Die sieben Bausteine der Selbstveränderung
(Die Selbstveränderungs-Formel)
Selbstveränderung = Selbsterkenntnis (= Selbstprüfung + Selbsteingeständnis (= Selbstwert – 2x Jer 17,9)) x Dringlichkeitsfaktor
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“Oh je, was is’ das denn?” werden sich jetzt vielleicht einige denken, v.a. diejenigen, die froh sind, dass sie in keinen Matheunterricht mehr gehen müssen. Wir können euch auch sofort beruhigen: Wir werden nicht mit der Formel “mathematisch herumdoktern”. Wir würden es gerne und zwar so gerne, dass wir sehr lange damit gerungen haben, wie wir sie euch doch irgendwie nahebringen können. Denn der Mehrgewinn daraus beschränkt sich nicht nur auf eine theoretische Anwendung, sondern man kann die Gleichung wirklich ganz praktisch im Alltag anwenden. Das heißt, man könnte wirklich, wenn man die richtigen “Wenn-dann-Beziehungen” zwischen den einzelnen Punkten herstellt und ihnen die entsprechenden Werte als Bedingung gibt, mit dieser Formel ausrechnen, wie stark in einem bestimmten Punkt des Lebens eine Selbstveränderung stattfinden wird oder nicht.
Leider mussten wir aber feststellen bzw. uns mit einem tränenden Auge eingestehen, dass auf all die Variablen einzugehen und die verschiedenen Fälle zum besseren Verständnis durchzuspielen, das ganze Thema am Ende nicht vereinfachen, sondern für viele verkomplizieren würde. Daher haben wir uns entschieden, die Formel nicht zu nutzen, sie aber für diejenigen, die sich da reindenken wollen, zumindest einmal kurz zu zeigen.
Was wir jetzt gleich tun werden, ist, uns die sieben Bestandteile daraus etwas genauer anzusehen; aber eben nicht, um sie in die Gleichung einzusetzen, sondern um sie erst einmal in ihrer grundsätzlichen Bedeutung zu verstehen, um sie dann wiederum in direkte Bezüge zueinander zu bringen. Denn die sieben Bausteine der Formel spielen (völlig unabhängig von irgendeiner mathematischen Gleichung) bei jeder Herzensveränderung eine tragende Rolle. Was genau damit gemeint ist, werden wir gleich sehen. Zuerst aber die sieben Punkte im Überblick mit je einer kurzen Erläuterung dazu:
Selbstveränderung:
Damit ist der ganz zu Beginn des Artikels erwähnte Punkt der Veränderung vom alten zum neuen Menschen gemeint. Diese Veränderung bzw. Verwandlung ist eine zwingende Notwendigkeit (!) unseres Glaubens. Sie ist nichts anderes als der andauernde Prozess, Christus immer ähnlicher zu werden.
Selbsterkenntnis:
Bei der Selbsterkenntnis geht es vereinfacht gesagt darum, dass wir verstehen, warum wir das denken, sagen, tun und fühlen, was wir denken, sagen, tun und fühlen. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt, quasi der Schlüssel, um ans Ziel, also zur schlussendlichen Selbstveränderung zu kommen.
Selbstprüfung:
Die Selbstprüfung ist so etwas wie die Grundvoraussetzung bzw. der Startpunkt der angestrebten Veränderung. Prüft man sich selbst nicht, kann man nur schwer zur Selbsterkenntnis gelangen. Daher ja auch die zahlreichen Aufforderungen in der Heiligen Schrift (von denen wir zuvor ein paar gelesen haben), uns in allen Bereichen unseres Lebens zu prüfen: Glaube, Werke, Wege, einfach alles.
