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Eure Fragen an uns – Der leicht missverständliche Paulus

Paulus seine Ausdrucksweise

Paulus ist u.a. deshalb so leicht missverständlich, weil seine Sprache sehr genau, aber gleichzeitig auch kompliziert aufgebaut ist – von der geistlichen Tiefe seiner Worte ganz zu schweigen. Sind wir frisch im Glauben oder kennen die Heilige Schrift nicht gut genug, können wir vieles davon falsch verstehen. Ist das eine Mutmaßung oder Meinung unsererseits? Wir lesen hierzu die Worte des Petrus über Paulus:

2Petr 3,16 Er schreibt in seinen Briefen mehrfach darüber. Allerdings ist manches davon nur schwer zu verstehen. Und deshalb haben Leute, die entweder unwissend oder im Glauben noch nicht gefestigt sind, vieles verdreht und verfälscht… [HFA]

Die Heilige Schrift selbst bestätigt, dass Paulus schwer zu verstehen ist. Um als sog. “noch nicht im Glauben Gefestigter” zumindest ein wenig Schutz vor diesen “Paulus-Missverständnissen” zu haben, hilft es uns allen, bewusst nicht einzelne Verse für die Betrachtung wichtiger Themen zu lesen, sondern Verse in ihrem Gesamtzusammenhang zu betrachten. Das ist generell für die Bibel wichtig, aber bei Paulus ganz besonders.

Wieso drückte sich Paulus nicht einfacher aus?

Paulus war sich seiner “leichten Missverständlichkeit” voll und ganz bewusst. Es war nicht so, dass er sich keine Gedanken machte und seine Formulierungen, die Geist gehaucht sind, einfach so dahin klatschte. Er wusste sehr wohl, dass man ihn sehr leicht missverstehen konnte. Wie kann man das wissen?

Ein Mittel, das Paulus sehr häufig in seinen Briefen benutzte, gibt Aufschluss darüber. Und dieses von ihm erwählte Mittel war sehr weise: Er stellte immer wieder rhetorische Fragen, die er dann auch selbst beantwortete. So beugte er der Gefahr der Missverständnisse vor, wie z.B. hier:

Röm 11,1 Ich frage also: Hat Gott sein Volk etwa verstoßen? Nein, gewiss nicht! … [ZB]

Diese rhetorischen Fragen kommen sehr häufig in seinen Briefen vor, v.a. dann, wenn man seine Aussagen zuvor und danach sehr leicht missverstehen könnte.

Wir alle kennen solch rhetorische Fragen, die Missverständnisse vorbeugen sollen. Ein kurzes Beispiel dazu: Ein Chef sagt zu seinen Angestellten: “Morgen wird es hart. Ihr müsst den ganzen Tag durcharbeiten. Heißt das, dass ihr volle 24 Stunden arbeiten müsst? Nein, natürlich nicht.”

Zehn solcher rhetorischen Fragen finden sich allein in seinem Brief an die Römer (ein paar davon werden wir uns später noch ansehen).

Diese bewusst gestellten Fragen beschreiben seine Gedanken, so auf die Art wie:
“Ich weiß, was ihr jetzt denkt, wenn ihr das lest, daher stelle ich eine Frage, die euch vielleicht im Kopf umherschwirrt und beantworte sie auch zugleich für euch. Das sollte dann dafür sorgen, dass keine Missverständnisse aufkommen und ihr mich ja richtig versteht.”

Ein kurzes Beispiel zu seiner immer wiederkehrenden Vorgehensweise wäre der bereits gelesene Vers aus Röm 11,1. Liest man zuvor Römer 10 und bleibt beim letzten Vers stehen…

Röm 10,21 In Bezug auf Israel aber spricht er: »Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach einem ungehorsamen und widerspenstigen Volk!« [SLT]

… könnte es schnell passieren, dass man zu dem Entschluss kommt: Das widerspenstige Volk Israel wurde verworfen und ersetzt. Da Paulus wusste, dass dieser Eindruck schnell entstehen kann (erst recht durch das Hinzukommen der Heiden), fügt eine rhetorische Frage nach, die wir aber erst im nächsten Kapitel lesen können:

Röm 11,1-2 Ich frage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Samen Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor ersehen hat![SLT]

Damit klärte er diese Frage, bei all der Komplexität seiner Aussagen zuvor, direkt und einfach auf. Israel verstoßen? Nein, das sei ferne!

Würde also jemand mit der Lehre kommen, dass das Volk Israel verstoßen sei und würde mit uns darüber diskutieren, müsste man nur Röm 11 lesen und alles wäre klar. Nicht, weil man sich auf einen einzelnen Vers stützt, sondern weil diese rhetorische Frage und Paulus Antwort darauf auf so klare und ein-eindeutige Art und Weise die Problemstellung aufklärt: Israel verstoßen, ja oder nein? Wir haben die Antwort gelesen: Nein.
Eigentlich ganz einfach. Wer es verkompliziert, sind wir.

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