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Wächter des Wortes – Wie prüft man Biblisches?
Teil 1: Unser aller Problem

Unser erstes und größtes Problem beim Bibel-Studium: Unser Ich

Was meinen wir damit?

Die Antwort ist einfach, aber mehrschichtig; gleichzeitig komplex und herausfordernd – nicht für unseren Verstand, sondern v.a. für unser Herz. Denn die gleich folgenden Punkte zum besseren Verständnis der Heiligen Schrift setzen ein ehrliches und aufrichtiges Auseinandersetzen mit uns selbst voraus. Ferner, dass wir wahrscheinlich andere (am besten Brüder und Schwestern) brauchen, die uns auf einige unserer Schwachstellen aufmerksam machen, damit sie uns überhaupt erst auffallen.
Denn sind uns diese Baustellen in uns verborgen und unbekannt, dann werden sie uns regelrecht beim Verstehen des heiligen Textes hindern. Anders formuliert: Nicht zwingend unser Verstand ist unser Hauptproblem beim Bibel-Studium, sondern vielmehr unser Herz.

Diese Probleme in unserem Innersten (die wir alle haben) werden im Folgenden kurz aufgelistet (auf jedes einzelne von ihnen in der Fülle einzugehen, würde jeweils einen Artikel für sich beanspruchen).

1. Unsere persönliche Brille, unsere Vorprägung:

Jeder von uns ist, ehe er überhaupt die ersten Worte der Bibel liest, ein Leben lang mit Information bombardiert worden und wird es weiterhin. Da diese Information meist nicht göttlicher, sondern menschlicher Natur war und ist, haben wir schon einmal grundsätzlich ein Problem, das Wort Gottes unverfälscht und ohne menschliche Vorstellungen und Definitionen aufzunehmen; d.h., wir wurden ein Leben lang manipuliert und können nun nicht mehr frei von dieser “Programmierung der Welt” die Bibel lesen und verstehen.

Ein kurzes Beispiel zur Veranschaulichung dieses Problems: Der Humanismus.
Schnell könnte man durch diese weitverbreitete “humanistische Programmierung der Neuzeit”, zu dem Entschluss kommen, Gott müsse, ähnlich wie die “moderne Gesellschaft” heute, alles tolerieren, was der Mensch in seiner individuellen Freiheit so treibt. Würde man dieser Gesinnung folgen bzw. sie vielleicht sogar unbewusst in sich tragen, hätte man schon indirekt ein vorgezeichnetes Gottesbild. Man würde davon ausgehen, dass ein Gott der Liebe Verständnis für viele Dinge hätte, für die der Mensch auch Verständnis hat. Man würde diese und ähnliche falschen Grundannahmen völlig unbewusst aus dem persönlichen Weltbild ableiten und dann auf Gott und die Bibel ummünzen – und auf diese Weise vieles im Wort falsch verstehen.

Durch diese und unzählige andere Programmierungen, die sich je nach Region, Gesellschaftsschicht, Umfeld, persönlichen Interessen usw. unterscheiden, ist es uns unmöglich – wir möchten das wiederholen: unmöglich, dass wir unvoreingenommen die Bibel lesen und die Wahrheiten darin aufnehmen.

Aber was können wir dagegen tun? Das Wichtigste ist, dass wir das erst einmal erkennen, akzeptieren und uns dieser Gefahr bewusst werden – und zwar dauerhaft. Diese Gefahr endet keinesfalls mit der Taufe oder dem Glaubensbekenntnis oder durch irgendeinen anderen einzelnen Zeitpunkt, sondern diese Gefahr begleitet uns – und zwar ein Leben lang. Unsere Aufgabe ist es nun, durch Gottes Hilfe, uns sozusagen von Neuem zu programmieren. Biblisch gesprochen bedeutet das: Stück für Stück uns von dem “Sauerteig der Welt” reinigen:

1Kor 5,7 Reinigt euch also vom alten Sauerteig, fegt jeden Krümel davon aus, damit ihr wieder ein frischer, ungesäuerter Teig seid … [NEÜ]

Diese Reinigung ist ein andauernder und uns begleitender Prozess. Diesen Prozess können wir u.a. wie folgt unterstützen und beschleunigen:

  • Das Wort Gottes – begleitend durch Gebet – lesen, darüber sinnen und mehr und mehr verinnerlichen und tun. Es muss lebendig in uns werden und uns verändern.
  • Den heiligen Text erst einmal so akzeptieren wie er ist, anstatt darin eine Bestätigung für das eigene Verständnis zu suchen. Tun wir das nicht, werden wir Gefahr laufen, andere “wiederum steht geschrieben”-Verse auszublenden.
  • Es werden uns, so oder so, Stellen in der Heiligen Schrift aufstoßen; d.h. einige Aussagen werden uns Probleme bereiten, weil sie nicht unserem vorgezeichneten Gottesbild entsprechen. Dieses verzerrte Gottesbild gilt es eben durch Wort und Geist zurechtzurücken.
  • Uns immer wieder vor Augen führen, dass wir falsch liegen könnten; u.a. wegen dem Sauerteig in uns.

