Das Ziel des Gesetzes: Christus
Diesen letzten Abschnitt möchten wir mit ein paar einfachen Fragen beginnen, die zum Teil vorher schon erwähnt oder angeschnitten wurden:
- Wenn Gott allwissend und Gott Liebe ist und er aus seiner Liebe heraus seinen Kindern Gebote zu ihrem Besten gegeben hat, wieso sollten diese aus irgendeinem Grund auf einmal schlecht für uns geworden sein? Wie kommen wir auf diesen äußerst seltsamen Gedanken, dass das, was unser allmächtiger Gott an Geboten gegeben hat, irgendwie schlecht, brutal, ungerecht oder dergleichen sein könnte?
- Anknüpfend an die erste Frage: Wenn der Sohn Gottes nach allen Geboten seines Vaters gelebt hat, dies Gott wohlgefällig war und unser Messias unser Vorbild in allem ist, wieso sollte es dann schlecht für uns sein, wenn wir auch danach leben?
- Gott ist heilig, sein Sohn ist heilig und wir sollen heilig sein (1Petr 1,14-16). Ergibt es da irgendeinen Sinn, dass sein heiliges Gesetz abgeschafft sein soll?
- Wie zuvor erwähnt, sollen wir uns den weltlichen Gesetzen unterordnen, warum also nicht den göttlichen? Wie kann es sein, dass es gut ist, fehlerhafte menschliche Gesetze zu befolgen, aber schlecht ist, göttlich vollkommene zu befolgen? Kann es sein, dass uns irgendwie etwas so manipuliert hat, dass wir auf solch seltsame Gedanken kommen? Sollten wir uns vielleicht dahingehend überprüfen und uns vor unserem allwissenden Schöpfer demütigen, dass wir auf solch absurde Gedanken kommen? Denn schließlich bleibt am Ende folgende Frage offen: Wer ist derjenige, der besser entscheiden kann, was gerecht und was ungerecht ist? Gott oder der durch die Gesellschaft manipulierte Mensch?
Man kann sagen, dass es regelrecht so zu sein scheint, dass wie das Verständnis der Liebe pervertiert wurde, auch das Verständnis rund um das Gesetz pervertiert wurde. Denn heutzutage werden vorehelicher Geschlechtsverkehr oder Ehebruch regelrecht gutgeheißen, sofern dies alles unter dem Deckmantel der “Liebe” geschieht. So auf die Art: “Aber wenn sie sich doch lieben, dann ist das doch OK … weil unser Gott ist ja ein Gott der Liebe.”
Vergleichbar wie mit der Liebe ist auch das, nennen wir es bewusst so, “Image” des Gesetzes pervertiert worden. Heutzutage ist es für viele alt, verstaubt, brutal, nicht zeitgemäß und tatsächlich auch ungerecht – obwohl man weiß, dass es heilig ist und von einem vollkommen gerechten Gott kommt. Paradox.
Aber die Programmierung des heutigen Zeitgeistes gepaart mit ein paar angstmachenden Versen (die völlig falsch und aus dem Zusammenhang der gesamten Bibel gerissen gelehrt werden) bringen viele unserer Geschwister dazu, sich nicht diese einfachen zuvor genannten Fragen zu stellen. Noch einmal in kurzer Form:
- Wieso sollten göttliche Gebote, die heilig, gerecht und gut sind, auf einmal schlecht für uns geworden sein?
- Wieso sollte es schlecht für uns sein, wenn wir – wie der Sohn Gottes auch – nach Gottes Geboten leben?
- Wenn Gott, sein Sohn und sein Gesetz heilig sind, wieso sollte es dann schlecht sein, wenn wir nach dieser Heiligkeit streben?
- Wieso ordnen wir uns weltlichen Gesetzen unter, aber widerstreben, uns dem göttlichen Gesetz unterzuordnen? Wie kommen wir auf den paradoxen Gedanken, dass auch nur ein einziges Gebot in seinem Gesetz ungerecht sein könnte?
Ps 119,172 Meine Zunge soll laut reden von deinem Wort, denn alle deine Gebote sind Gerechtigkeit. [CSV]
Es ist, wie eingangs erwähnt, unser freier Wille, der entscheidet, ob “unsere Zunge laut davon redet, dass alle seine Gebote Gerechtigkeit sind“, oder nicht. Gott zwingt unsere Zunge nicht dazu. Er könnte es, aber er macht es nicht. Was er aber immer und immer wieder tut, ist:
Er hilft uns. Er lenkt uns. Er weist uns auf Dinge hin. Aber, ob wir diese Hilfe annehmen oder nicht, ist Teil unserer Prüfung. Denn – auch das mag man vielleicht im heutigen Zeitgeist nicht für möglich erachten – aber Gott prüft uns:
1Petr 1,7 Dies dient nur dazu, euren Glauben zu prüfen, damit sich zeigt, ob er wirklich stark und rein ist. Er wird erprobt, so wie Gold im Feuer geprüft und geläutert wird … [NLB]
Gott prüft uns. Auch durch sein Wort. Denn dort gibt es – und das muss nüchtern betrachtet jeder zugeben, der sich mit der Gesetzesfrage auseinandersetzt – solche und solche Verse. Die Frage, die am Ende jeder für sich selber beantworten muss, ist: Warum hat unser Gott das vermeintlich so zweideutig niederschreiben lassen? Vielleicht wirklich, um uns und unseren Gehorsam zu prüfen? Und wenn es die Prüfung unseres Gehorsams ist, ist es dann vielleicht für unsere gefallene Natur angenehmer, das Gesetz als aufgelöst zu betrachten? Was fällt uns einfacher und ist angenehmer für unser Fleisch: Gesetz gültig oder ungültig?