Selbsteingeständnis:
All die Selbstprüfung nützt am Ende nichts, wenn wir etwas an oder in uns erkennen, es uns dann aber (aus welchem Grund auch immer) nicht eingestehen. Diese Hürde, sich seine Fehler und Schwächen einzugestehen, ist mitunter der Hauptgrund, warum trotz einer Erkenntnis am Ende keine segensreiche Frucht wächst, sprich keine Veränderung stattfindet. Man könnte es auch so formulieren: Der Glaube ohne Werke ist ein toter Glaube. Genauso ist auch die Erkenntnis ohne Selbsteingeständnis eine tote Erkenntnis.
Jer 17,9:
Wenn die Selbstprüfung der Startschuss, die Selbsterkenntnis der Schlüssel, das Selbsteingeständnis die Hürde und die Selbstveränderung die zwingende Notwendigkeit ist, dann ist der nebst den anderen Begriffen etwas seltsam wirkende Name “Jer 17,9” so etwas wie der Stolperstein der Gleichung bzw. eben der Stolperstein für die Selbstveränderung. Das liegt mitunter daran, dass unter Jer 17,9 alle möglichen Punkte fallen können, die das Fleisch bzw. das Böse des menschlichen Herzens einschließen, wie z.B. Stolz, Streitsucht, Zorn, Feindschaft und dergleichen – und natürlich schließt der Punkt auch den allumfassenden Selbstbetrug des Herzens mit ein.
Selbstwert:
“Wie stehe ich zu mir selbst? Bin ich im Reinen mit mir? Kann ich mich selbst wie meinen Nächsten lieben?” sind Fragen, die Aufschluss über den Selbstwert geben. Der eigene Selbstwert ist so etwas wie der “Beeinflusser” der Gleichung bzw. Selbstveränderung. Ein gesunder Selbstwert beeinflusst die Selbstveränderung auf positive Weise, ein ungesunder Selbstwert auf negative Weise.
Dringlichkeitsfaktor:
Wie wichtig ist es mir, mich in dem entsprechenden Punkt zu verändern? Denn, wie wir alle wissen: Alles Wissen nützt am Ende nichts, wenn man das Wissen nicht auch anwendet.
Das heißt, dass nach Selbstprüfung, Selbsteingeständnis und Selbsterkenntnis auch
a) ein Wille zur Veränderung da sein muss;
b) man muss ganz konkret und zielgerichtet dafür etwas tun;
c) man muss konkret dafür beten und
d) man muss an allen diesen Dingen dranbleiben, bis das Problem gelöst ist.
Das alles beinhaltet der Dringlichkeitsfaktor. Oder in anderen Worten: Je wichtiger mir etwas ist und je länger ich dranbleibe, desto höher ist der entsprechende Dringlichkeitsfaktor und desto höher das Maß der Selbstveränderung.
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Jetzt, nachdem wir die einzelnen Bausteine der Selbstveränderung geklärt haben, werden wir diese sieben Bausteine und ihre Bezüge zueinander in kleine Gruppen aufteilen. Das wird uns dabei helfen, die generellen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Punkten leichter und besser zu erfassen. Die erste Gruppe lautet:
Selbstwert und Jer 17,9
Ehe man sich selbst auf irgendwelche Ermahnungen, Baustellen, begangene Fehler, Schwächen und dergleichen hin prüft, ist es wichtig, erst einmal etwas ganz Grundsätzliches an sich zu prüfen und zu verstehen: Wie stehe ich zu mir selbst? Was für ein Selbstwertgefühl habe ich?
Die Betonung liegt hier besonders auf dem Wort “Gefühl”. Denn wie eine Schwester in unserer Gemeinschaft total richtig gesagt hat, wird unser Wert nicht durch unsere Gefühle bestimmt, sondern durch Gott. Und in seinen Augen ist jedes seiner Kinder kostbar!
Leider ist es aber oft so, dass, wenn jemand nicht gerade gut von sich selbst denkt, Probleme mit sich selbst hat und/oder Verletzungen aus der Vergangenheit im Herzen trägt, dieser von Gott gegebene Wert gegenüber dem eigenen Selbstwertgefühl kaum eine Chance hat. Das heißt, dass dann das geringe Selbstwertgefühl oft viel stärker ist als der von Gott gegebene Wert.
