Egal wie, nie zufrieden
Bei diesem Abschnitt geht es vor allem um zwei Dinge. Einmal darum, dass wir Menschen die große Schwäche haben, meist das haben zu wollen, was wir gerade aktuell nicht haben. Und einmal darum, dass wir meist vergessen, wie es war, als es uns schlecht ging.
Zuerst das Beispiel zu dem letzten Punkt (also dem “Vergessen, wie schlecht es uns mal ging”):
Der aus der Gosse gezogene Mann
Ein Mann arbeitet in einem Unternehmen, das finanziell immer mehr den Bach runtergeht:
Die Auszahlungen der Gehälter werden von Monat zu Monat verschoben. Seine Ersparnisse gehen flöten. Seine Schulden, die er parallel hatte, kann er nicht mehr zurückzahlen.
Als Folge davon muss er aus seiner geliebten Wohnung in eine viel kleinere ziehen, kann sich nicht mehr viel leisten und steht am Ende ohne Arbeit da. Dadurch macht er sich natürlich Sorgen um seine Familie, hat Existenzängste, steht unter enormem Druck und Dauerstress. Seine Frau will arbeiten gehen, aber dann müsste er daheim bleiben und auf die Kinder aufpassen. All das macht ihm zu schaffen und Selbstvorwürfe, als Mann und Vater versagt zu haben, plagen ihn.
Genau zu dieser Zeit läuft ihm dann zufällig ein alter Schulfreund über den Weg, der total entsetzt und gleichzeitig innerlich bewegt von seiner Situation ist. Er bietet ihm sofort seine Hilfe an.
Für ihn ist das auch kein großes Problem, denn er ist reich und führt ein eigenes Unternehmen, sodass er ihm auch sofort einen Job in seiner Firma gibt; und das obwohl er eigentlich gar keinen Arbeiter mehr benötigt. Der Familienvater ist im Grunde auch gar nicht qualifiziert für die Arbeit, die ihm gegeben wird. Der Schulfreund stellt ihn aber dennoch ein, weil sein Herz das Leid nicht mit ansehen kann. Er gibt ihm obendrein noch ein Haus, in das er sofort mit seiner Familie einziehen kann. Miete verlangt er erst einmal keine, bis die Familie sich finanziell wieder gefangen hat. Die Familie ist total beflügelt, befreit und voller neuer Lebensfreude und Dank gegenüber dem Schulfreund.
Dann vergeht eine gewisse Zeit und nach und nach normalisiert sich alles wieder bei der Familie. Das Gefühl der Befreiung und der neuen Lebensfreude lassen nach und der Alltag stellt sich wieder ein.
Dann dauert es auch nicht mehr lange und der Familienvater beginnt, immer unzufriedener im Unternehmen seines Freundes zu werden. Warum? Die Vorstellungen, die man hat, werden einfach nicht ganz erfüllt: Paar Euro mehr, damit man sich noch mehr leisten kann, gleichzeitig weniger Arbeit und eine höhere Position im Unternehmen wären nicht schlecht, denkt sich der Familienvater. Außerdem ist der Kaffee, den es immer umsonst gibt, auch nicht mehr der gute und teure, sondern der billige aus’m Supermarkt. Und wenn er es sich genau überlegt: Die Arbeit am Schreibtisch ist auch ein wenig zu anstrengend für ihn.
Also was tun? Er fasst sich ein Herz und geht mit seinen großen Problemen zum Schulfreund, der ihn wortwörtlich aus der Gosse gezogen hat. Dieser kann seine Unzufriedenheit – logischerweise – nicht ganz nachvollziehen. Das wiederum macht den Familienvater wütend, sodass er sagt: “In meiner alten Arbeit war alles viel besser. Hier nervt mich alles nur noch.”
…
Vielleicht kennt man so eine oder eine ähnliche Geschichte oder Situation – von sich selbst oder von anderen. Denn unsere menschliche Schwäche, schnell undankbar zu werden und es nicht mehr zu schätzen, was man alles haben darf, begleitet und durchdringt eigentlich unser ganzes Leben. Und das in allen möglichen Facetten.
…
Jetzt noch kurz das zuvor erwähnte zweite Beispiel. Es betrifft fast dieselbe Baustelle, aber geht dabei mehr auf unsere Schwäche ein, meist das haben zu wollen, was wir grad aktuell nicht haben. Und haben wir das dann, was wir uns wünschen, dann sind wir irgendwie auch nicht ganz zufrieden:
Kinder, Schule und die Corona-Pause
Wie ihr wisst, gab es wegen Corona eine gewisse Zeit lang keine Schule. Zuerst fanden das die Kids natürlich total toll. Es war ja wie zusätzliche Schulferien, die quasi aus dem Nichts kamen. Die Freude war riesig. Nachdem aber eine gewisse Zeit vergangen war, schlich sich langsam aber sicher bei immer mehr Kindern die Langeweile des Alltags ein. Dann, siehe da, nachdem sich die Corona-Schulpause noch mehr in die Länge zog, sehnten sich auf einmal viele der Kinder wieder danach, zurück in die Schule zu gehen. Das muss man sich mal vorstellen: Kinder, die von sich aus wieder in die Schule wollen. Etwas, was vor Corona für viele undenkbar war.
Genau so eine oder ähnliche “Eigenart” haben natürlich auch wir Erwachsene. Daher gilt für uns alle:
1Thes 5,18 Seid in allem dankbar, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.