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Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 2: Das Torah 1×1

Aus was für Teilen besteht die Torah?

Was wir mit dieser Frage meinen, geht in die Richtung, dass wir uns von dem Gedanken trennen müssen, die Torah hauptsächlich als ein Gebots-Sammelwerk zu verstehen. Denn logischerweise ist sie mehr als das. Sie beinhaltet z.B. historische Berichte, Verheißungen, Baupläne, Ahnentafeln, Prophezeiungen, Warnungen und natürlich auch Gebote. Und: Sie erzählt uns  – wie die gesamte Heilige Schrift auch – eine zusammenhängende Geschichte. Und diese Geschichte wird uns – auch wenn das vielleicht seltsam klingen mag – enorm bei der Prüfung der Lehren helfen, die der Torah Gebote hinzufügen oder wegnehmen.

Wie das sein kann, werden wir gleich sehen, wenn wir uns die Torah in zusammenhängenden Abschnitten vor Augen führen. Diese Abschnitte werden dabei einen ganz besonderen Fokus haben:

den Bund zwischen Gott
und seinem Volk klarer zu erkennen.

Da dieser Bund unser Fokus ist, können wir den Anfang der Torah grob in den Zeitabschnitt vor Abraham unterteilen: Hier finden wir die Schöpfung, den sog. Sündenfall, die Sintflut, den Turmbau zu Babel (Zeitabschnitt 1) bis wir dann bei Abraham ankommen.
(Anmerkung: Ab hier folgen 14 Zeitabschnitte, die wir anhand eines Zeitstrahls veranschaulichen. An der jeweiligen Stelle erfolgt ein Hinweis mit “Zeitabschnitt 1, 2, 3, …”, der jedes Mal mit einem Bild verlinkt ist.)

Mit ihm schließt Gott einen ganz besonderen Bund (Zeitabschnitt 2), der seinen gesamten Heilsplan beinhaltet. Diesen Bund erneuert er dann mit Isaak und Jakob und verspricht den dreien, dass ihre Nachkommen großen Segen erhalten werden (Zeitabschnitt 3).

Dann folgt die Etappe der 12 Söhne Jakobs, also Israels und ihre Vermehrung in Ägypten (Zeitabschnitt 4).

Circa 400 Jahre später wird Israel durch mächtige Zeichen und Wunder aus der Sklaverei befreit (Zeitabschnitt 5).
(Ab hier detaillieren wir ein wenig die Unterteilung der zeitlichen Abschnitte und nennen dazu die jeweiligen Stellen – inklusive Buch und Kapitel –, damit für euch der Rest der Torah zeitlich und inhaltlich leichter einzuordnen ist.)

In 2Mo 19 ist das Volk nach der Befreiung aus Ägypten nun am Horeb bzw. am Berg Sinai angelangt (Zeitabschnitt 6). Dort sollen sie sich jetzt darauf vorbereiten, um in den Bund mit Gott eintreten zu können und als sein Volk bestätigt zu werden:

2Mo 19,5 Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, dann sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein.

Das Volk bereitet sich auf diesen Bundesschluss vor und die, nennen wir sie, “Zeremonie” beginnt. Das heißt: Dem gesamten Volk werden mit einer Donnerstimme zuerst die Zehn Gebote verkündet. Das Volk hört sie und fürchtet sich. Deswegen bitten sie Mose, dass er für die weiteren Gebote, also für den restlichen Inhalt des Bundes, auf den Berg steigen und sie ihnen dann mitteilen soll; d.h. Mose soll für sie der Mittler des Bundes werden. Mose willigt ein und geht hoch auf den Berg.

Dort, in den Kapiteln 21, 22 und 23 (Zeitabschnitt 7), bekommt dann Mose von Gott weitere Gebote (bzw. genauer: Rechtsbestimmungen; dazu gleich im nächsten Block mehr). Diese soll Mose genau niederschreiben:

2Mo 24,3.7-8 Und Mose kam und verkündigte dem Volk alle Worte des HERRN und alle Verordnungen. Da antwortete das Volk einstimmig und sprach: Alle Worte, die der HERR geredet hat, wollen wir tun! … Und Mose nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes; und sie sprachen: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun und gehorchen. Und Mose nahm das Blut und sprengte es auf das Volk und sprach: Siehe, das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte.