Warum ist das für die Selbstveränderung wichtig?
Weil ein geringes Selbstwertgefühl die Gefahr in sich trägt, mit Fehlern, Kritik, Schwächen und dergleichen sehr ungesund umzugehen. Es kann zum einen dazu führen, dass man sich diese Dinge nicht eingestehen will (oft weil man nicht noch schlechter über sich selbst denken oder noch schlechter gegenüber anderen dastehen will); zum anderen kann ein geringes Selbstwertgefühl dazu führen, selbstzerstörerisch mit Fehlern, Kritik, Schwächen und dergleichen umzugehen, indem man sich nur noch einredet, schlecht und zu allem unfähig zu sein.
Sind diese hier erwähnten Punkte und ähnliche Tendenzen vorhanden, dann muss die betroffene Person vorsichtig bei jedweder Selbstprüfung sein – und zwar bevor die Prüfung überhaupt erst begonnen hat!
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Der andere Punkt, den es vorab in Bezug auf “Selbstwert und Jer 17,9” an sich zu prüfen und zu erkennen gilt, ist:
Wie häufig, in welchen Bereichen und auf welche Arten und Weisen betrüge ich mich selbst?
Um die Antwort auf diese Frage bzw. Fragen zu kennen, muss man sich natürlich vorab schon wiederholte Male selbst geprüft und Selbstbetrug an sich erkannt haben. Hat man sich noch nie dabei ertappt, dann ist das kein Beleg dafür, dass man sich nicht selbst betrügt, sondern es ist entweder ein Beleg dafür, dass man nicht wachsam genug ist, sich nicht gut genug selbst prüft und/oder sich beim Thema Selbstbetrug selbst betrügt. Denn es kann niemanden geben, der frei von Selbstbetrug ist. Warum?
Weil es die Heilige Schrift, genauer Gott selbst, sagt. Und da wir nicht nur ein trügerisches, sondern eben ein überaus trügerisches Herz haben, ist Selbstbetrug so etwas wie unsere zweite Natur. Genauer gesagt, sogar unsere erste Natur – zumindest die des unveränderten, alten Menschen.
Daher ist es wichtig, dass vor (!) jeder Selbstprüfung diese beiden Punkte des Selbstwerts und des Selbstbetrugs für jeden von uns klar sind. Das heißt, es müssen keine separaten Alarmglocken dafür angehen, sondern sie müssen bei jeder neuen Selbstprüfung vorab schon am Leuchten sein. Sollte es dann obendrein noch um ein besonders wichtiges Thema, um einen besonders sensiblen Bereich unseres Lebens oder um eine besonders starke Emotion in uns gehen, dann müssen, um im Bild der beiden Alarmglocken zu bleiben, diese auch besonders laut und auffällig läuten.

Denn dann ist die Gefahr,
sich selbst nicht richtig zu erkennen, enorm groß!
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Die nächste Gruppe, die wir uns ansehen werden, ist:
Selbstprüfung, Selbsteingeständnis, Selbsterkenntnis
Hat man die beiden zuvor genannten Punkte bewusst auf dem Schirm, kann die eigentliche Prüfung losgehen. Diese Prüfung kann ausgelöst werden durch eine Situation, die man erlebt hat, durch eine Ermahnung, durch etwas, was man in der Heiligen Schrift liest oder durch viele andere Umstände. Ist die Prüfung aber einmal im Gange, ist das Ziel dabei stets: Der Wahrheit auf den Grund zu gehen.
Für unsere Betrachtung hier gehen wir natürlich davon aus, dass der geprüfte Punkt stimmt, d.h. wir eine Baustelle an uns am Prüfen sind, die auch wirklich eine Veränderung nötig hat.
Ist das der Fall, gibt es stark vereinfacht zwei Möglichkeiten:
Man gesteht sich den Punkt ein oder nicht. Gesteht man sich ihn ein, führt das zur Selbsterkenntnis, andernfalls nicht.
