Der “eine” Kampf unseres Lebens
Der zuvor genannten Verwandlung vom “alten zum neuen Menschen” steht eine ganz bestimmte Sache im Weg. Und zwar ausnahmslos, immer und für jeden Gläubigen. Diese “eine Sache” hat die Kraft, jede vom Geist geführte und gewollte Selbsterkenntnis und Selbstveränderung auszubremsen, abzuschwächen, zum Stillstand zu bringen oder gar im Keim zu ersticken, denn …
Gal 5,17 Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese kämpfen gegeneinander …
Dieser hier erwähnte Fleisch-Geist-Kampf kennt im Grunde keinerlei Einschränkung in unserem Leben. Soll heißen, dass er nicht nur stattfindet, wenn es um “Klassiker” geht, wie z.B.: “Soll ich jetzt Bibel lesen oder etwas anderes machen?”, sondern er findet grundsätzlich in allen Bereichen unseres Lebens statt: auf der Arbeit, zuhause, unterwegs, bei Gesprächen, in Gedanken, einfach überall.
Und weil dieser Kampf allgegenwärtig und andauernd ist, braucht es vor allem Ausdauer, Disziplin und Durchhaltevermögen. Daher lesen wir passend dazu auch:
Röm 2,7 Ewiges Leben wird er denen geben, die mit Ausharren Gutes tun …
Anmerkung hierzu: Auch wenn seine Aussage hier für manche Ohren wie eine “Werksgerechtigkeit” klingen mag, ist sie es natürlich nicht. Denn das “Gute zu tun” ist nichts anderes als eine Umschreibung dessen, nach dem Geist zu leben. Daher ja auch seine Aussage später im selben Brief:
Röm 8,1 So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, …
… hier endet der Vers aber nicht, wie es mittlerweile leider in immer mehr Bibeln der Fall ist, sondern seine Feststellung (die ebenfalls wie eine Werksgerechtigkeit klingt) geht mit folgender Bedingung weiter:
… die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist.
Auch hierzu eine Anmerkung: Die biblische Beschreibung “nach dem Fleisch zu wandeln” ist nichts anderes als eine Umschreibung dessen, seinem zuvor gelesenen bösen und überaus trügerischen Herzen zu folgen. Das heißt nicht, dass unser Herz ausschließlich nur böse und trügerisch ist, sondern eben nur, dass das “Wandeln nach dem Fleisch” ein Wandeln nach dem bösen und trügerischen Herzen ist (aus dessen Fülle, wie wir alle wissen, das kommt, was wir denken, sagen, tun und fühlen).
Da die Gefahr nach dem Fleisch zu wandeln (bzw. eben dem bösen und trügerischen Herzen zu folgen) besteht, geht Paulus einen Schritt weiter und warnt uns ein paar Verse später noch klarer und eindringlicher davor:
Röm 8,13 Wenn ihr gemäß dem Fleisch lebt, so müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet ihr leben.
Das hier erwähnte “so werdet ihr leben” bezieht sich natürlich (wie zuvor in Röm 2,7) auf das ewige Leben – wodurch uns umso mehr die Dringlichkeit unseres Themas aufgezeigt wird.
Als eine “Zwischen-Zusammenfassung” kann man also festhalten:
- Es gibt einen Kampf. Auf der einen Seite steht unser Fleisch (unser böses und überaus trügerisches Herz) und auf der anderen Seite Gottes Geist.
- Bei diesem Kampf geht es um Leben und Tod.
- Dieser Kampf dauert ein Leben lang und daher müssen wir auch bis zum Ende durchhalten bzw. eben mit Ausharren Gutes tun.
Mt 24,13 Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
…
Was genau haben jetzt aber Fleisch-Geist-Kämpfe, das Ausharren und das ewige Leben mit unserem Thema der Selbsterkenntnis zu tun?
