Eure Fragen an uns – Der leicht missverständliche Paulus

Paulus, der Pharisäer

Um Klarheit über das Gesetz, und wie es Paulus auslegt und lehrt, zu gewinnen, sollten wir etwas Grundlegendes über ihn selbst verstehen, da es für alle seine Briefe wichtig sein wird:

Hat man verstanden, dass Paulus sehr leicht falsch verstanden werden kann, versteht man ihn besser.

Was ist damit gemeint?

Paulus ist der am meist kontrovers diskutierte Schreiber des Neuen Testaments: Gesetz ja, Gesetz nein. Werke ja, Werke nein. Israel ja, Israel nein. Frauenfeind ja, Frauenfeind nein, usw. usf.
Warum die größte Kontroverse allerdings beim Gesetz entsteht, hat mehrere Gründe, u.a. weil Paulus selbst “pharisäisch” gelebt hatte, dann aber durch Christus ihm eine ganz neue Freiheit offenbart wurde – nicht eine Freiheit vom Gesetz Gottes (denn er lebte ja auch nach seiner Bekehrung danach: Apg 24,14, Röm 7,25), sondern eine Freiheit von den Überlieferungen der Menschen, die das Gesetz benutzten, um die Menschen zu versklaven. In seinem Fall waren es seine Genossen, die Pharisäer selbst, mit ihren eigens erdachten Geboten.

Dazu die Stelle aus Markus, bei der unser Herr zu den Pharisäern spricht:

Mk 7,7-9 Ihr ganzer Gottesdienst ist sinnlos, denn sie lehren nur Gebote, die sich Menschen ausgedacht haben. Das Gebot Gottes schiebt ihr zur Seite und haltet euch stattdessen an Vorschriften, die von Menschen stammen. Jesus fuhr fort: Sehr geschickt bringt ihr es fertig, das Gebot Gottes außer Kraft zu setzen, um eure überlieferte Vorschrift zur Geltung zu bringen! [GNB]

Diese Stelle kurz zusammengefasst, weil sie so wichtig ist – auch wichtig, um Paulus besser zu verstehen, der selbst, wie gesagt, ein Pharisäer war:

• Der ganze Dienst der Pharisäer für Gott war sinnlos,
• weil sie dem Volk nur von Menschen ausgedachte Gebote und Vorschriften, die von Menschen stammen, lehrten.
• So schoben sie das Gebot Gottes, das Gesetz zur Seite.
• Dies alles machten sie auf sehr geschickte Weise,
• um ihre überlieferte Vorschrift zur Geltung zu bringen.
• Mit dieser geschickten Art setzen sie das Gebot Gottes außer Kraft.

Versteht man diese scharfen Worte unseres Herrn an die Pharisäer, versteht man den wahren Grund, warum er sie immer wieder bloßstellte und rügte. In allen vier Evangelien. Es war nicht, weil sie das Gesetz sehr genau hielten, sondern es war, weil sie das Gesetz Gottes sehr geschickt außer Kraft setzten.

Frage: Würde unser Herr in einer ähnlichen Situation heute anders reagieren? Was würde er sagen? Seine Antwort hat er uns bereits in der sog. Bergpredigt gegeben, in der er zu uns allen – solange Himmel und Erde bestehen – folgendes spricht:

Mt 5,18-20 Ich versichere euch: Nicht der kleinste Buchstabe im Gesetz Gottes – auch nicht ein Strichlein davon – wird je an Gültigkeit verlieren, solange Himmel und Erde bestehen. Alles muss sich erfüllen. Wenn jemand auch nur das geringste Gebot Gottes für ungültig erklärt und andere dazu verleitet, dasselbe zu tun, wird er in Gottes himmlischem Reich nicht viel bedeuten. Wer sich aber nach Gottes Geboten richtet und sie anderen weitersagt, der wird in Gottes himmlischem Reich großes Ansehen haben. Ich warne euch: Wenn ihr den Willen Gottes nicht besser erfüllt als die Schriftgelehrten und Pharisäer, kommt ihr ganz sicher nicht in Gottes himmlisches Reich. [HFA]

Wie man nun den Willen Gottes besser erfüllt als die Pharisäer, lehrt uns u.a. Paulus. Man kann sagen: Dem Herrn war es wohlgefällig, den Pharisäer Paulus zu erwählen, um die Pharisäer und ihre Menschenlehre bloßzustellen. Dieses von ihm auserwählte Gefäß sollte das Gesetz Gottes nun auf richtige Weise lehren.

Die Frage, die hinsichtlich Paulus für uns alle wichtig ist:

Lehrte er das Gesetz Gottes im Auftrag des Herrn und Mt 5,19 gemäß, also ohne dabei auch nur das geringste Gebot Gottes für ungültig zu erklären und andere dazu zu verleiten oder nicht?