völlig unverblümte und offene Zugeben der Veränderung des Sabbats auf den Sonntag sehr verwunderlich. Da aber die katholische Kirche sich als Stellvertreter Christi auf Erden ansieht, haben sie keinerlei Problem damit, diese Veränderung eben genau so unverblümt und offen zuzugeben.
Die Frage, mit der wir auch diesen Artikel abschließen wollen, ist dieselbe, wie beim historischen Rückblick auf die “Geschichte des Sabbats”:
Wem folgt man? Dem von Menschen (aus welchen Gründen auch immer) bestimmten Sonntag oder dem von Gott bestimmten Sabbat?
Gnade mit euch.
Jes 58,13-14 Achtet den Sabbat als einen Tag, der mir geweiht ist und an dem ihr keine Geschäfte abschließt! Er soll ein Feiertag für euch sein, auf den ihr euch freut. Entweiht ihn nicht durch eure Arbeit, durch Geschäfte oder leeres Geschwätz! Achtet ihn vielmehr als einen Tag, an dem ihr Zeit habt für mich, den HERRN. Wenn ihr das tut, werde ich die Quelle eurer Freude sein. Ich werde euch über Berge und Schluchten tragen und euch das ganze Land mit seinem reichen Ertrag schenken, das ich eurem Stammvater Jakob zum Erbe gegeben habe. Mein Wort gilt! [HFA]
V1.1
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