Gal 3,18 Denn wenn das Erbe durchs Gesetz käme, so käme es nicht mehr durch Verheißung; dem Abraham aber hat es Gott durch Verheißung geschenkt. [SLT]
Um diese Verse zwischen Galater 3,18 und 25 in der Fülle auszulegen, müsste man eigentlich…
- den gesamten Galater-Brief,
- den historischen Zusammenhang,
- die Bundesschlüsse des Allmächtigen (angefangen bei Abraham),
- die Kämpfe des Paulus zu jener Zeit,
- seine Briefe hinsichtlich seinem Vorgehen gegen Menschengebote
- und einiges mehr durchgehen.
Da es bei den Artikeln dieser Serie aber nicht darum geht, Menschen durch ausgeklügelte Argumentationen zu überzeugen, sondern darum, eine andere Sichtweise für aufrichtig Prüfende aufzuzeigen, soll es genügen, wenn wir lediglich die wichtigsten Eckpunkte anschneiden. Der aufrichtig Prüfende kann dann selbst nachforschen und entscheiden, indem er nicht uns glaubt, sondern selbst die Wahrheit sucht.
In diesem Artikel werden nebst der Verse in Gal 3,18-25 auch folgende oft genannten Stellen behandelt:
- Gal 4,5 damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen. [SLT]
- Gal 4,10-11 Ihr beachtet Tage und Monate und Zeiten und Jahre. Ich fürchte um euch, dass ich am Ende vergeblich um euch gearbeitet habe. [SLT]
- Gal 5,3 Ich bezeuge nochmals jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er verpflichtet ist, das ganze Gesetz zu halten. [SLT]
- Gal 5,18 Wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz. [SLT]
- … und einige mehr.
Parallelen
In den Briefen des Paulus kommen teilweise immer wieder die gleichen Punkte auf. Entweder werden sie dann nahezu identisch formuliert oder der Punkt wird auf vergleichbare Weise anders umschrieben gelehrt; d.h. er schrieb den einzelnen Gemeinden ähnliche Briefe, da sie alle mit vergleichbaren Fragen und Problemen zu tun hatten. Um ein Beispiel zu nennen, das in der behandelten Passage vorkommt:
Gal 3,21 Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes? Das sei ferne! … [SLT]
Dazu aus dem Brief an die Römer:
Röm 3,31 Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! … [SLT]
Oder ein weiteres Beispiel aus seinen anderen Briefen:
Eph 2,5 [Gott hat] auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! [SLT]
Kol 2,13 Er hat auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen und dem unbeschnittenen Zustand eures Fleisches, mit ihm lebendig gemacht, indem er euch alle Übertretungen vergab. [SLT]
Dies sind nur zwei von wirklich unzähligen Parallelen in den Briefen des Paulus. Daher können wir, um diese doch umfangreiche Passage abzukürzen, auf andere, bereits behandelte Artikel zurückgreifen, um so schneller auf den Punkt zu kommen.
Im Kern schreibt Paulus hier den Galatern nämlich nichts Neues, denn auch hier hatte er erneut mit Menschengeboten zu kämpfen, denen er bereits auch in anderen Gemeinden den Kampf angesagt hatte. Hier ein paar Verse, die das belegen und gleichzeitig den Kern seiner Sorge um die Galater aufzeigen:
Gal 2,4 Was aber die eingeschlichenen falschen Brüder betrifft, die sich hereingedrängt hatten, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns unterjochen könnten; [SLT]
Gal 5,1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen! [SLT]
Gal 5,9 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. [SLT]
Gal 6,12 Die Leute, die euch dazu drängen, dass ihr euch beschneiden lasst, wollen nur vor den Menschen gut dastehen. Sie wollen für ihr Bekenntnis zum gekreuzigten Christus nicht verfolgt werden. [NEÜ]
Diese eingeschlichenen falschen Brüder versuchten, die Galater nicht durch Gottes Gesetz zu versklaven, sondern durch ihre eigenen, menschlichen Lehren. Sie wendeten dabei das Gesetz pharisäisch an, indem sie eine unbiblische Werksgerechtigkeit predigten. Die Brüder, die das Gesetz nicht gut kannten, ließen sich so leicht verunsichern und irreführen – denn in ihrer Vergangenheit kannten sie Gott und sein Gesetz nicht. Daher schreibt Paulus ihnen in seiner Sorge:
Gal 4,8-11 Früher, als ihr Gott nicht kanntet, habt ihr Göttern, die in Wirklichkeit gar keine sind, wie Sklaven gedient. Aber jetzt kennt ihr Gott – besser gesagt: Gott kennt euch –, wie kann es da sein, dass ihr euch wieder diesen armseligen und schwachen Prinzipien zuwendet und ihnen erneut wie Sklaven dienen wollt? Ihr fangt an, auf besondere Tage, Monate, Zeiträume und Jahre zu achten. Ich fürchte, dass meine Arbeit an euch vergeblich gewesen ist. [NEÜ]
Wie bereits im Artikel “Kol 2,16 & Gal 4,10 – Sabbat & Feste ungültig?” aufgezeigt, geht es hier natürlich nicht um die biblischen Festtage aus 3. Mose 23, sondern um die besonderen Tage, Monate, Zeiträume und Jahre, der Götter, die in Wirklichkeit gar keine sind. Diesen schwachen Prinzipien wollten die Galater sich wieder zuwenden und ihnen erneut wie Sklaven dienen. Daher fürchtet Paulus, dass seine Arbeit an ihnen vergeblich gewesen ist.
