Morgen oder der Morgen?
Direkt zwei Aussagen aus unserem deutschen Sprachgebrauch dazu:
“Morgen stehe ich früh auf.” und “Nach der Dunkelheit folgt der Morgen.”
Jeder von uns weiß sofort aus dem Zusammenhang der Aussagen – ähnlich wie beim Wort “Tag” zuvor auch – welcher “Morgen” jeweils gemeint ist: Entweder ist es die Zeitspanne morgens (also von sagen wir 6.00 Uhr bis 9.00 Uhr) oder der nächste 24-Stunden-Tag ist gemeint.
Ähnlich lassen sich die Zusammenhänge auch aus der Heiligen Schrift verstehen. Dort ist es sogar einfacher, denn wenn man in den Grundtext blickt, sieht man, dass im Hebräischen als auch im Griechischen unterschiedliche Wörter benutzt werden. Daher kann der jeweilige Grundtext erheblich bei der Unterscheidung zwischen “morgen” (= der morgige Tag) und “frühmorgens” helfen.
Dabei gilt es zu beachten: Alle Verse, die die Zeitangabe “frühmorgens” benutzen, geben keinerlei Auskunft darüber, wann der Tag beginnt, da sie nur einen Zeitpunkt beschreiben. Eigentlich total logisch und offensichtlich, aber leider benutzen einige auch so etwas als “Argument”.
Dazu ein Beispiel:
2Mo 19,16 Und es geschah am dritten Tag, als es Morgen wurde, da waren Donner und Blitze und eine schwere Wolke auf dem Berg und ein sehr starker Posaunenschall; und das ganze Volk, das im Lager war, zitterte.
Bedeutet das “am dritten Tag, als es Morgen wurde“, dass der Tag mit dem Morgen beginnt? Kann sein. Kann aber auch nicht sein, denn die Angabe “als es Morgen wurde” sagt gar nichts über den Tagesbeginn aus. Dieser könnte in der Nacht angefangen haben oder am Abend oder um 0.00h oder am Morgen. Alles ist möglich.
Vielleicht auch hier zum besseren Verständnis die Aussage in unserem Alltag angewandt: “Am Sonntag, als es Morgen wurde, trafen sie sich.”
Auch hier steht das “als es Morgen wurde”, aber heißt das jetzt, dass der weltliche Sonntag mit dem Morgen beginnt? Natürlich nicht. Er beginnt weiterhin für alle um 0.00h. Daher geben solche Angaben keinerlei Aufschluss (!) über den Tagesbeginn. Für viele andere aber schon. Es ist sogar eines der mit am häufigsten genannten Argumente. Leider. Denn es ist schade, immer wieder zu sehen, wie sehr man noch eine Brille beim Prüfen aufhat.
Anders und konkreter für unsere Suche nach der Wahrheit wird es, wenn die Zeitangaben im Vers und der Zeitpunkt der Aussage angegeben werden. Was meinen wir damit?