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Falsches Gottesbild

Ein kleiner Junge wächst wohlbehütet in einer Großfamilie auf … aber leider ohne seinen Papa. Seine Kindheit verläuft ansonsten wie bei anderen Kindern: Viel spielen, irgendwann zur Schule gehen, Freundschaften schließen, in die Pubertät kommen und dann irgendwann Ausbildung und Job anfangen.

In all diesen Jahren erfährt er hier und da immer wieder etwas über seinen Papa. Mal Gutes, mal nicht so Gutes, mal wird ihm direkt etwas über ihn erzählt, mal liest er bei dem Gesagten zwischen den Zeilen. Der eine zeigt ihm die eine Sicht, der nächste eine andere auf seinen Vater. In kurz: Ob er will oder nicht, hat er, ohne seinen Vater je gesehen oder gesprochen zu haben, eine Vorstellung von ihm.

Dann, irgendwann, kommt das erste Lebenszeichen. Ein Brief von seinem Vater. Ein sehr langer, in dem er ganz offen und ehrlich über seine Vergangenheit, sich selbst und wer er eigentlich ist, schreibt. Neugierig liest er den Brief. 

Frage dazu:
Ist es für den mittlerweile erwachsen gewordenen Mann möglich, die Worte seines Vaters unvoreingenommen aufzunehmen oder hat er bereits eine relativ feste Vorstellung von ihm?

Natürlich hat er eine. Wahrscheinlich sogar eine sehr, sehr genaue Vorstellung, denn er hat ja ein Leben lang aus allen möglichen Richtungen, von allen möglichen Personen, mit allen möglichen Meinungen, bereits alles Mögliche über seinen Vater gehört. Wie sollte sich da kein Bild festigen?!

Die Frage ist nun:
Ist es bei uns und unserem himmlischen Vater anders? Oder haben auch wir ein Leben lang aus allen möglichen Richtungen, von allen möglichen Personen, mit allen möglichen Meinungen, bereits alles Mögliche über unseren Gott gehört und so ein relativ festes Bild von ihm, ehe wir überhaupt die erste Seite aus seinem Brief an uns (die Bibel) gelesen haben?

Auch bei uns lautet die Antwort: Natürlich haben wir das. Denn auch wir wurden ein Leben lang aus allen möglichen Richtungen mit Informationen bombardiert. Schließlich redet die ganze Welt über Gott. Der eine so, der andere so. Ob gläubig oder ungläubig. Jeder hat eine Meinung über Gott. Auch Filme, Musik oder ähnliches beeinflussen von klein auf unser Gottesbild!

Selbst Floskeln und Redewendungen, wie wir sie im letzten Teil hatten, verzerren unsere Vorstellung von Gott; wie zum Beispiel der völlig unbiblische Spruch: “Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.”

Was denkt man, was für ein Bild sich allein durch diesen einen vermeintlich harmlosen Spruch im Kopf eines Kleinkindes festsetzen kann? Auf jeden Fall nichts Gutes und auf jeden Fall nichts, was dem Wesen unseres Gottes entspricht.

Und das ist, wie gesagt, nur ein kleines Beispiel. Wir alle haben bzw. hatten, ehe wir auch nur die erste Seite der Heiligen Schrift gelesen hatten, ein vorgeprägtes Bild von unserem Gott. Und da sind wir noch nicht einmal bei den Dingen, wie z.B., dass die Welt die Definition von Liebe, den Kern des Evangeliums, unseren Gerechtigkeitssinn oder dergleichen falsch geprägt hat. Denn diese und ähnliche Dinge spielen ebenfalls alle in unser Gottesbild mit rein, denn haben wir falsche Vorstellungen von Liebe und Gerechtigkeit, werden wir die Liebe und Gerechtigkeit unseres Gottes auch nicht richtig erfassen können.

In anderen Worten: Es ist bzw. war für ausnahmslos jeden Gläubigen, zu egal welcher Zeit in der Menschheitsgeschichte, quasi unmöglich, unvoreingenommen die Heilige Schrift zu lesen und sich dadurch zeigen zu lassen, wie unser himmlischer Vater wirklich ist. Auch wird man ganz automatisch der Gefahr unterliegen, seine Wirkungen im eigenen Leben falsch zu deuten, d.h. es kann dann leicht passieren, dass man vermeintlich sein Eingreifen irgendwo sieht, wo er gar nicht gewirkt hat und umgekehrt.

Unser himmlischer Vater wurde über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg bis ins Unkenntliche verzerrt. Oder anders ausgedrückt: Jeder machte sich in all der Zeit seinen eigenen Gott.

Für den einen ist er der übergnädige Gott, der einen alles machen lässt, weil er ja einen so liebt, wie man ist und man sich nicht verändern braucht. Für den anderen ist es das genaue Gegenteil: Gott steht mit der Zuchtrute hinter jeder Ecke und wartet quasi nur darauf, bis man einen Fehler macht, damit er diesen dann sofort und aufs Härteste bestrafen kann.

Zu welcher “Version Gottes” der jeweilige Gläubige tendiert, hängt meist von den Erlebnissen der Vergangenheit, dem Gelernten, dem eigenen Wesen und anderen Faktoren ab.

Es ist aber in seinem eigentlichen Kern wie der Spruch:

Spr 27,19 Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt, so spiegelt sich das Herz des Menschen im Menschen.

Auf unser Thema angewandt würde der Spruch wie folgt lauten:
“Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt, so spiegelt sich das Gottesbild im Herzen des Menschen.”

Das heißt, ist man z.B. ein “Freigeist” und macht gerne, was man will, wird man eher zu dem Gottesbild tendieren, bei dem Gott einem alles durchgehen lässt und man im Grunde machen kann, was man will, Hauptsache man hat Jesus in sein Herz gelassen.

Ist man wiederum unsicher, ängstlich und zweifelnd, wird man eher zu einem Gottesbild tendieren, das diese Unsicherheit spiegelt, indem man z.B. die Liebe und Gnade Gottes nicht so leicht annehmen kann.

All das in der Summe zusammengefasst könnte man auch sagen:

Hat man ein falsches Gottesbild, ist das wie Sauerteig. Und da ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuern kann (Gal 5,9), kann auch ein nur wenig verzerrtes Gottesbild den ganzen Glauben durchsäuern.

Darum … 

1Kor 5,7 Darum fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid …

Und bei diesem “Ausfegen des alten Sauerteigs” wollen wir durch diesen Artikel hier helfen …  

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