Die “Auf und Abs” im Glauben & Josephs großes Herz
Josephs Leben ist voller Berg- und Talfahrten gewesen: Zuerst der Liebling des Vaters, dann an Händler verkauft worden, dann eine hohe Position beim Kämmerer erhalten, dann ab ins Gefängnis und dann die rechte Hand des Pharaos geworden.
Wenn man sich diese Etappen Josephs vor Augen führt und sich tief in diesen Kampf, der zwei Jahrzehnte dauerte, hineinversetzt, dann ist es absolut bemerkenswert, wie fest verwurzelt Joseph in seinem Glauben an Gott war: Wir lesen von keinerlei Vorwurf wie bei Hiob oder von keinerlei Zweifel wie bei Johannes dem Täufer, sondern nur von einem unerschütterlichen Glauben, der durch ein Wort hier, eine Randbemerkung da immer wieder durch den Text hervorsticht – vielmehr wie ein Licht durch den Text hervorscheint.
Joseph zeigt uns vorbildhaft auf, dass wenn wir uns an Gott klammern, es immer Segen mit sich bringt – auch wenn dieser manchmal Jahrzehnte auf sich warten lässt. Aber am Ende wird der Segen kommen, egal wie – und wenn dieser sich bei uns nur auf das Leben in der Ewigkeit bezieht. Das Durchhalten bis zum Ende muss unser Ziel sein, denn uns könnte ein ähnliches Schicksal wie Joseph erwarten:
Mk 13,12-13 Es wird ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern und der Vater das Kind, und Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und werden sie töten helfen; und ihr werdet von allen gehasst sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. [SLT]
Auf diesem schmalen Weg bis ans Ende kann und wird es zu Höhen und Tiefen in unserem Glaubensleben kommen. Das ist ganz normal, natürlich und gut für uns. Wichtig dabei ist nur, dass wir – wie wir es alle bereits wissen – nicht von Gott ablassen. Egal was passiert, denn wir wissen ja schließlich auch, …
Röm 8,28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. [SLT]
Alle Dinge werden uns v.a. dann zum Besten dienen, wenn wir stets und in allem uns nach Gottes Willen ausstrecken:
Mt 6,33 Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden! [SLT]
Und damit wir wirklich von Herzen nach seinem Willen trachten, muss sich unser Herz verändern – und zwar gravierend: weg von unserem Ego, hin zu der Selbstaufgabe für ihn!
Und damit das überhaupt erst geschehen kann, müssen wir von Herzen diese Veränderung wollen. Wollen wir es nicht, dann wird es schwierig, sehr schwierig.
Und ein Beispiel dafür wie gravierend sich unser Herz in einigen Punkten verändern muss, zeigt uns Joseph auf. In dieser Portion lesen wir seine beiden Reaktionen auf das Wiedersehen mit seinen Brüdern, die ihn zuvor umbringen wollten und dann am Ende an Sklaven-Händler verkauft hatten:
1Mo 42,24 Und er wandte sich von ihnen ab und weinte… [CSV]
1Mo 43,30-31 Und Joseph eilte (denn sein Innerstes wurde erregt wegen seines Bruders) und suchte einen Ort, um zu weinen; und er ging in das innere Gemach und weinte dort. Und er wusch sein Gesicht und kam heraus und bezwang sich und sprach: Tragt Speise auf! [CSV]
Oft ist die Heilige Schrift bei der Beschreibung vergleichbarer Ereignisse sparsam mit Worten, aber was können wir froh sein, dass sie es an dieser Stelle nicht ist; denn wie kraftvoll und wundervoll sind doch diese Worte: “… er suchte einen Ort, um zu weinen … Und er wusch sein Gesicht und kam heraus und bezwang sich.“
Joseph war innerlich so sehr bewegt, dass er sich bezwingen musste, nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen, sobald er seine Brüder sieht. Er hatte trotz all ihrer Taten, trotz all ihres Hasses und Neids keinerlei Gefühle wie Bitterkeit, Vorwurf oder gar Hass:
Was ein Mann. Was ein Herz. Was ein Vorbild!
V1.1