Selbsterkenntnis ist der “eine entscheidende Schlüssel” für ein Leben nach dem Willen Gottes – und zwar für alle Bereiche unseres Lebens!
Wie kommen wir auf eine derart extreme Behauptung? Wieso sollte Selbsterkenntnis so enorm wichtig sein?
Schließlich könnte man völlig zurecht einwenden, dass der “eine entscheidende Schlüssel” im Glauben derjenige ist, Gott und seinen Nächsten zu lieben und ihn höher zu achten als sich selbst. Man könnte auch sagen, dass es darum geht, sich selbst für Gott aufzuopfern. Ebenso könnte man sagen, dass es darum geht, Christus nachzufolgen und ihm immer ähnlicher zu werden.
Alle diese und vergleichbaren Formulierungen sind natürlich absolut richtig, aber damit sie alle in unserem Leben auch wahr werden, benötigen wir zwingend eine ganz bestimmte Sache dafür.
Es ist die Veränderung unserer Herzen –
weg vom alten, gefallenen Menschen
hin zum neuen Menschen in Christus.
Ohne diese Herzensveränderung können wir die aufgezählten Punkte nicht schaffen. Warum? Weil die alte, unveränderte menschliche Natur keine Lust auf Gehorsam, Selbstaufopferung, Christus ähnlicher werden und dergleichen hat. Diese Dinge sind dem gefallenen Menschen ein Gräuel. Aber für den neuen Menschen, der durch Gottes Geist in seinem Denken erneuert wird, ist das nicht nur möglich, sondern es ist ihm eine Freude, diesen Dingen nachzueifern, um immer gerechter und heiliger zu werden:
Eph 4,22-24 Legt eure frühere Lebensweise ab! Ja, legt den ganzen alten Menschen ab, der seinen Begierden folgt! Die betrügen ihn nur und führen ihn ins Verderben. Lasst euch daher in eurem Denken erneuern durch den Geist, der euch geschenkt ist, und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.
3Mo 20,7 Darum heiligt euch und seid heilig; denn ich, der HERR, bin euer Gott!
Diese Veränderung, ja man kann schon sagen: Verwandlung, vom alten zum neuen Menschen ist für jeden Gläubigen notwendig. Zwingend! Und damit wir die Kraft für diese Verwandlung haben, hat uns Gott ein Geschenk gegeben: seinen Geist. Das heißt, Gottes Geist in uns wird uns dazu befähigen, uns Stück für Stück zu verändern und, wie soeben gelesen, uns dabei helfen, unser Denken zu erneuern. Aber nicht nur das, sondern sein Geist wird auch das hier tun:
Joh 16,13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten …
Dieses ”Leiten in die ganze Wahrheit” beschränkt sich nicht nur auf das Verständnis der Heiligen Schrift, sondern auf viele Dinge, unter anderem auch auf die ganze Wahrheit über uns selbst. Denn auch da wirkt Gottes Geist in uns, sodass wir nach und nach die Wahrheit über uns selbst und unser Innerstes verstehen lernen.
Das Problem dabei ist nur, dass der alte Mensch diese Hilfe ausbremst, teilweise bekämpft oder sogar komplett blockiert. Wodurch?
Jer 17,9 Arglistig ist das Herz, mehr als alles andere, und verdorben; wer mag es kennen?
Oder wie es die Schlachter übersetzt:
Jer 17,9 Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen?
Das böse und überaus trügerische Herz haben wir schon wiederholte Male behandelt, u.a. ganz gezielt im Zweiteiler: “Was ist die größte Gefahr im Glauben?”.
Hier geht es aber nicht um die generellen Gefahren unseres trügerischen Herzens, sondern es geht ganz gezielt um diejenige, die mit unserer Selbsterkenntnis zusammenhängt. Denn, wenn der Selbstbetrug dazu führt, dass am Ende das Wirken des Geistes und damit verbunden unsere Selbsterkenntnis verzerrt oder blockiert wird, dann kann es passieren, dass wir in vielen Bereichen unseres Lebens nicht wirklich verstehen, warum wir das denken, sagen, tun und fühlen, was wir denken, sagen, tun und fühlen. Und sollte das der Fall sein, dann befinden wir uns in einer Art “Dauergefahr”, falsche Wege zu gehen, ohne dass es uns auffällt. Denn grundsätzlich gilt ja:
Spr 21,2 Der Mensch meint, er tut das Richtige, aber der HERR prüft auch, was in seinem Herzen vorgeht.
Oder auch hier in einer zweiten Übersetzung:
Spr 21,2 Jeder Mensch findet sein Tun in Ordnung; der HERR aber prüft die Beweggründe.
Zu diesem Vers direkt eine Frage, die die Verbindung zu unserem Thema aufzeigen soll: Warum sagt der Spruch, dass wir unser Tun in Ordnung finden und meinen, das Richtige zu tun, dann direkt als Nächstes aber, dass Gott unsere Herzen und wahren Beweggründe prüft? Wo ist der Zusammenhang zwischen diesen beiden Aussagen?