Damit ist der Bund zwischen Gott und seinem Volk (Zeitabschnitt 8) – mit seinem genau definierten und niedergeschriebenen Inhalt vollzogen worden (dazu später mehr).

Jetzt machen wir erst einmal mit dem Rest der Torah weiter:
Direkt nach dem Bundesschluss geht es dann ab dem 25. Kapitel (Zeitabschnitt 9) bis zum Ende des 2. Buches mit der Anleitung zum Bau des Heiligtums, also dem Zelt der Zusammenkunft weiter. Man könnte sagen, dass – nachdem die “Vertragsbedingungen” zwischen Gott und seinem Volk geklärt wurden – es mit dem “Zusammenleben” zwischen Gott und seinem Volk weitergeht. Für dieses Zusammenleben braucht es einen Ort, wo Gott und Mensch zusammenkommen können, sprich Gott braucht eine “Wohnung” mitten unter ihnen:

2Mo 25,8-9 Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne. Nach allem, was ich dir zeige, das Muster der Wohnung und das Muster aller ihrer Geräte, so sollt ihr es machen.

Während Mose in den Kapiteln 25-31 die genauen Anweisungen für die Wohnung und ihre Geräte erhält, versündigt sich das Volk durch das goldene Kalb (was wir in den Kapiteln 32-33 lesen (Zeitabschnitt 10)):

2Mo 32,4-6 …  und Aaron machte ein gegossenes Kalb daraus. Und sie sprachen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben. Und als Aaron es sah, baute er einen Altar vor ihm; und Aaron rief aus und sprach: Ein Fest dem HERRN ist morgen! Und sie standen am nächsten Tag früh auf und opferten Brandopfer und brachten Friedensopfer … 

Hier werden vier Dinge erwähnt (Götzenbild, fremder Gott, Altar und Fest). Genau diese vier werden dann im 34. Kapitel aufgegriffen, nachdem Mose zum zweiten Mal auf den Berg steigt. Ihm wird gesagt:

2Mo 34,12-14 Hüte dich, dass du nicht einen Bund schließt mit den Bewohnern des Landes, wohin du kommen wirst, dass sie nicht zum Fallstrick werden in deiner Mitte; sondern ihre Altäre sollt ihr niederreißen und ihre Bildsäulen zerbrechen und ihre Ascherim ausrotten – denn du sollst nicht einen anderen Gott anbeten; denn der HERR, dessen Name Eiferer ist, ist ein eifernder Gott. …
17 Gegossene Götter sollst du dir nicht machen. …
18 Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten … 23 Dreimal im Jahr (Anm.: also zu den drei großen Festen) sollen alle deine Männlichen erscheinen vor dem Angesicht des HERRN, des Gottes Israels.

Der Allmächtige greift sozusagen den Vorfall mit dem goldenen Kalb eins zu eins auf und gibt Mose bezüglich der vier Punkte (Götzenbilder, fremde Götter, Altäre und Feste) genaue Anweisungen. Diese Anweisungen erweitern den bereits geschlossenen Bund in den Kapiteln 20-24.

Darum müssen diese Worte auch zwingend aufgeschrieben und dann dem Volk mitgeteilt werden (ganz genau so, wie wenn ein Vertrag eine Änderung erhält und der Vertragspartner über diese Änderungen informiert werden muss):

2Mo 34,27 Und der HERR sprach zu Mose: Schreibe dir diese Worte auf; denn entsprechend diesen Worten habe ich mit dir und mit Israel einen Bund geschlossen. … 32 Und danach kamen alle Kinder Israel näher; und Mose gebot ihnen alles, was der HERR auf dem Berg Sinai zu ihm geredet hatte.

Dann (in den restlichen Kapiteln 35-40) erfolgt der Bau des Zeltes (Zeitabschnitt 11), das am 1.1. des zweiten Jahres aufgestellt wird. Da sie im dritten Monat am Berg angekommen waren, ergibt sich daraus, dass alles von der Ankunft am Berg über den Bundesschluss bis zum Aufstellen des Zeltes in weniger als neun Monaten passiert ist:

2Mo 40,1-2 Und der HERR redete zu Mose und sprach: Am Tag des ersten Monats, am Ersten des Monats, sollst du die Wohnung des Zeltes der Zusammenkunft aufrichten.

