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Mt 5,19-Serie (1Mo 37,1-40,23) – Fliehe der Unzucht

Mit wem rede ich über was?

Oder: Was tun, wenn man von Brüdern gehasst wird?

Diese beiden Überschriften standen zur Auswahl; denn beide sind für die Betrachtung der Situation in 1Mo 37 entscheidend.

Man hätte zu der zweiten Frage sogar noch ein Wort hinzufügen können: “Was tun, wenn man von Brüdern “unbegründet” gehasst wird?”; aber ist das denn bei Joseph so unbegründet gewesen? Haben seine Brüder ihn unbegründet gehasst?

Die schnelle Antwort lautet bei den meisten von uns sicherlich: “Klar, was kann er dafür, dass er der Lieblingssohn seines Vaters ist? Was kann er dafür, dass seine Brüder neidisch auf ihn sind?”

Dies sind berechtigte Fragen und berechtigte Einwände. Gleichzeitig kann man aber auch fragen: “Hat Joseph vielleicht etwas dazu beigetragen, dass dieser Unfriede zwischen den Brüdern noch mehr gewachsen ist? Hätte er etwas tun können, diesem Unfrieden entgegenzuwirken? Oder hatte er etwas getan, was alles nur noch verschlimmerte?”

Ehe wir zu der Beantwortung dieser Fragen kommen und sie auf uns und unseren Wandel anwenden, sollten wir uns vor Augen halten: als die Dinge im 37. Kapitel passiert sind, war Joseph gerade mal 17 Jahre alt. Sprich, er war jung, unerfahren und sicherlich noch nicht weise genug, um genau zu unterscheiden, was er wem, wann und wie erzählt.

Dennoch hatte er sicherlich schon vorher bemerkt, dass seine Brüder etwas gegen ihn hatten:

1Mo 37,4 Als seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn mehr als alle seine anderen Söhne liebte, da hassten sie ihn und konnten nicht friedlich mit ihm sprechen. [KAT]

Kein wachsamer junger Mann, wie es Joseph war, bemerkt über die Jahre hinweg nicht, dass seine Brüder auf ihn nicht so gut zu sprechen sind. Aus diesem Unfrieden und dem Neid heraus, den seine Brüder auf ihn hatten, ist es nun nicht gerade weise, ihnen einen Traum zu erzählen, bei dem sich seine Brüder vor ihm verneigen. Die Reaktion darauf war folgende:

1Mo 37,8 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Solltest du etwa König über uns sein, solltest du etwa über uns herrschen? Und sie hassten ihn noch mehr wegen seiner Träume und seiner Worte. [CSV]

Auch das hatte Joseph sicherlich mitbekommen. Das hielt ihn aber nicht davon ab, dem ganzen die Krone aufzusetzen, indem er ihnen einen weiteren Traum erzählte. Dadurch wurde alles nur noch noch schlimmer und seine Brüder warfen ihn in die Grube und verkauften ihn später an vorbeiziehende Händler.

Erneut könnte man sagen: “Was kann Joseph dafür, wenn seine Brüder eine derart feindselige Haltung haben und voller Neid und Eifersucht sind?”

Auch das ist wieder ein berechtigter Einwand, aber wenn wir aus diesem Ereignis etwas Praktisches für unser Leben mitnehmen wollen, sollten wir uns nicht auf das vereinfachte Ergebnis “der Eifersucht und Feindschaft der Brüder” konzentrieren, sondern uns fragen, ob wir etwas dazu beigetragen haben, wenn andere uns gegenüber im Unfrieden sind.

Dieser Art der Gegenfragen liegt eine grundsätzliche Denkweise zugrunde: “Auch wenn ich zu unrecht gehasst, verachtet, beneidet oder was auch immer werde, wasche ich deswegen meine Hände immer in Unschuld oder hinterfrage auch ich mein eigenes Handeln? Denn vielleicht habe auch ich etwas dazu beigetragen, dass alles nur noch schlimmer wurde?

Diese Art der Selbsthinterfragung könnte man wie folgt in einem Satz zusammenfassen: “Ich suche zuerst die Fehler bei mir selbst, egal wie offensichtlich es ist, dass mein Gegenüber falsch handelt!”

Ein kurzes Beispiel dazu:
Ein Bruder oder eine Schwester tut über eine längere Zeit hinweg Gott nicht wohlgefällige Dinge. Als liebende Brüder und Schwestern ist es nun unsere Aufgabe, diese Punkte anzusprechen. In diesem Fall möchte diejenige Person aber nicht hören, schaltet auf stur und schießt sogar zurück. Man denkt bei sich selbst: “Aber ich will doch nur helfen und tue das aus Liebe heraus, weil ich mich um diesen Menschen ernstlich sorge. Aber alles, was ich zurückbekomme, ist Abblocken, Unfriede, Anklage und dergleichen.”

