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Zufall oder Zeichen?

Das Prüfen der eigenen Herzen (und Sehnsüchte)

Auch hierzu direkt ein Beispiel:
Ein Bruder hat einen Dienst von Gott erhalten. Sagen wir mal, er ist zu einem Vorsteher und Aufseher, also Hirten einer Gemeinschaft berufen worden. Gleichzeitig trägt er aber auch den Wunsch in sich, in der Welt herumzureisen und zu evangelisieren. Er weiß, dass Gott auch schon mal durch ihn wirkt und Menschen zum Glauben bringt. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass das nicht seine Berufung ist. Diese ist vor Ort für die Gemeinschaft da zu sein.

Sein Wunsch wird nun mit den Ältesten anderer Gemeinschaften besprochen und so richtig will der Bruder nicht von seiner Vorstellung loslassen. Sein Argument ist, weil es Gott ja segnet und durch ihn wirkt. Und das stimmt auch. Das tut er.

Nun kommt es dazu, dass während einer seiner Reisen sich wie gewohnt seine Gemeinschaft versammelt und am Ende der Lesung jemand sagt: “Schade, dass jetzt unser Hirte nicht da ist.” Daraufhin antwortet einer seiner Söhne: “Ja, wenn jetzt mein Papa da wäre, dann würde er noch viel Schönes zu dem Thema sagen.”

Die Situation und die Worte seines Sohnes werden ihm nach seiner Rückkehr mitgeteilt und das freut ihn natürlich.

Als dann ein anderer Bruder ihn darauf anspricht und fragt, wie er denn die Worte seines Sohnes aufgefasst hat, antwortet er ihm: “Na, ich habe mich natürlich voll darüber gefreut.”

Der andere Bruder fragt ihn daraufhin: “Da du ja oft in Dingen Zeichen siehst: Wie hättest du es denn aufgefasst, wenn dein Sohn gesagt hätte: ‘Ja, mein Papa ist jetzt zwar nicht da, aber nur deswegen, weil er unterwegs für Gott ist und Wichtiges für ihn tut.’ Hättest du es dann nicht sofort als ein Zeichen aufgefasst, dass Gott deine Reisen sogar ‘aus dem Mund der Unmündigen’ bestätigt? Wenn dein Sohn aber das sagt, was er wirklich gesagt hat, dann interpretierst du es nicht als ein Zeichen, dass Gott will, dass du bei deiner Gemeinde bleibst. Interessant, oder?”

Die Antwort des Bruders war, dass er das aus diesem Blickwinkel gar nicht betrachtet hatte.

Und wieso man in solchen und zahlreichen anderen Situationen das eine so sieht und das andere so, hat mehrere Gründe. Der eine ist mehr oder weniger rein technischer Natur und eigentlich nichts anderes als eine Schwäche unseres Gehirns. Sie nennt sich: selektive Wahrnehmung; d.h., dass nur Dinge von uns bewusst wahrgenommen werden, die wir in irgendeiner Art und Weise auch wahrnehmen wollen. Die anderen werden mehr oder weniger unbewusst ausgeklammert. So wie eben in dem Beispiel die Aussage des Sohnes.

Es gibt aber noch einige andere Schwächen unseres Gehirns, die nahezu alle für das Thema “Zufall oder Zeichen?” eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Wir werden hier aber nicht auf sie eingehen. Wen diese Schwächen genauer interessieren, dem legen wir diese Doku hier aus der “Gefahren im Glauben”-Serie nahe:

Verschwörungen (Teil 1)

Der zweite Grund, warum man bei solchen und ähnlichen Situationen, wie die des Bruders, das eine sieht und das andere übersieht, ist unser Herz und die Sehnsüchte, die darin verankert sind. In seinem Beispiel, die Sehnsucht, herumzureisen. Natürlich wollte er dabei auch Gott dienen. Ohne Frage. Aber es spielten eben beide Faktoren eine Rolle. Und genau darin liegt die Gefahr, weil man sich dadurch seine Sehnsucht quasi “schönreden” kann. 

Es gibt aber eine weitere Sehnsucht, die beim Thema “Zufall oder Zeichen?” viel tiefer geht und nahezu allen Situationen zugrunde liegt:

Es ist die Sehnsucht, dass Gott in meinem Leben wirkt. Dass er mir nahe ist. Dass ich ihm wichtig bin, und dass er sich um meine Sorgen kümmert. Eben auch durch Zeichen.

Diese Sehnsucht, die jeder von uns auf ganz natürliche Weise hat, ist gut und daran ist nichts Schlimmes.

Aber die wahrhaftige Nähe sollte in unserem tiefen Glauben, unserem bedingungslosen Gehorsam, unserer völligen Hingabe und innigen Liebe für ihn liegen
und nicht im Haschen nach Zeichen gesucht werden!

Erfüllen wir die Sehnsucht nach der Nähe zu unserem Gott nicht auf diese gesunde Weise, dann kann sie uns dazu bringen, dass wir hier und da (oder sogar ständig) in irgendwelchen Zufällen im Alltag vermeintliche Zeichen Gottes sehen, die am Ende aber keinerlei Zeichen von ihm sind. Die Gefahr dabei ist dann logischerweise sehr groß.