Wichtig dabei ist, dass zuerst das Eingeständnis erfolgt und dann die Selbsterkenntnis und nicht umgekehrt. Warum das wichtig ist, möchten wir kurz erläutern.
Man könnte zum Beispiel sagen: “Ich prüfe mich selbst. Dann erkenne ich mich in dem jeweiligen Punkt. Und dann gestehe ich es mir ein.” Hier würde zuerst die Selbsterkenntnis erfolgen, die dann zum Selbsteingeständnis führen würde.
Das ist erst einmal so auch nicht falsch, aber “kraftvoller” ist es, wenn die Kette wie folgt ist: “Ich prüfe mich selbst. Ich gestehe mir den jeweiligen Punkt ein. Und das ist dann der Beleg dafür, dass ich mich selbst erkannt habe.”
Natürlich ist es am Ende euch überlassen, wie herum ihr es sehen wollt. Wir finden die letzte Variante aussagekräftiger und wirkungsvoller, unter anderem deswegen, weil die Summe vieler einzelner Selbsteingeständnisse zu einer immer umfangreicheren und tieferen Selbsterkenntnis führt.
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Die letzte Gruppe ist:
Selbstveränderung, Selbsterkenntnis, Dringlichkeitsfaktor
Wir gehen für unsere Betrachtung nun davon aus, dass nach der Selbstprüfung und dem entsprechenden Selbsteingeständnis, man zu einer wahren Erkenntnis über sich selbst gekommen ist. Nun bleibt nur noch die Frage: Was macht man jetzt mit dieser Erkenntnis?
Da kommt der sog. Dringlichkeitsfaktor ins Spiel. Er beschreibt, wie zuvor erwähnt, den Wunsch und den Willen danach, die entsprechende Baustelle zu bearbeiten und zu beheben. Dieser Wille beinhaltet dann vor allem das tägliche Gebet und das anhaltende Bemühen, die entsprechende Baustelle zu verändern. Man könnte auch sagen: Gott tut seinen Teil, indem er unsere Gebete erhört und wir tun unseren Teil, indem wir daran arbeiten und dranbleiben.
Das Ergebnis aus dem ganzen Prozess wird dann am Ende
immer zu einer gottgewollten Veränderung führen!
Wenn also, wie zuvor erwähnt,
- die Selbstprüfung der Startschuss,
- der Selbstwert der Beeinflusser,
- Jer 17,9 der Stolperstein,
- das Selbsteingeständnis die Hürde,
- die Selbsterkenntnis der Schlüssel und
- die Selbstveränderung die zwingende Notwendigkeit ist,
- dann ist der Dringlichkeitsfaktor so etwas wie der Treibstoff und Katalysator einer jeden Selbstveränderung. Je mehr davon da ist, desto eher wird man sich verändern.
Oder den Dringlichkeitsfaktor noch einmal dringlicher ausgedrückt:
- Selbst wenn die Selbstprüfung ehrlich und aufrichtig abläuft,
- ein (falls vorhanden) geringer Selbstwert einem bei der Selbstprüfung nicht im Weg steht,
- keinerlei Selbstbetrug da ist,
- das sich Eingestehen der entsprechenden Baustelle in vollem Umfang geschieht
- und dadurch man sich in diesem Punkt voll und ganz selbst erkennt,
- nützt am Ende all das nichts, wenn keine Dringlichkeit zur Veränderung vorhanden ist.
Weil mit dieser Dringlichkeit mehr oder weniger alles steht und fällt, werden wir uns mit ihr abschließend noch einmal intensiv auseinandersetzen.
Jetzt aber, im vorletzten Block, werden wir diese sieben Bausteine als auch alles bisher Behandelte in einen Zusammenhang mit unserer Serie (also dem “gesunden Gemeindeleben” und der Bitte unseres Herrn “eins zu sein”) bringen und aufzeigen, wie man alles in einer Gemeinschaft ganz praktisch anwenden kann.

