4Mo 22,8 Und er sprach zu ihnen: Übernachtet hier diese Nacht, und ich werde euch Antwort bringen, so wie der HERR zu mir reden wird. Und die Fürsten von Moab blieben bei Bileam. [CSV]
Dies sind die ersten Worte, die wir von Bileam lesen. Damit wir ihn und somit auch das gesamte Szenario besser verstehen können, sollten wir – wie wir es im Leben mit unbekannten Menschen auch tun sollten – ihn unvoreingenommen wahrnehmen; d.h. wir sollten uns vorstellen, dass wir noch nie etwas von ihm gehört haben und ihn gar nicht kennen; und ihn nur anhand seiner Taten zu verstehen versuchen. Was würden wir dann anhand seiner ersten Tat bzw. ersten Worte von ihm denken? Nur Gutes. Klar, denn er will zuerst den Allmächtigen nach seinem Willen befragen und diesen dann an die Fürsten von Moab weitergeben. Also absolut lobenswert.
Oder, wir stellen uns direkt jetzt schon die Frage, warum er den Gott Israels fragen muss, ob er Israel fluchen darf? Denn ein paar Verse zuvor hatten wir ja gelesen:
4Mo 22,5-6 Und er sandte Boten zu Bileam, dem Sohn Beors, nach Pethor, das am Strom ist, in das Land der Kinder seines Volkes, um ihn zu rufen, und er ließ ihm sagen: Siehe, ein Volk ist aus Ägypten gezogen; siehe, es bedeckt die Fläche des Landes, und es liegt mir gegenüber. Und nun, komm doch, verfluche mir dieses Volk, denn es ist stärker als ich. Vielleicht gelingt es mir, dass wir es schlagen und ich es aus dem Land vertreibe. Denn ich weiß: Wen du segnest, der ist gesegnet, und wen du verfluchst, der ist verflucht. [CSV]
Bileam schien eine, sagen wir mal, “geistliche Größe” damals gewesen zu sein; sprich andere kannten ihn und wussten von ihm und seiner “Autorität im Namen des HERRN”. Bileam selbst schien aber den Gott Israels nur bedingt zu kennen, denn wenn er ihn kennen würde, würde er sicherlich nicht fragen, ob er sein auserwähltes Volk für Lohn verfluchen darf.
Das wäre so ähnlich wie, wenn heutzutage jemand zu uns kommen würde und uns fragen würde, ob wir für 5.000 Euro einen Kindergarten verfluchen können. Niemandem von uns würde da einfallen, zu sagen: “Ich werde mal ins Gebet gehen und Gott befragen, ob ich das darf.” Das wäre absurd.
Aber vielleicht hatte Bileam ganz andere Gedanken, die uns total verborgen sind. Daher erst einmal weiter im Text:
4Mo 22,9-12 Und Gott kam zu Bileam und sprach: Wer sind diese Männer bei dir? Und Bileam sprach zu Gott: Balak, der Sohn Zippors, der König von Moab, hat zu mir gesandt: Siehe, das Volk, das aus Ägypten gezogen ist, es bedeckt die Fläche des Landes; komm nun, verwünsche es mir, vielleicht vermag ich gegen es zu kämpfen und es zu vertreiben. Und Gott sprach zu Bileam: Du sollst nicht mit ihnen gehen; du sollst das Volk nicht verfluchen, denn es ist gesegnet. [CSV]
Bileam erhält eine klare Antwort auf seine Frage: “Nicht mitgehen, nicht verfluchen, denn es ist gesegnet!“
Diese Antwort gibt er dann wie folgt an die Fürsten Balaks weiter:
4Mo 22,13 Und Bileam stand am Morgen auf und sprach zu den Fürsten Balaks: Zieht in euer Land; denn der HERR hat sich geweigert, mir zu gestatten, mit euch zu gehen. [CSV]
Auffällig ist, dass er nicht so etwas sagt wie: “Sagt Balak, eurem König, dass der allmächtige Gott Israels das Volk, das er gesegnet hat, selbstverständlich nicht verfluchen wird!”; nein, so etwas sagt er nicht. Stattdessen hört sich seine Antwort eher danach an, dass er gerne gegangen und somit den Lohn, also den Reichtum und die Ehrerbietung angenommen hätte, aber Gott hätte sich geweigert und es ihm nicht gestattet. Daher seine Worte: “Denn der HERR hat sich geweigert, mir zu gestatten, mit euch zu gehen.“
Aber auch das ist vielleicht zu viel Interpretation und Unterstellung. Daher springen wir von hier aus an andere Stellen der Heiligen Schrift, sodass sie sich – frei von unserer menschlichen Meinung – selbst auslegen kann und wir so die Beweggründe des Bileams besser nachvollziehen und so sein Herz besser verstehen können:
Jud 1,11 Wehe ihnen! Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich um Gewinnes willen völlig dem Betrug Bileams hingegeben und sind durch die Widersetzlichkeit Korahs ins Verderben geraten! [SLT]
2Petr 2,15 Weil sie den richtigen Weg verlassen haben, sind sie in die Irre gegangen und sind dem Weg Bileams, des Sohnes Beors, gefolgt, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte; [SLT]
Wir lesen, dass der Weg Bileams etwas mit Betrug und mit der Sehnsucht nach Lohn & Gewinn zu tun hat. Weiß man das über ihn, versteht man rückwirkend auch seine Worte besser: “Denn der HERR hat sich geweigert, mir zu gestatten, mit euch zu gehen.” Er wollte also los, um des Geldes wegen das Volk Gottes zu verfluchen, aber er durfte nicht.
