1Kor 9,21 Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich ohne Gesetz — obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen —, damit ich die gewinne, die ohne Gesetz sind. [SLT]
Der Zusammenhang dieses Verses ist, dass Paulus den Korinthern erklären will, wie er sich den Umständen und den Menschen, mit denen er zu tun hat, anpasst. Sein Ziel dabei erwähnt er zwei Verse vorher:
1Kor 9,19 Denn obwohl ich frei bin von allen, habe ich mich doch allen zum Knecht gemacht, um desto mehr [Menschen] zu gewinnen. [SLT]
Er tut dies also, um Menschen für das Königreich Gottes zu gewinnen.
Bei seiner Formulierung ist der kleine aber feine Unterschied, in den Worten “frei von allen” zu berücksichtigen. Denn Paulus ist nicht “frei von allem“, sondern er ist “frei von allen” – also frei von Menschen (und somit auch frei von ihren menschengemachten Gebräuchen, Traditionen und Regeln). Andere Bibeln übersetzen daher sinngemäß wie folgt:
Obwohl ich also frei und von niemand abhängig bin… [GNB]
Das bedeutet, dass ich an niemanden gebunden bin… [NLB]
Paulus will damit zum Ausdruck bringen, dass er an niemanden gebunden und niemandem unterworfen ist außer Vers 21: Gott in Christus.
Daher schreibt er einige Verse später und stellt somit klar, wer wem unterworfen ist:
1Kor 11,3 Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt jedes Mannes ist, der Mann aber das Haupt der Frau, Gott aber das Haupt des Christus. [SLT]
Er ist also durch Gottes Willen Christus unterworfen – da der Vater seinen Sohn zum Haupt der Gemeinde gesetzt hat:
Eph 1,22 und er [Gott] hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn [Christus] als Haupt über alles der Gemeinde gegeben; [SLT]
… und dass der Allmächtige einen Messias aus ihrer Mitte erwecken wird, war natürlich mehrfach prophezeit worden, u.a. für diese Betrachtung wichtig: auch im Gesetz.
5Mo 18,18-19 Ich will ihnen einen Propheten, wie du es bist, aus der Mitte ihrer Brüder erwecken und meine Worte in seinen Mund legen; der soll alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde. Und es wird geschehen, wer auf meine Worte nicht hören will, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ich es fordern! [SLT]
Dieser hier erwähnte eine Prophet ist natürlich niemand anderes als unser Herr und Meister, der uns die Worte unseres himmlischen Vaters weitergegeben hat. Oder, um die Worte aus dem Gesetz zu wiederholen: Wir sollen auf die Worte des Allmächtigen hören, die unser Herr im Namen Gottes zu uns sprechen wird. Darum sagt unser Herr auch:
Joh 14,24 Wer mich nicht liebt, der befolgt meine Worte nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. [SLT]
Aus diesem und anderen Gründen schreibt Paulus, dass er Christus gesetzmäßig unterworfen ist; denn in diesem Gesetz steht, wie wir soeben gelesen haben, dass wir auf den hören sollen, den der himmlische Vater gesandt hat. In den Mund dieses höchsten aller je gelebten Propheten – seinem einzigartigen Sohn – hat er seine Worte gelegt. Und der Allmächtige wird es von uns fordern, wenn wir nicht darauf hören sollten.
Ferner ist er, also Paulus, dem Christus nach der von ihm genannten und bereits gelesenen Gesetzmäßigkeit aus 1Kor 11,3 unterworfen: Gott, dann Christus, dann der Mann, also er.
Keineswegs spricht Paulus in 1Kor 9,21 davon, dass er ohne Gesetz lebt. Diese falsche Anschuldigung erheben Leute heute, wie auch damals. Jakobus geht mit folgenden Worten auf diese falsche Beschuldigung ein:
Apg 21,24 … Dann werden alle sehen, dass von dem, was ihnen über dich [Paulus] erzählt wurde, kein Wort wahr ist und dass auch du in Übereinstimmung mit dem Gesetz lebst und seine Vorschriften befolgst. [NGÜ]
Im Grunde genommen benötigen wir diese Klarstellung von Jakobus gar nicht, denn Paulus selbst sagt ja in dem Vers:
“Obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen“.
Wir können uns bei dieser Feststellung nicht einfach nur auf den letzten Teil seiner Aussage (Christus gesetzmäßig unterworfen) konzentrieren, sondern müssen auch seine Worte zuvor beachten: “Obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin“.
Ganz so, wie es Jakobus für uns klargestellt hat:
“… auch du in Übereinstimmung mit dem Gesetz lebst und seine Vorschriften befolgst.“
Sollte man jetzt einwenden: “Na gut, dann hat halt Paulus, wie unser Herr auch, nach dem Gesetz gelebt, aber wir müssen das nicht mehr.”
Für diesen Gedanken (der auch für einen Paulus, als auch für unseren Herrn, nachvollziehbar war) hat sowohl unser Herr als auch Paulus Folgendes klargestellt. Diese Klarstellungen gelten nicht nur für den Sohn Gottes und für Paulus, sondern für alle Gläubige – zumindest solange bis Himmel und Erde noch bestehen:
Röm 3,31 Setzen wir nun dadurch, dass wir alles vom Glauben abhängig machen, das Gesetz außer Kraft? Keineswegs! Das Gegenteil ist der Fall: Wir bringen das Gesetz dadurch erst richtig zur Geltung. [NGÜ]
Mt 5,19 [Jesus spricht]: Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. [SLT]
V1.0
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