Schnell kann es nun passieren, dass in einem Unverständnis oder gar Bitterkeit aufkeimen, die dann, logischerweise, bei den nächsten Gesprächen mit dieser Person zum Ausdruck kommen. Schnell wird dann aus der Ermahnung aus Liebe ein genervtes Kritisieren. Dadurch wird dann, ebenfalls logischerweise, alles nur noch schlimmer.

Jetzt könnte man, genauso wie bei Joseph auch, sagen: “Ja, aber was kann ich dafür? Ich habe lediglich auf das Wort Gottes verwiesen und aus Liebe gehandelt. Ich bekomme dafür aber anstatt Anerkennung und Dank nur Anklage zurück.”; man könnte das Beispiel sogar noch erweitern, indem man vielleicht etwas wie bei Joseph hinzufügt, wie z.B. dass man der Person Folgendes sagt:
“Gott hat mich dazu beauftragt, dieses oder jenes zu tun.”; oder: “Das ist meine Aufgabe in Christus und du musst das annehmen.” und dergleichen. Man kann sich sicherlich vorstellen, dass wenn man die Person mit biblischen Tatsachen konfrontiert hat und diese keine Frucht gebracht haben, wie viel weniger es dann ein “Hierarchie-Gefasel” tun wird.

Anders ausgedrückt: Selbst wenn Gott dich für etwas eingesetzt hat und du eine besondere Aufgabe im Leib übernehmen sollst, wird das in der Situation nichts bringen. Auch hier wieder, genauso wie bei Joseph: Das Erzählen der Träume wird nicht dazu führen, dass aus dem Gefühl der Eifersucht nun Ehrerbietung und Friede wird. Daher gilt es genau zu unterscheiden, wem wir was wann und wie erzählen!

Dies ist nur ein kurzes Beispiel dafür, wie wir, wenn man sich nur auf das einfache Ergebnis konzentriert und nicht auch die Fehler bei sich selbst sucht, an Baustellen bei und in einem selbst vorbeischrammt. Anders ausgedrückt: Man hält sich selbst davon ab, in Christus zu wachsen und ihm immer ähnlicher zu werden, wenn ich die Fehler (seien sie noch so klar bei meinem Gegenüber) nur beim anderen sehe, aber mein eigenes Denken und Handeln nicht überprüfe.

Mt 7,3 Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? [SLT]

Denn, wenn man schon mit so viel Weisheit gesegnet wurde, dann sollte man auch in Weisheit erkennen, dass meist beide mitschuldig am Ausgang einer unschönen Situation sind – und selten einer allein.

Will man also dazulernen, an sich arbeiten und zur Reife in Christus gelangen, sollte man es nicht einmal in Erwägung ziehen, unschuldig in einer Konfliktsituation zu sein. Und selbst wenn man komplett unschuldig war, kann man dennoch dazu lernen, wenn man sich die gesamte Situation noch einmal sachlich, nüchtern und im Geiste Gottes betrachtet. Fragen die dabei hilfreich sein können:

  • Was kann ich das nächste Mal besser machen?
  • Was hätte ich sagen sollen und was nicht?
  • Wie habe ich das gesagt, was ich gesagt habe? War ich reinen Herzens?
  • Ist es vielleicht besser, manchmal nichts zu sagen?
  • Will ich, dass alles verschlimmert wird oder will ich durch die Liebe Gottes in mir in Weisheit handeln und Friedensstifter sein?

Mt 5,9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. [CSV]

Denn am Ende will man einem Menschen ja nur helfen, den man liebt. Und diese Hilfe kann man meist immer ruhiger, sanftmütiger, weiser, geduldiger, freundlicher, friedlicher und liebevoller anbieten; d.h. wir können immer mehr im Geist Gottes handeln als im Fleisch unserer alten Natur.

Röm 12,9-18 Die Liebe sei ungeheuchelt! Hasst das Böse, haltet fest am Guten! In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor! Im Eifer lasst nicht nach, seid brennend im Geist, dient dem Herrn! Seid fröhlich in Hoffnung, in Bedrängnis haltet stand, seid beharrlich im Gebet! Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen, übt willig Gastfreundschaft! Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht! Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid gleich gesinnt gegeneinander; trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen; haltet euch nicht selbst für klug! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das bedacht, was in den Augen aller Menschen gut ist. Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden. [SLT]

Kol 3,12-17 So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr. Über dies alles aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib; und seid dankbar! Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen. Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. [SLT]

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