Das ist der Zusammenhang des Briefes. Und er ist sehr, sehr klar – aber eben nur dann, wenn man nicht Verse isoliert betrachtet, sondern seine Aussagen im Zusammenhang liest und versteht was damals in den Gemeinden wirklich los war. Denn diese eingeschlichenen falschen Brüder versuchten, den neu zum Glauben gekommenen, die Beschneidung aufzudrängen, um so besser vor den Menschen dazustehen und um des Kreuzes willen nicht verfolgt zu werden.
Und um diese Beschneidung wirklich den anderen überhaupt aufzwingen zu können, erzählten sie ihnen, dass dieses spezielle “Werk des Gesetzes” (also die Beschneidung) notwendig sei, um gerettet zu werden. Genauso wie es beim Apostel-Konzil in Jerusalem war:
Apg 15,1 Und aus Judäa kamen einige herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Gebrauch Moses beschneiden lasst, so könnt ihr nicht gerettet werden! [SLT]
Gegen diese falsche Gesinnung musste Paulus immer und immer wieder ankämpfen, im Speziellen bei den Galatern, da dort eben viele dieser eingeschlichenen falschen Brüder waren. Gegen sie hat er, ohne sie explizit anzusprechen, harsche und eindringliche Worte. Sie brennen ihm so dermaßen auf dem Herzen, dass nachdem er seinen Gruß in den ersten fünf Versen niederschreibt, direkt und ohne große Einleitung regelrecht explodiert:
Gal 1,6-8 Mich wundert, dass ihr euch so schnell abwenden lasst von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium, während es doch kein anderes gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! [SLT]
Paulus macht hier, wie man sagen würde, keine Gefangenen. Auch die so oft nicht ganz richtig verstandene “Feindesliebe”, findet hier, ohne ins Detail zu gehen, sagen wir mal, auf ganz spezielle Weise ihre Anwendung. Er ist so dermaßen aufgebracht, dass er sie sogar verflucht und uns so die Brisanz der Situation aufzeigt.
Daher ist es so ungemein wichtig, dass wir alle diesen Brief richtig verstehen, denn es ist keine Lappalie um die es hier geht. Es geht um ganz grundsätzliche Dinge, wie z.B. die Gnade, das Gesetz und unsere Errettung miteinander zusammenhängen.
Aber bei den Galatern setzte sich mehr und mehr ein falsches Verständnis durch – v.a. durch die bereits erwähnten eingeschlichenen falschen Brüder. Daher gleich zur Klarstellung eines der Kernaussagen des Briefes für uns alle:
Gal 2,16 weil wir erkannt haben, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind auch wir an Christus Jesus gläubig geworden, damit wir aus dem Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Werken des Gesetzes, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt wird. [SLT]
Gal 5,4 Ihr seid losgetrennt von Christus, die ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen! [SLT]
Berücksichtigen und verinnerlichen wir diese beiden Verse, dann sind wir schon einmal gut davor geschützt, dass wir nichts in den falschen Hals bekommen; denn:
Niemand von uns will durch das Halten des Gesetzes gerechtfertigt werden.
Das wäre ein falsches Evangelium!
Jedoch bedeutet das deswegen nicht, dass das Gesetz ungültig für uns ist. Das eine (die Errettung) hat mit dem anderen (Gültigkeit des Gesetzes) nichts zu tun. Wie bereits erwähnt, betont dies Paulus ebenfalls:
Gal 3,21 Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes? Das sei ferne! … [SLT]
Röm 3,31 Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! … [SLT]