Das sind nur einige nennenswerten Punkte, aber keineswegs eine vollständige Liste. Auf mehr Aspekte werden wir, so Gott schenkt, im Laufe dieser Serie eingehen.

Zum Abschluss dieses Punktes vielleicht noch ein Gradmesser, der uns aufzeigen kann (nicht muss), dass wir uns vom Sauerteig in uns reinigen:
Wenn wir im Laufe unseres Studiums mehr und mehr Stellen so annehmen können, wie sie tatsächlich geschrieben stehen und wir diese Stellen mit allen anderen Versen in Einklang bringen können, desto mehr nähern wir uns Gottes unverfälschter Wahrheit in seinem Wort.

Denn wie bereits erwähnt, steckt diese “Programmierung der Welt” so tief in uns drin, dass es Zeit benötigen wird, dass wir von ihr – durch Gebet, das Lesen,  Verinnerlichen und Anwenden des Wortes Gottes – gereinigt werden:

Eph 5,26 Er (Anm.: Christus) tat das, um sie zu heiligen, und reinigte sie dazu durch Gottes Wort wie durch ein Wasserbad. [NEÜ]


2. Unser uns betrügendes Herz

Jer 17,9 Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen? [SLT]

Offensichtlich nicht wir Menschen, denn ansonsten würden wir diese Frage so nicht lesen. Wer unser Herz ergründet ist…

Jer 17,10 Ich, der HERR, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem Einzelnen zu vergelten entsprechend seinen Wegen, entsprechend der Frucht seiner Taten. [SLT]

Auch hier gäbe es, unfassbar viel zu sagen, aber auch hier wollen wir nur ein Beispiel bringen und dann zum nächsten Punkt kommen:
(Bei mehr Interesse zu diesem Thema, siehe bei “Glauben wie ein Kind – Unser Herz und die Liebe” vorbei.)

Möchte man z.B. das von unserem himmlischen Vater erhaltene Geschenk des ewigen Lebens annehmen, aber dafür nichts tun, dann konzentriert man sich auf Verse wie diesen:

Joh 3,16 Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. [SLT]

Laut diesem Vers muss man nur an den eingeborenen Sohn Gottes glauben und dann hat man ewiges Leben. Es gibt zu diesem und ähnlichen Versen (wie zuvor kurz erwähnt) aber auch mehrere “wiederum steht geschrieben“-Verse. Durch beide werden wir als Leser von Gott geprüft: Was wollen wir annehmen?
Will unser Herz z.B. für Gott nicht viel tun, dann will dieses Herz auch logischerweise von den anderen “wiederum steht geschrieben”-Versen nichts wissen. Denn das würde ja dann bedeuten, dass einfach nur zu glauben nicht reicht, sondern es würde bedeuten, dass man dann auch etwas dafür tun und sogar etwas dafür aufgeben muss. Wie viel ist dieses “etwas”? Na ja, einfach alles:

Lk 14,33 So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat. [SLT]

Oder ein anderes Beispiel anhand von zwei Versen:

Joh 5,24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen. [SLT]

Also nur hören und glauben. Das genügt. Oder: Gibt es auch hier ein “wiederum steht geschrieben“?

Jak 1,22 Es genügt aber nicht, das Wort nur zu hören; ihr müsst auch danach handeln. Alles andere ist Selbstbetrug! [HFA]

Und um genau diesen Selbstbetrug geht es bei unserem trügerischen Herzen. Dieses Herz, das mit menschlichen Schwächen voll ist, müssen wir, wie den Punkt mit der “persönlichen Brille” zuvor auch, bewusst wahrnehmen, akzeptieren und dagegen ankämpfen. Denn unser Fleisch ist schwach und will den angenehmen Weg gehen. Und leider ist dieser Weg breit und führt in unser Verderben:

Mt 7,13-14 Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden. [SLT]


3. Unser Stolz

Auch dieser Punkt würde einen komplett alleinstehenden Artikel benötigen (und so Gott schenkt, wird dieser auch irgendwann folgen). Damit wir aber auch hier zumindest ansatzweise unser mit größtes Problem – unseren Stolz – und die Gefahr, die darin liegt, angemessen behandeln können, möchten wir darauf hinweisen, dass die Fülle der Heiligen Schrift ein klares Urteil über uns Menschen fällt; es lautet:
Unser größtes Problem und gleichzeitig das, was unseren Gott im höchsten Maße zornig macht, ist unser Stolz – und die Sturheit und Uneinsichtigkeit, die aus ihr resultiert:

Spr 16,5 Alle stolzen Herzen sind dem HERRN ein Gräuel, die Hand darauf — sie bleiben nicht ungestraft! [SLT]

Macht man eine biblische Recherche über unser Herz und unseren Stolz, dann ist das Ergebnis absolut vernichtend und niederschmetternd. Hier eines von unzähligen Beispielen:

Jer 16,12 Und ihr habt die Bosheit eurer Väter übertroffen; denn siehe, jeder von euch folgt dem Starrsinn seines bösen Herzens und ist mir nicht gehorsam. [SLT]

Wenn man uns nun fragen würde, würde selbstverständlich jeder von uns sagen, dass dieser Vers auf einen selbst nicht zuträfe. In der Summe würde das dann aber bedeuten (da es ja keinen Gläubigen gibt, auf den der Vers zutrifft), dass Gott ein Lügner ist bzw. alle Gläubigen bereits vollkommen sind.

