1Joh 2,15 Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.
1Joh 2,15 Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.
Was bedeutet es, die Welt nicht zu lieben, noch das, was in ihr ist?
Da ja die Welt voller Dinge ist, die unserem Gott nicht wohlgefällig sind, kann das im Grunde alles Mögliche bedeuten. Dennoch nennt Johannes aus all den verschiedenen Möglichkeiten lediglich nur drei Dinge. Wir lesen dazu direkt im nächsten Vers:
1Joh 2,16 Denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt.
Warum er, trotz all der verschiedenen Möglichkeiten, die er hier hätte aufzählen können, gerade nur diese drei nennt, wird nicht genauer erklärt. Was aber auffällt, ist die Parallele zu den Ereignissen im Garten Eden; denn auch da haben genau diese drei Dinge die tragende Rolle gespielt:
1Mo 3,4-6 Und die Schlange sprach zu der Frau: Ihr werdet durchaus nicht sterben, sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses. Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß.
- Die Lust des Fleisches ist das Begehrenswerte.
- Die Lust der Augen ist auch hier die Lust der Augen.
- Der Hochmut ist, dass man so wird wie Gott.
Alle drei Punkte aus dem 1. Johannesbrief kommen also auch im Garten vor. Und wie es für die Ereignisse im Garten üblich ist, werden uns durch sie – auf göttlich geniale Weise – die elementar wichtigsten Lehren und Warnungen für unser Leben mitgegeben (was die anderen wichtigen Lehren und Warnungen sind, haben wir uns unter anderem im 1. Teil der Serie: “Die Bibel: Von Anfang bis Ende” und im 1. Teil der Serie: “Wächter des Wortes – 5Mo 4,2-Tests” angesehen). Auf den ersten Blick kann man nicht sofort erkennen, wie “geistlich voll” der Schöpfungsbericht ist, aber durch die Fülle der Heiligen Schrift (wie z.B. hier durch den Johannesbrief) dürfen wir das immer mehr verstehen.
Das soll heißen, wenn die im Garten vorkommenden Punkte, die auch Johannes aufgreift, wirklich so elementar wichtig für uns sind, dann müssten wir folglich immer wieder davor gewarnt werden. Und so ist es auch, wie zum Beispiel hier durch Petrus:
2Petr 1,3-4 Da seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat, was zum Leben und zum Wandel in Gottesfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welche er uns die überaus großen und kostbaren Verheißungen gegeben hat, damit ihr durch dieselben göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht.
Inwiefern hängt das mit dem Garten und Johannes zusammen?
Das griechische Wort für “Begierde” ist dasselbe wie bei der Lust der Augen und der Lust des Fleisches aus dem Johannesbrief. Petrus sagt zu dieser “Lust bzw. Begierde”, dass sie in dieser Welt herrscht. Damit wir aber – und jetzt kommt das Entscheidende – der göttlichen Natur teilhaftig werden, müssen wir dieser Lust bzw. Begierde fliehen.
Genauso wie es Adam und Eva im Garten hätten tun sollen, indem sie “Nein!” zu der begehrenswerten Frucht sagen, die eine Lust für die Augen war.
Auch hier hätte Petrus, wie zuvor Johannes, an dieser Stelle alles Mögliche sagen können, dem wir entfliehen sollen, damit wir der göttlichen Natur teilhaftig werden. Er setzte aber denselben Fokus wie Johannes auf die Lust bzw. Begierde.
Was sagt eigentlich Paulus zu diesem Thema? Wenn es wirklich so fundamental wichtig ist, dann müssten wir auch bei ihm davon lesen:
Röm 13,13-14 Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden.
Gal 5,24 Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Begierden.
Auch er setzt denselben Fokus und bringt wie Johannes die Begierde bzw. eben die Lust mit unserem Fleisch in einen direkten Zusammenhang. Er sagt, damit man anständig wandelt und des Christus ist, müssen wir unser Fleisch samt den Begierden kreuzigen.
In anderen Worten: Wir müssen den allgegenwärtigen und alltäglichen Fleisch-Geist-Kampf gewinnen, denn …
Gal 5,17 Das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese widerstreben einander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt.
Bei diesem Kampf spielt eben
die Lust bzw. Begierde eine tragende Rolle.
Anmerkung: Man beachte bei der Lust, dass es nicht allein um die erotische Lust geht, sondern um alle möglichen Formen der Begierden, die in dieser Welt und in unserem Fleisch herrschen.
Zusammenfassend kann man sagen:
Da dieser “Fleisch-Geist-Kampf” unser ganzes Leben betrifft und eben unsere Wünsche, Lüste und Begierden ein wesentlicher Bestandteil davon sind, ist es am Ende auch nicht verwunderlich, dass die Apostel diese Tatsache explizit herausstellen und eindringlich davor warnen, wenn es darum geht,
- anständig zu wandeln,
- der göttlichen Natur teilhaftig zu werden,
- des Christus anzugehören und
- nicht die Welt zu lieben, noch das, was in ihr ist.
…
Aber was ist eigentlich mit dem dritten Punkt: Hochmut? Wie hängt er mit all dem zusammen? Wieso hebt Johannes ihn besonders hervor? Waren Adam und Eva hochmütig? Oder auch hier wieder die Frage:
Wieso wird von all den möglichen Dingen,
vor denen man uns hätte warnen können,
genau der Hochmut so explizit herausgestellt?
Die Beantwortung dieser Frage ist der Fokus dieses Textes.
Dazu direkt eine vielleicht etwas seltsame Einstiegsfrage …