Und weil diese Gefahr so groß ist, müssen wir uns selbst prüfen und uns die Frage stellen:

“Wie stark ist diese Sehnsucht in mir?
Führt sie dazu, dass ich in alltäglichen Situationen
Zeichen Gottes suche und sehe?”

Das ist aber nicht die einzige Selbstprüfungsfrage, die wichtig beim Thema “Zufall oder Zeichen?” ist. Denn wenn in unseren Anliegen eine Sehnsucht nach etwas verborgen ist, dann ist auch automatisch die Gefahr da, dass man aus Zufällen Zeichen macht. Und je größer die Sehnsucht ist, desto größer ist die Gefahr, dass man etwas falsch interpretiert.

Nehmen wir zum Beispiel das Kind mit dem Super Mario-Spiel. Hätte es selbst am Vorabend die Doku gesehen und am nächsten Tag die Geburtstagseinladung mit dem Super Mario-Motiv erhalten, könnte es schnell auf die Idee kommen, dass das ein Zeichen sei, dass er auf die Feier darf oder man ihm ein Super Mario-Spiel kaufen müsse. Oder derjenige, der den überaus seltenen Oldtimer gesehen hat. Für ihn könnte es dann ein klares Zeichen sein, dass er es kaufen soll, wenn er direkt am nächsten Tag exakt dasselbe Auto, das er vorher noch nie gesehen hatte, auf einmal auf der Straße fahren sieht. Oder für den Schachspieler mit dem Läufer und dem Turm wäre es ein Zeichen, dass er sich jetzt dem Schachspielen widmen soll, weil er so gern Schach spielt. Oder, oder, oder. Die Liste, bei der wegen unseren Sehnsüchten Zufälle zu Zeichen gemacht werden, kann man beliebig fortsetzen. Aber so funktioniert das logischerweise nicht.

Ebenso nicht, wenn man eine Sehnsucht danach hat, etwas nicht zu tun. Das heißt, es können zum Beispiel Gebete vor Gott gebracht werden, bei denen man zwar fragt, ob man etwas tun soll oder nicht, aber im Herzen tendiert man ganz stark zu einem “Nein” bzw. man hat schon längst eine Entscheidung getroffen und sucht nur noch nach einer Bestätigung.

Unser beliebtes Beispiel zur Veranschaulichung dieses Problems ist, wie ein Christ die Frage nach der Gültigkeit des Gesetzes durch Gebet und Fasten vor Gott gebracht hatte und dann meinte, dass ihm Gott eindeutig gezeigt haben solle (und das auch durch die Heilige Schrift), dass es ungültig sei. Würde man die Person nach der Aufrichtigkeit seines Anliegens fragen, würde sie sagen, dass es natürlich ernst sei – schließlich fastet man ja sogar dafür.

Aber das … 

Hebr 4,12 Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schärfer als das schärfste Schwert und durchdringt unsere innersten Gedanken und Wünsche. Es deckt auf, wer wir wirklich sind, und macht unser Herz vor Gott offenbar.

Dieser Vers gilt nicht nur für dieses Beispiel, sondern logischerweise für uns alle.

Man kann auch hier als eine Art Merkregel sagen: Da wo die Sehnsucht nach etwas ist, wird man auch Zeichen finden.

… oder auch: “Wer suchet, der findet!” – nur dieses Mal in einem negativen und überaus gefährlichen Kontext!

Was können wir tun, damit uns das nicht passiert? Das, was wir bereits gelernt haben, d.h.:

Sollten wir Gott um Klarheit für eine Sache bitten (egal welche) UND dabei an uns selbst erkennen, dass wir den Hang und Drang danach haben, hier und da Ereignisse aus unserem Alltag als Zeichen Gottes zu interpretieren, dann können, dürfen und sollten wir dringend – um uns einfach selbst zu schützen (!) – uns an den biblischen Vorbildern orientieren und Gott um ganz, ganz konkrete Zeichen bitten.

Diese wärmste Empfehlung auf das Thema “Sehnsüchte” angewandt würde bedeuten:

Je größer unsere Sehnsucht,
desto eher sollten wir um ganz konkrete Zeichen bitten.

Und sollte man sich das nicht trauen, dann sollte man auch an sich selbst erkennen, dass etwas im Herzen nicht ganz stimmt. Denn dann will man sein Anliegen nicht ganz Gott abgeben, sondern immer noch selbst mitbestimmen. Das wiederum wäre dann die Umkehr des zuvor erwähnten Ziels der Schöpfung und der Erziehung unseres himmlischen Vaters: “Nicht unser, sondern sein Wille soll geschehen.” Dieses Ziel würde man dann quasi auf den Kopf stellen und es würde dann heißen: “Nicht sein, sondern mein Wille soll geschehen.”

Wie man unschwer erkennen kann, wäre das alles andere als ein kleines Problem!

Damit sind wir beim letzten Block angekommen.

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