Dann, direkt danach, beginnt das 3. Buch Mose (Zeitabschnitt 12). Dort werden uns dann hauptsächlich die Weisungen mitgeteilt, die sich auf das Zelt beziehen. Man könnte sagen: Wenn uns im 2. Buch Mose die “Aufbauanleitung” gegeben wurde, dann erhalten wir im 3. Buch Mose quasi die “Betriebsanleitung”. Dort lesen wir davon, wie man z.B. opfert, wie die Priester eingesetzt werden, was genau sie zu tun haben, wann die Feste sind (weil man zu dieser Zeit zum Heiligtum kommen und opfern soll), wie man sich verunreinigen kann (weil niemand im unreinen Zustand zum Zelt kommen darf) usw. usf. Der Hauptfokus ist also klar und eindeutig das Zelt Gottes. Man könnte 3. Mose als “Merkhilfe” auch das “Buch des Zeltes” nennen.

Dann geht es im 4. Buch (Zeitabschnitt 13) mit folgendem ersten Vers weiter, der uns Aufschluss über die Dauer der Ereignisse im 3. Buch gibt:

4Mo 1,1 Und der HERR redete zu Mose in der Wüste Sinai im Zelt der Zusammenkunft, am Ersten des zweiten Monats, im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten, und sprach: … 

Das heißt: Alles zwischen dem Ende von 2. Mose und Anfang 4. Mose passierte innerhalb der Zeitspanne eines Monats (vom 1.1. bis 1.2.): die Einweihung der Geräte, die Einweihung der Priester und dann die “Inbetriebnahme” des Zeltes.

Im 4. Buch Mose geht es dann primär um die Landnahme und die Strafe der 40 Jahre für die erste Generation. Im Land Moab angekommen, geht es dann mit dem 5. Buch Mose weiter (Zeitabschnitt 14).

Hier lesen wir, dass Mose erneut vor dem Volk versammelt ist und als Mittler des Bundes agiert. Dieses Mal aber, um mit der zweiten Generation den Bund zu erneuern. Hierfür spricht er zu der zweiten Generation:

5Mo 1,5-6 Diesseits des Jordan, im Land Moab, fing Mose an, dieses Gesetz auszulegen, indem er sprach: Der HERR, unser Gott, redete zu uns am Horeb und sprach: …

… dann folgt eine Zusammenfassung der Geschichte der ersten Generation. Sie soll die Kinder, die mittlerweile erwachsen geworden sind, vor denselben Fehlern warnen. Das lesen wir in den Kapiteln 1-3.

Nachdem Mose diesen Rückblick beendet, setzt er im 4. Kapitel wie folgt an:

5Mo 4,1-2 Und nun, Israel, höre auf die Satzungen und auf die Rechtsbestimmungen, die ich euch zu tun lehre, damit ihr lebt und hineinkommt und das Land in Besitz nehmt, das euch der HERR, der Gott eurer Väter, gibt. Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete.

Man könnte sagen: Wie das Volk am Berg Sinai auf den Bundesschluss vorbereitet wurde, so auch dieses Mal, nur dass hier die Vorbereitung eher eine geistliche in Form einer Warnung ist. So auf die Art:

“Ihr werdet gleich den Inhalt des Bundes hören, aber wagt nicht, irgendwann in der Zukunft durch irgendwen irgendwas daran zu verändern!”

Dann, im 5. Kapitel, fängt Mose (auch hier wieder genauso wie am Berg Sinai) zuerst mit den Zehn Geboten an. Danach folgt bis zum 28. Kapitel eine Art Zusammenfassung des ersten Bundes vom Horeb plus die neuen Bestandteile des erneuerten Bundes im Land Moab (auch hierzu später mehr; zuerst einmal der Beleg zu dieser vielleicht seltsam klingenden Aussage):

5Mo 28,69 Das sind die Worte des Bundes, den der HERR im Land Moab Mose geboten hat, mit den Kindern Israel zu schließen, außer dem Bund, den er am Horeb mit ihnen geschlossen hatte.

(Für eine größere Ansicht aufs Bild klicken, bitte.)