Die andere Alternative wäre, dass auch in diesem Punkt der bereits gelesene Vers auf uns zutrifft:

Jer 17,9 Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen? [SLT]

Würden all diese und andere unser Wesen kritisierenden Verse auf niemanden mehr im Glauben zutreffen, würden wir – auch hier – Gott erneut zu einem Psychologen machen, der einfach mal falsch liegen könnte.
Noch einmal anders ausgedrückt: Wenn du, wir, wer auch immer sagt, dass er kein trügerisches Herz hat, ist man nicht ehrlich zu sich selbst oder hat sich selbst noch nicht erkannt. Oder noch einfacher: Ist zu stolz, um das zuzugeben. Sollten wir Gottes Urteil über uns nicht annehmen und uns nicht von ihm warnen lassen, dann sollte uns auch klar sein, dass wir ihn “fehlbar” in seinem Urteil über uns und unser Herz machen. Wollen wir das? Das sei ferne!

Zur praktischen Anwendung dieser Punkte im Zusammenhang mit unserem Bibelstudium kann man sagen:

Durch die Geduld und Gnade Gottes wird er uns und unser Herz nach und nach verändern – sofern wir wollen. Und “wollen” können wir nur, wenn wir Einsicht zeigen, dass sein Urteil (nicht unseres oder das eines anderen Menschen) wahr ist: Wir haben ein Problem mit unseren Herzen. Und genau darum geht es ja im Glauben:

Nicht um unser Bekenntnis und das Halten von Geboten (all das ist natürlich gut), sondern v.a. um die fundamentale Veränderung unserer Herzen.

Daher sollten wir offen dafür sein, dass wir in biblischen Punkten vielleicht falsch liegen könnten. Wir sollten unsere Brille abnehmen, uns unseres trügerischen Herzens bewusst werden und unseren Stolz beiseite legen, und es für möglich erachten, dass wir alle in gewissen Punkten recht haben, aber vielmehr sicherlich auch in anderen Punkten etwas falsch verstehen. Und um diese falsch verstandenen Punkte geht es im aufrichtigen Bibelstudium. So ähnlich wie unser Herz Veränderung und Feinabstimmung benötigt, benötigt auch unser Verständnis von Gottes Wahrheit Feinabstimmung oder gar Veränderung.

Dafür sollten wir offen und nicht stur und uneinsichtig sein bzw. denken, dass wir unfehlbar sind. Obwohl natürlich niemand von uns sagen würde, dass er unfehlbar ist, handeln viele von uns so. Was wiederum ein Paradebeispiel für unser trügerisches Herz ist.

Wir alle sind fehlbar – selbstverständlich. Das ist eine glasklare Tatsache. Das Gegenteil zu behaupten, ist einfach stolz und stur und somit nicht im Sinne und nicht in der Wahrheit Gottes, denn wir alle…

1Kor 13,9 Wir erkennen stückweise[SLT]

Und wenn wir alle stückweise erkennen, besagt das ganz automatisch, dass wir manche Dinge einfach noch nicht wissen bzw. in manchen Dingen falsch liegen und noch nicht verstanden haben. Das sagen nicht wir, sondern das Wort Gottes.

Was man aber aus eigener Erfahrung sagen kann, ist, dass wenn man falsch liegt, dass dann Gottes Wahrheit sehr herausfordernd und manchmal auch extrem angreifend sein kann. Ferner kann diese Wahrheit dann dazu führen, dass wir verunsichert werden, weil sie vielleicht einem tief sitzenden Glaubensgrundsatz widerspricht. Aber sind Wörter wie “herausfordernd, angreifend, verunsichernd” wirklich immer schlecht? Die Antwort aus dem Herzen würde sofort “Ja” schreien, aber ist z.B. für einen Atheisten, der sich mehr und mehr für unseren Schöpfer öffnet, Gottes Wort nicht ebenfalls “herausfordernd, angreifend und verunsichernd”?

Oft ist es doch so, dass gerade diese herausfordernden Dinge oder Tiefpunkte in unserem Leben massive Veränderungen in uns hervorbringen. Und wenn wir in diesen Tiefpunkten aufrichtig Gottes Willen suchen, dann werden diese Tiefen unsere neuen Höhen mit Gott.

Wenn wir also bei unserem Wunsch nach Wachstum in Gottes Wahrheit, mit neuen Sichtweisen konfrontiert werden und diese uns vielleicht abschrecken, herausfordern oder gar angreifen, dann sagt das erst einmal gar nichts über den Wahrheitsgehalt dieser neuen Sichtweise aus; denn, wie wir alle wissen, kann Wahrheit wehtun. Ganz genau so, wie es das Wort Gottes sagt:

Hebr 4,12 Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig geschliffenen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein Richter über die Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens. [HFA]

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