Oder die Frage, die näher an der Realität wäre:
Ist das Gesetz noch gültig und durch Christus sogar auf ein neues und noch höheres Maß angehoben worden – denn wir wissen ja, dass der Weg schmal ist, der zum Leben führt (Mt 7,14)?!
Wie zuvor im ersten Abschnitt erwähnt, hat unser Messias Jeschua (Jesus Christus) uns ein Vorbild hinterlassen, indem er aus freien Stücken, seinen Willen dem Willen Gottes untergeordnet hat. Er musste es nicht, aber er tat es. Dadurch hat er für uns das perfekte Beispiel für die zwei wichtigsten Dinge im Gesetz seines Vaters gegeben: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten.
In diesem Zusammenhang hatten wir erwähnt, dass wir diese Art der “selbstaufopfernden göttlichen Liebe” wegen der Schwachheit unseres Fleisches nicht von uns aus leben können und wir am Ende, wenn wir beim Ziel des Gesetzes angekommen sind, noch näher auf diesen für uns unlösbaren Punkt eingehen werden.
Paulus beschreibt dieses Dilemma, diesen unüberwindbaren Kampf in uns, wie folgt:
Röm 8,6-7 Denn das Trachten des Fleisches ist Tod, das Trachten des Geistes aber Leben und Frieden, weil nämlich das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; denn es unterwirft sich dem Gesetz Gottes nicht, und kann es auch nicht; [SLT]
Das sog. “Trachten des Fleisches” ist unser egoistischer freier Wille. Das “Trachten des Geistes” ist das, was Gott in uns bewirken möchte. Wenn sich also unser ich-zentriertes Sein dem Gesetz Gottes nicht unterwirft und es auch nicht kann, bleibt die 50-50-Frage offen, was nun unser allmächtiger Vater tut, um dieses Problem zu lösen:
A) Er schafft deswegen sein heiliges Gesetz ab.
oder
B) Er löst unser Problem mit unserem egoistischen, sich – laut Röm 8,7 – seinem Gesetz nicht unterwerfen wollendem Fleisch.
Die Frage zu stellen, welches mehr Sinn ergibt, ist fast schon rhetorisch, denn die Antwort ist natürlich total klar, wenn auch in unserer heutigen Zeit völlig auf den Kopf gestellt:
Es ist B): Er löst unser innerstes, zentralstes, größtes und für uns unlösbares Problem, sodass wir aus ganzem Herzen sein heiliges Gesetz befolgen. Wie? Indem er uns seinen Geist schenkt, denn …
Röm 7,14 Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. [SLT]
Lassen wir also uns und unser Leben durch seinen Geist verändern, dann können wir mehr und mehr unser Fleisch überwinden und somit mehr und mehr im Geist wandeln – und somit auch die Forderung des Gesetzes erfüllen. Denn nun können wir durch göttliche Hilfe den Kampf gegen unsere sündige Natur gewinnen, was zuvor das Gesetz alleine nicht konnte:
Röm 8,3-4 Wie ist es dazu gekommen? Das Gesetz konnte uns nicht helfen, so zu leben, wie es Gott gefällt (Anm.: Warum? Weil es unheilig war? Nein, sondern …). Es erwies sich als machtlos gegenüber unserer sündigen Natur. Deshalb sandte Gott seinen Sohn zu uns. Er wurde Mensch und war wie wir der Macht der Sünde ausgesetzt. An unserer Stelle nahm er Gottes Urteil über die Sünde auf sich und entmachtete sie dadurch. So kann sich in unserem Leben der Wille Gottes erfüllen, wie es das Gesetz schon immer verlangt hat; denn jetzt bestimmt Gottes Geist und nicht mehr die sündige menschliche Natur unser Leben. [HFA]
Welch klare Worte. Aber wie ist es trotz dieser Klarheit zu diesem Missverständnis gekommen, dass sein “Gesetz“, welches der “Wille Gottes“ ist, abgeschafft wurde, wenn doch alles so einfach und klar ist? Auch hier liegt die Antwort auf der Hand, denn wir haben sie ja in Röm 8,7 lesen und erkennen dürfen: Menschen, die das Wort Gottes gelehrt haben, aber selbst ihr Fleisch noch nicht gekreuzigt hatten, konnten sich durch ihre gefallene menschliche Natur nicht Gottes Gesetz unterwerfen und haben es daher mit zunehmender Zeit als abgeschafft gelehrt, weil …
Röm 8,7 weil nämlich das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; denn es unterwirft sich dem Gesetz Gottes nicht, und kann es auch nicht; [SLT]
Dieser siebte Vers ist für uns mehr und mehr der zentralste Vers, wenn es um die Gültigkeit des Gesetzes geht. Warum? Weil es die ganze Debatte und unser damit verbundenes Problem bei der Wurzel packt: Unser Ego, unser Fleisch, unsere gefallene Natur, die sich von sich aus Gott und seinen Geboten nicht unterordnen will.
