Sich selbst besser verstehen, um Gott nicht falsch zu verstehen
Wie kann man sich selbst besser verstehen? So wie wir es im letzten Teil und in vielen anderen Teilen anderer Serien hatten: indem man sich selbst und Menschen, die uns gut kennen, die richtigen Fragen stellt. Diese Fragen werden dabei helfen, blinde Flecken, trügerische Herzen, Sauerteig, Missverständnisse und – für unsere Betrachtung hier wichtig – ein falsches Gottesbild aufzudecken.
Wie zuvor erwähnt, können für verzerrte Vorstellungen von Gott viele Faktoren eine Rolle spielen. Im Folgenden möchten wir die mit am häufigsten vorkommenden auflisten und dazu dann jeweils die passenden “Selbstprüfungsfragen” stellen:
(Auch hier wieder, wie im letzten Teil dieser Serie, die wichtige Anmerkung vorab: Eine einzelne Frage muss nicht gleichbedeutend damit sein, dass sich nur deswegen das entsprechende Gottesbild festgesetzt hat. Das kann der Fall sein, muss es aber nicht. Wenn aber immer mehr Fragen in ein und dieselbe Richtung gehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das verzerrte Gottesbild daher rührt.)
Ungesundes Vater-Kind-Verhältnis
Es liegt auf der Hand, dass manche Geschwister Dinge, die der irdische Vater falsch gemacht hat, in irgendeiner Art und Weise auf den himmlischen Vater übertragen. Das muss selbstverständlich nicht zwingend so sein, aber es kommt leider immer wieder vor. Sind die vom leiblichen Vater falsch gemachten Dinge gravierend, sodass sogar Verletzungen im Herzen entstanden sind, dann können die Auswirkungen auf ein verzerrtes Gottesbild sehr groß sein.
Da dieses Thema weitreichend und gleichzeitig auch tiefgehend ist, können wir hier unmöglich auf alle Aspekte eingehen. Aber der Grundgedanke hinter dem Ganzen dürfte jedem klar sein. Daher ist hier die Selbstprüfungsfrage eigentlich nur eine einzige, die dann aber automatisch einige “Folgefragen” mit sich bringt:
- Wie ist mein Verhältnis zu meinem leiblichen Vater?
- Adaptiere ich Eigenschaften von ihm auf Gott?
- Wie hat mich mein Papa geliebt? Wie habe ich seine Liebe empfangen und empfunden?
- Habe ich Dinge in meinem Herzen, die ich meinem Papa vorwerfe?
- Oder als fast schon Universalfrage formuliert:
Beeinflusst meine Sichtweise auf meinen Papa, meine Sichtweise auf Gott?
Wenn ja, wie genau?
Dies sind nur ein paar Beispielfragen, die du dir selbst und auch anderen Vertrauenspersonen stellen kannst. Prüfe dich und dein Verhältnis zu deinem Vater sehr gründlich, um nicht falsche Sichtweisen auf deinen himmlischen Vater zu haben.
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Ungesunde Erziehung
Sie hat natürlich Überschneidungen zum letzten Punkt, aber hier geht es mehr um die Art und Weise, wie man erzogen worden ist, anstatt wie das Verhältnis zum Papa oder den Eltern an sich war.
Auch hier wieder ein paar Fragen, die direkt verstehen lassen, was hier genau der Fokus ist:
- Wie würde ich meine Erziehung beschreiben? Durfte ich alles machen und haben oder war meine Erziehung über das gesunde Maß hinaus streng?
- Wurde mir weniger die gesunde Furcht vor meinen Eltern, stattdessen eher die Angst vor Strafe beigebracht?
- Oder wurde mir keines von beiden, sondern eher ein “Freigeist” beigebracht, der sich mehr an der Erziehung der Welt als an der göttlichen orientiert? Sollte es eine göttliche Erziehung gewesen sein, wie habe ich sie damals als Kind empfunden und wie verarbeite ich sie jetzt rückwirkend?
- Musste ich Leistung erbringen, damit ich Liebe und Anerkennung erhalte?
- Und zum Abschluss die im Grunde wichtigste Frage mit den größten möglichen Auswirkungen:
Habe ich mich von meinen Eltern geliebt und angenommen gefühlt?
Auch das hier sind nur einige Beispielfragen, die dir dabei helfen sollen, dich und dein Verhältnis zu deinen Eltern daraufhin zu prüfen, ob dieses Verhältnis auf falsche Art und Weise auf dein Verständnis von Gott abfärbt.
…
Ungesunde Lehre
Auch hier kann es natürlich Überschneidungen zu den Punkten zuvor geben, denn der Vater allein oder eben die Eltern gemeinsam können für falsche biblische Lehren und Ansichten verantwortlich sein.
Auf den Kern reduziert, spielt es aber keine große Rolle, von wem eine Irrlehre stammt, denn sobald diese einen Nährboden in unseren Köpfen und Herzen findet, wird die Lüge ihre faule Frucht hervorbringen – egal ob diese von Mama, Papa, oder von der Gemeinde, vom Fernseher oder aus dem Internet stammt. Wenn einmal – durch eine falsche Lehre, Meinung, Ansicht oder was auch immer – das Gottesbild verzerrt wurde, muss es so oder so wieder richtiggestellt werden.
Wie?
Natürlich durch die Wahrheit:
Joh 8,32 Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!
… frei von Lügen, frei von Irrlehren … und dann wird die Wahrheit uns natürlich auch frei von einem falschen Gottesbild machen!
Wie könnten hier für diesen Punkt die Selbstprüfungsfragen aussehen?
Denn offensichtlich macht die Frage: “Glaube ich an die eine oder andere Irrlehre?” kaum Sinn, weil niemand darauf antworten wird: “Ja, jetzt wo du es sagst, an die eine Irrlehre glaube ich noch!”
Erneut also die Frage: Was gegen eventuell vorhandene Lügen, Irrungen und Verwirrungen, oder einfach nur Missverständnisse tun?
Auch hier lautet die Antwort wie zuvor: Wahrheit! Wir müssen uns durch sie von den zahlreichen Irrlehren und falschen Gottesvorstellungen befreien. Und wo wir die Wahrheit über unseren Gott finden, ist offensichtlich:
Joh 17,17 Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.
Später, wenn wir uns ganz konkret Verse ansehen werden, die das vollkommene Wesen unseres Gottes beschreiben, werden wir auf diesen Punkt zurückkommen.
Jetzt noch zum letzten Aspekt, der zu einem verzerrten Gottesbild führen kann. Dieser ist so etwas wie eine übergeordnete Gefahr:
Ungesunde Emotionen und Gedanken
Wie und was wir fühlen, was wir über uns selbst denken, wie wir uns selbst beurteilen, welche Ängste und Zweifel wir haben, alle diese und ähnliche Dinge können unser Bild von Gott verzerren. Und das nicht gerade wenig.
Da dieses Thema sehr umfangreich ist und in viele Vorstellungen von Gott mit reinspielt, werden wir es uns gleich im nächsten Block genauer ansehen, wenn wir die am häufigsten vorkommenden falschen Gottesbilder auflisten werden. Dann wird man leichter den direkten Bezug zwischen unseren Emotionen und den verschiedenen verzerrten Vorstellungen von Gott nachvollziehen können.