Der Zusammenhang ist, dass durch die Prüfung unserer Herzen sich offenbaren soll, warum wir die Dinge tun, die wir tun. Das heißt, dass die wahren und nicht die eventuell selbstbetrügerischen Beweggründe zum Vorschein kommen sollen. Dieses “zum Vorschein kommen” ist dann aber nicht für unseren Gott wichtig (der uns sowieso in und auswendig kennt!), sondern für uns selbst. In anderen Worten:
Unser himmlischer Vater möchte,
dass seine Kinder sich selbst immer besser verstehen und kennenlernen,
damit sie die wahren Beweggründe ihrer Handlungen verstehen.
Kein Vers in der Heiligen Schrift macht dies so klar und deutlich wie dieser hier:
Hebr 4,12 Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schärfer als das schärfste zweischneidige Schwert und durchdringt unsere innersten Gedanken und Wünsche. Es deckt auf, wer wir wirklich sind, und macht unser Herz offenbar.
… oder wie es andere Bibeln übersetzen: Das Wort Gottes ist ein Richter der Gedanken und Überlegungen unserer Herzen.
Das heißt, wenn wir Gottes Wort lesen und dann auch wirklich verstehen, dann fällt es einen Urteilsspruch über unsere Gedanken und Überlegungen, die in unseren Herzen sind, wie es ein gerechter Richter tun würde. Lassen wir uns dann durch Gottes Geist leiten, werden wir diesen Urteilsspruch, der eben unsere innersten Gedanken und Wünsche aufdeckt und zeigt, wer wir wirklich sind, auch anerkennen – egal wie unangenehm dieses Urteil auch sein mag.
Das heißt, durch Wort und Geist werden wir uns selbst immer besser verstehen bzw. eben immer besser die wahren Beweggründe unserer Herzen erkennen.
Durch diesen Zusammenhang kann man vielleicht jetzt schon die Aussage zu Beginn ein wenig besser nachvollziehen. Denn in Hebr 4,12 steht ja nichts anderes, als dass die eine – besonders in den Mittelpunkt gestellte – Eigenschaft des Wortes Gottes diejenige ist, dass es aufdeckt, wer wir wirklich sind. Das wiederum bedeutet:
Unser allmächtiger Gott hat uns sein Wort mitunter deswegen gegeben,
damit wir uns selbst immer besser verstehen und erkennen!
Dieser Gedanke hilft vielleicht dem einen oder anderen, seinen Blickwinkel beim Lesen der Heiligen Schrift zu erweitern, denn damit kann man sagen:
Die Heilige Schrift ist ein Buch über Gott und seine Schöpfung.
Die Heilige Schrift ist ein Buch über die Liebe.
Die Heilige Schrift ist ein Buch über das Leben.
Die Heilige Schrift ist ein Buch über Jesus.
Die Heilige Schrift ist aber eben auch ein Buch über den Menschen, damit er sich selbst immer besser kennenlernt.
Dies geschieht in der Bibel auf vielerlei Weise: Sei es durch die Geschichten der Vorväter, die Fehler des Volkes, durch göttliche Einblicke in die Herzen der Menschen oder auch durch konkrete Lehren über unser gefallenes Wesen. Aber auch direkte Aufforderungen, sollen uns dabei helfen, uns immer besser zu verstehen und kennenzulernen; wie z.B. diese hier:
2Kor 13,5 Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid …
Gal 6,4 Jeder aber prüfe sein eigenes Werk …
Kla 3,40 Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen …
Diese und andere Stellen in der Heiligen Schrift fordern uns also auf:
-
- Beschäftige dich mit dir selbst!
- Prüfe deinen Glauben!
- Prüfe dein Handeln!
- Erforsche dein Innerstes!
- Lerne dich selbst kennen!
Warum?
Damit wir uns vom alten Menschen,
der seinen betrügerischen Begierden folgt,
hin zum neuen Menschen
in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit verändern.
…
Man könnte alles bis hierher auch anders, nämlich in einer Art “kausaler Kette” beschreiben, bei der die einzelnen Punkte aufeinander aufbauen und der eine Schritt automatisch zum nächsten führt. Soll heißen:
➛ Das Ausgangsproblem ist Spr 21,2 und Jer 17,9:
Jemand macht das Falsche, aber er meint dennoch, das Richtige zu tun. Das liegt vor allem daran, dass der alte Mensch sich von seinem bösen und überaus trügerischen Herzen (ver)leiten lässt.
➛ Die Hilfe für dieses Problem ist Hebr 4,12 und Eph 4,22-24:
Gottes Wort.
Gottes Geist in uns.
Seine Prüfungen.
Und dass auch wir selbst uns, unsere Wege, unsere Werke, unseren Glauben prüfen.
➛ Das Ergebnis daraus ist:
Unsere Selbsterkenntnis nimmt zu.
➛ Das Ziel des Prozesses ist:
Unsere Veränderung vom alten zum neuen Menschen, der bei allem, was er denkt, sagt, tut und fühlt – durch Gottes Geist geleitet und gestärkt – Christus immer ähnlicher wird!