Ein Gegensatz und wahres Vorbild dazu sehen wir in Joseph, der die Sehnsucht nach einer schönen Frau, die ihm den Hof macht, mit folgenden Worten ablehnt (man vergleiche seine Worte mit denen Bileams):
1Mo 39,9 … er hat mir gar nichts vorenthalten als nur dich, da du seine Frau bist; und wie sollte ich diese große Bosheit tun und gegen Gott sündigen? [CSV]
Joseph sagt nicht so etwas wie: “Gott hat sich geweigert, mir zu gestatten, zu der Frau meines Nächsten einzugehen.”, sondern eben: “Wie sollte ich diese große Bosheit tun und gegen Gott sündigen?“
Eine Antwort, die auch im Falle Bileams mehr als angebracht gewesen wäre!
Aber so etwas sagt er nicht. Diese wichtige Tatsache über die wahren Motive und über das Herz Bileams im Hinterkopf habend, machen wir nun mit den Text weiter. Dort können wir direkt im Anschluss lesen, dass Balak noch einmal Fürsten zu Bileam sendet (dieses Mal geehrtere und angesehenere als vorher, vgl. Vers 15). Diese bieten Bileam weitaus mehr Lohn als zuvor an (vgl. Verse 16-17). Er antwortet wie folgt darauf:
4Mo 22,18 Und Bileam antwortete und sprach zu den Knechten Balaks: Wenn Balak mir sein Haus voll Silber und Gold gäbe, so könnte ich nicht den Befehl des HERRN, meines Gottes, übertreten, um Kleines oder Großes zu tun. [CSV]
Vorbildlich. Vielleicht hat man sich in ihm getäuscht und er ist wirklich in allem gehorsam. Aber diese Mutmaßung können wir beiseite legen, denn die Apostel haben uns in ihren Briefen bereits Auskunft über sein Herz und seine wahren Motive gegeben.
Ferner kann man an dieser Stelle festhalten, dass Bileam zwar in irgendeiner Art und Weise eine Verbindung zu Gott hat, aber seine Beziehung zum Bundesvolk Israel scheint gestört oder gar gar nicht vorhanden zu sein (ein Punkt, auf den wir später noch eingehen werden; denn er birgt eine enorme Parallele zu den “Geistlichen” unserer heutigen Zeit in sich).
Generell lässt sich bis hierher sagen:
Durch den Text wird uns aufgezeigt, dass Bileam zwar oft etwas Vorbildliches sagt, gleichzeitig wird aber durch ein aufmerksames Lesen und Nachsinnen klar, dass sich etwas ganz anderes in seinem Herzen abspielt (auch hierin steckt eine Parallele, auf die wir noch eingehen werden).
Erst einmal lesen wir weiter, was er noch zu den Fürsten sagt:
4Mo 22,19 Und nun bleibt doch hier, auch ihr, diese Nacht, und ich werde erfahren, was der HERR ferner mit mir reden wird. [CSV]
Die offensichtliche Frage, die sich sofort aufdrängt, ist: Wieso die erneute Nachfrage bei Gott? Was soll sich in der Zwischenzeit geändert haben? Es ist doch immer noch derselbe, unveränderliche Gott Israels, der klar und deutlich zu ihm gesagt hat: Nicht mitgehen, nicht verfluchen, denn es ist gesegnet!
Warum also will Bileam noch einmal nachfragen?
Hätten wir die Stellen aus dem NT nicht, wäre alles spekulativ. Oberflächlich betrachtet, könnte man sogar sagen, dass durch seine Worte von zuvor (“Wenn Balak mir sein Haus voll Silber und Gold gäbe, so könnte ich nicht den Befehl des HERRN, meines Gottes, übertreten …“) er voll im Geiste agiert, in allem gehorsam ist und keineswegs auf Reichtum aus ist. Jedoch dürfen wir wissen, dass dem nicht so ist.