Die 50-50-Frage (ob es nun sinniger ist, wegen unserer menschlichen Natur, das göttliche Gesetz abzuschaffen oder uns von Gott verändern zu lassen) bringt dann nur noch mehr Klarheit rein. Denn niemand kann allen Ernstes es für sinniger halten, dass unser allwissender Gott, seine vollkommenen und gerechten Gebote verwirft, weil wir zu eigensinnig sind, anstatt es umgekehrt zu machen und unseren Eigensinn zu brechen und uns aufzuzeigen – wieder, sofern wir es zulassen – dass es andersherum viel göttlicher ist:
Hes 36,26-27 Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. [EÜ]
Dieses “neue Herz” und diesen “neuen Geist in uns” können wir durch den Glauben an unseren Messias Jeschua erhalten. Er selbst hat mit einem göttlichen Herz und dem Geist seines Vaters in ihm, genau das getan, was uns hier in diesen Versen prophezeit wird: Er hat das Gesetz befolgt. Und genau das sollen wir ihm nachmachen. Und durch den Heiligen Geist in uns können wir das auch. Dann ist das noch nicht einmal schwer für uns (wie es oft fälschlicherweise gesagt wird):
1Joh 5,3 Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. [SLT]
Abschließend:
Unser allmächtiger Schöpfer beweist durch seinen Sohn, dass alles, was er zu Beginn erschaffen und im Prozess der “Wiederherstellung zurück zum Ursprung” geboten hat, heilig, gerecht und gut ist; egal, ob es sein Bund mit Abraham, Isaak, Jakob und den Kindern Israels ist, sein Zelt in der Mitte des Volkes, sein Gesetz oder was auch immer. Alles, was Gott tut, ist gut. Nur wir haben alles vermasselt. Aber, wie nun klar erkennbar gesehen, verwirft unser Schöpfer deswegen nicht alle diese genannten Punkte, sondern er sendet sein Sohn, um alle diese Dinge zu bekräftigen, wie z.B.:
- Den Bund mit Abraham (Gal 3,29).
- Die Wohnung Gottes mitten unter seinem Volk (Hes 40-48).
- Die Heiligkeit und Gerechtigkeit des Gesetzes, welches in nicht allzu ferner Zukunft der Maßstab für das Leben hier auf Erden sein wird (Jes 2,2-4).
- Und natürlich wird durch Christus auch der Ursprung der Schöpfung, erneut ohne Tod und Sünde, wiederhergestellt werden (Offb 21,3–4).
In kurz kann man sagen, dass das Werk Christi am Kreuz eine Art Spiegel ist, welcher das, was zuvor von Gott geboten, aber durch unser Versagen kaputtgemacht wurde, wieder in seinen göttlichen Zustand zurückversetzt:
In anderen Worten: Gott macht seine Entschlüsse, egal welche es sind, nicht rückgängig und schafft sie ab, sondern durch seinen kostbaren Sohn beweist er der gesamten Schöpfung, dass sie alle heilig, gerecht und gut sind.
Dies waren nur ein paar Beispiele, die erst in und durch Christus zu dem gebracht werden können, wozu sie von Anfang an durch Gottes vollkommenen Willen bestimmt waren. Hinsichtlich unseres Themas “Gesetz Gottes” noch einmal die Verse dazu:
Röm 8,3-4 Wie ist es dazu gekommen? Das Gesetz konnte uns nicht helfen, so zu leben, wie es Gott gefällt. Es erwies sich als machtlos gegenüber unserer sündigen Natur. Deshalb sandte Gott seinen Sohn zu uns. Er wurde Mensch und war wie wir der Macht der Sünde ausgesetzt. An unserer Stelle nahm er Gottes Urteil über die Sünde auf sich und entmachtete sie dadurch. So kann sich in unserem Leben der Wille Gottes erfüllen, wie es das Gesetz schon immer verlangt hat; denn jetzt bestimmt Gottes Geist und nicht mehr die sündige menschliche Natur unser Leben. [HFA]
Oder wie es eine andere Übersetzung schreibt:
Röm 8,4 Als Folge davon kann jetzt die Forderung des Gesetzes von uns erfüllt werden, so gewiss unser Leben nicht mehr von unserer selbstsüchtigen Natur bestimmt wird, sondern vom Geist Gottes. [GNB]
Und bei dieser “Forderung des Gesetzes, die von uns erfüllt wird” handelt es sich um dasselbe “erfüllen” (gr. “pleroo”), wie in Matthäus 5,17. Vielleicht versteht man nun durch diesen Zusammenhang der Wiederherstellung klarer, was damit gemeint ist, wenn unser Herr und Meister spricht:
Mt 5,17-19 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. [SLT]
V0.9c