Dazu ein Beispiel:
Eine Person wird auf eine, nennen wir es, “Baustelle” in ihrem Leben aufmerksam gemacht. Diese sog. Baustelle kann alles mögliche sein: eine Schiefstellung im Glauben, ein nicht so schöner Wesenszug, wie er/sie im Alltag, Beruf, Ehe oder Familie auf Gott nicht wohlgefällige Weise handelt oder was auch immer. Ihr könnt es euch aussuchen.
Nun wird diese Person von Geschwistern auf ihre Baustelle aufmerksam gemacht. Es gibt im Grunde dann nur drei Möglichkeiten, wie die Person darauf reagieren kann:
- Die Person kennt sich selbst gut und weiß genau, was die Geschwister mit ihrer Beobachtung meinen. Durch diese Selbsterkenntnis plus die Ermahnungen der Geschwister kann sie diesen Kampf angehen. Mit der Hilfe der Gemeinschaft, mit Gottes Hilfe und natürlich mit ihrer eigenen Willensentscheidung als auch dem Ausharren (falls sich die Baustelle nicht von heute auf morgen lösen lässt) wird die Person irgendwann diesen Kampf dann auch gewinnen.
- Die Person kennt sich selbst nicht so gut und kann daher mit der Ermahnung nur bedingt etwas anfangen. Der Punkt, um den es geht, ist ihm/ihr zwar nicht völlig verborgen, aber das Ausmaß und die Tragweite kann nicht ganz erkannt werden bzw. vielleicht will man sie sich auch nicht ganz eingestehen. So oder so kommt es dadurch ganz automatisch dazu, dass die Dringlichkeit, an dieser Baustelle zu arbeiten, abgeschwächt wird.
- Die Person erkennt sich in dem jeweiligen Punkt nicht. Er/sie kann die Ermahnung nicht nachvollziehen (bewusst oder unbewusst). Dadurch schwächt die Person ihre eigene Baustelle nicht nur ab, sondern erkennt sie erst gar nicht. Dies führt dann logischerweise dazu, dass erst gar kein Kampf zwischen Fleisch und Geist stattfindet.
Man könnte auch sagen: Die Ermahnung aus dem Geist hat keine Chance gegen die mangelnde Selbsterkenntnis aus dem Fleisch.
Bringt man diese drei Szenarien in einen Zusammenhang, dann kann man das Ergebnis daraus erneut in einer aufeinander aufbauenden, kausalen Kette zusammenfassen. Diese sieht wie folgt aus:
Je besser ich mich selbst kenne,
desto gezielter kann ich meine Baustellen angehen.
↓
Je gezielter ich meine Baustellen angehe,
desto eher werde ich die daraus entstehenden Fleisch-Geist-Kämpfe bestehen.
↓
Und je mehr ich meine Fleisch-Geist-Kämpfe bestehe,
desto eher werde ich mich verändern
und desto eher werde ich nach dem Geist wandeln,
d.h. desto eher werde ich den Willen Gottes in meinem Leben tun!
Das ist eine ganz einfache und logisch aufeinander aufbauende Kette. Fehlt in dieser Abfolge aber der allererste Schritt, also die Selbsterkenntnis, dann kann und wird es immer wieder dazu kommen, dass die nachfolgenden Schritte entweder nur abgeschwächt auftreten oder gar komplett entfallen. Das heißt:
Abgeschwächte bzw. keine Selbsterkenntnis
↓
Abgeschwächter bzw. kein Fleisch-Geist-Kampf
↓
Abgeschwächte bzw. keine Veränderung
und somit eher ein Wandeln nach dem Fleisch!
Das wäre die logische Konsequenz aus dem Ganzen. Und da bei beiden Prozessen alles mit der Selbsterkenntnis beginnt und alles mit ihr steht und fällt, kann man auch sagen:
Nimmt unsere Selbsterkenntnis mehr und mehr zu, werden wir auch mehr und mehr nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Haben wir aber wenig Selbsterkenntnis, kann es passieren, dass wir nach dem Fleisch, also nach unserem bösen und trügerischen Herzen leben (und jetzt kommt das ganz Wichtige!), ohne dass es uns auffällt!