Zu dem Punkt “Bund” werden wir, wie gesagt, nachher noch kommen. Auch werden wir dazu kommen, bis zu welchem Kapitel genau Mose die Worte des Bundes aufgeschrieben hat. Hier für die Übersicht genügt es uns erst einmal, zu wissen, dass zum Ende des Buches der Bund mit der zweiten Generation geschlossen wurde. Dann folgen abschließend noch die Prophezeiung Moses und der Bericht seines Todes. Damit wird die Torah dann beendet, ehe danach die Geschichte der Landnahme mit Josua weitergeht.

Abschließend für diesen Block fassen wir noch einmal alles stichpunktartig zusammen und machen uns – ähnlich wie bei der “Wie prüft man Biblisches”-Reihe auch – eine Art “Spickzettel”. Diesen Spickzettel könnte man dann am ehesten die “Entstehungsgeschichte des Bundes” nennen:

  • Gott schließt mit Abraham einen ewigen Bund, der aber nicht nur ihm allein gilt, sondern auch seinen Nachkommen. Dieser Bund ist die Grundlage für den Heilsplan Gottes, irgendwann wieder mitten unter seinen Kindern zu sein.
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  • Nach Abraham wird dieser Bund mit Isaak und Jakob erneuert und erweitert.
  • Dann, durch die 12 Söhne Jakobs, entsteht in der Zeit in Ägypten eine Großfamilie, genauer: ein Volk, Israel.
  • Dieses Volk trägt die Verheißungen der Vorväter, aber es ist noch nicht in einem Bund mit Gott. Das soll sich ändern und hierfür befreit der Allmächtige Israel aus der Sklaverei und führt sie zum Berg Sinai, um mit ihnen einen Bund zu schließen.
© Film: Patterns of Evidence The Moses Controversy
  • In 2Mo 19 lesen wir dann die Vorbereitungen auf den Bundesschluss.
  • Dann in 2Mo 20 erhalten sie die Zehn Gebote und in 21-23 die restlichen Gebote bzw. eben Rechtsbestimmungen des Bundes.
  • In 2Mo 24 sagen sie “Ja und Amen.” und Mose besiegelt als Mittler den Bund.  Den Inhalt des Bundes schreibt er in ein Buch.
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  • Direkt danach erhält er die Bauanleitung für das Heiligtum, das Zelt der Zusammenkunft.
  • Dann erfolgt die Sünde mit dem goldenen Kalb, woraufhin der Bund in 2Mo 34 eine Erweiterung erhält.
  • Bis zum Ende des 2. Buches wird dann am Zelt gebaut, sodass es zum 1.1. des zweiten Jahres fertiggestellt wird. Damit endet das 2. Buch Mose.
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  • Im 3. Buch lesen wir dann eine Art Gebrauchsanleitung für das Zelt (wie es eingeweiht wird, was die Priester und Leviten zu tun haben, was das Volk hinsichtlich der Unreinheit zu beachten hat, wie geopfert wird, wann die Feste sind, zu denen man zum Heiligtum kommen soll usw. usf.).
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  • Danach, zu Beginn des 4. Buches, erfolgt am 1.2. (also exakt einen Monat nach dem Aufbau des Zeltes am Ende des 2. Buches) der Befehl zum Aufbruch ins verheißene Land.
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  • Die Reise verläuft, gelinde gesagt, katastrophal. Das Buch endet dann mit dem Ablauf der 40 Jahre Strafe und der Ankunft der zweiten Generation im Land Moab.
  • Das 5. Buch geht dann genau dort weiter. Die zweite Generation versammelt sich in den Ebenen Moabs vor Mose, um – ähnlich wie am Horeb – die Inhalte des Bundes zu hören.
  • Die Rede Mose geht bis zum Schluss des Buches und am Ende erneuert die zweite Generation den Bund, der zuvor mit ihren Eltern geschlossen wurde.
© Film: Patterns of Evidence The Moses Controversy

5Mo 28,69 Dies sind die Worte des Bundes, von dem der HERR dem Mose gebot, ihn mit den Kindern Israels zu schließen im Land Moab — außer dem Bund, den er mit ihnen am Horeb geschlossen hatte.

So in ganz kurz.

Durch diese zeitliche Übersicht haben wir nun die Grundlage gelegt, um nachher den Bund, seinen Inhalt und alles, was damit verbunden ist, besser zu verstehen.

Jetzt im nächsten Block schauen wir uns weitere Grundlagen an, nämlich welche Arten von Geboten es innerhalb dieses Bundes gibt.

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