Aber auch ohne die Stellen aus dem NT könnte man sich fragen:
Irgendetwas ist doch seltsam an diesem Mann?! Er sagt, dass er dem HERRN in allem gehorcht und nicht nach Gewinn aus ist, aber muss ihn dennoch fragen, ob er sein Volk verfluchen darf. Wohlgemerkt das Volk, welches der Allmächtige zuvor aus Ägypten befreit hat und ihm unmissverständlich auf sein Gebet geantwortet hat: “Nicht mitgehen, nicht verfluchen, denn es ist gesegnet!“
Dennoch möchte er, auch nach dieser klaren Antwort Gottes, erneut darüber beten. Er scheint zu hoffen, dass vielleicht der Gott Israels ja irgendwie doch noch seine Meinung zu seinen Gunsten ändert. Und siehe da, …
4Mo 22,20 Da kam Gott in der Nacht zu Bileam und sprach zu ihm: Wenn die Männer gekommen sind, um dich zu rufen, so mach dich auf, geh mit ihnen; aber nur das, was ich dir sagen werde, sollst du tun. [CSV]
Hatte der Allmächtige wirklich seine Meinung geändert? Nüchtern betrachtet, muss man auf jeden Fall festhalten, dass er bzgl. dem “Mitgehen oder Nicht-Mitgehen Bileams” nun einen gegensätzlichen Befehl erteilt; denn Bileam soll nun doch mitgehen – auch wenn er nur das sagen soll, was ihm der Allmächtige sagt. Wir lesen weiter:
4Mo 22,21-22 Und Bileam machte sich am Morgen auf und sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten von Moab. Da entbrannte der Zorn Gottes, dass er hinzog; … [CSV]
Jetzt wird es noch komplizierter. Denn warum entbrennt der Zorn Gottes, obwohl Bileam das macht, was ihm gesagt wurde?
Die Antwort ist seine Herzenshaltung, mit der er loszieht. Denn aufgrund des NTs wissen wir, dass er es wohl kaum erwarten konnte, seinen geliebten Lohn der Ungerechtigkeit (wie es Petrus zuvor beschrieb) zu empfangen. Im Volksmund würde man sagen: “Er saß die ganze Nacht auf heißen Kohlen.”
Warum? Na ja, weil er endlich loswollte – und generell absolut kein Problem damit hatte, Israel zu verfluchen. Sein Herzensanliegen war einzig und allein, endlich seinen heiß ersehnten Lohn zu erhalten, um den er Gott schon zwei Mal indirekt gebeten hatte. Und bei diesem zweiten Mal ließ Gott es zu. Warum?
Sicherlich aus mehreren Gründen:
1. Weil unser Gott keinen zu etwas zwingt, erst recht nicht, ihm zu gehorchen. Er könnte es, aber er macht es nicht.
2. Weil Gott Bileam noch als Werkzeug benutzen wird und seine Bosheit in einen Segen für sein Volk verändern wird. Warum?
5Mo 23,6 Aber der HERR, dein Gott, wollte nicht auf Bileam hören, und der HERR, dein Gott, verwandelte dir den Fluch in Segen; denn der HERR, dein Gott, hatte dich lieb. [CSV]
3. Weil Gott Bileam zurechtweisen wollte, wie ein Vater seine Kinder zurechtweist. Und manchmal funktionieren diese Züchtigungsmaßnahmen und manchmal nicht. Bei Bileam funktionierte es nicht:
2Petr 2,16 aber er [also Bileam] bekam eine Zurechtweisung für seinen Frevel: Das stumme Lasttier redete mit Menschenstimme und wehrte der Torheit des Propheten. [SLT]
Der Mann war also ein Prophet, was erklärt, warum er den HERRN kannte und ihm dann auch Gott erschien (wir werden später noch auf diesen Punkt eingehen). Aber solch eine Beziehung zu Gott nützt nichts, wenn man am Ende geldgierig ist, denn …
1Tim 6,9-10 Denn die, welche reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstricke und viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen in Untergang und Verderben stürzen. Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Bösen; etliche, die sich ihr hingegeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht. [SLT]
Kleine Anmerkung am Rande dazu:
Nicht nur die Geldliebe ist problematisch für uns, sondern auch die Sorge um genug Geld für unser alltägliches Leben kann eine Form der Geldliebe sein (wie es z.B. hier der Hebräerbrief in einen Zusammenhang bringt):
Hebr 13,5 Euer Lebenswandel sei frei von Geldliebe! Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist; denn er selbst hat gesagt: »Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen!« [SLT]
Oder wie es unser Herr und Meister Jeschua im Zusammenhang mit dem oft missverstandenen “Mammon” klarstellt:
Mt 6,24-26 Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon! Darum [wichtiges “Darum”, da es das zuvor Gesagte mit dem, was noch folgen wird in Zusammenhang bringt] sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sie sammeln auch nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? [SLT]
Zurück zu den Erziehungsmaßnahmen Gottes mit Bileam, aus denen wir viel lernen können. Ehe wir dazu kommen, müssen wir uns vorher aber einer entscheidenden Tatsache bewusst werden:
Unser Gott lässt manchmal Dinge in unserem Leben zu – mitunter befiehlt er sie sogar selbst, obwohl er sie eigentlich gar nicht gutheißt (so wie hier bei Bileam).
Zu dieser Aussage gibt es unzählige Belege in der Heiligen Schrift. Eine der anschaulichsten ist folgende, bei der es darum geht, dass das Volk einen menschlichen König begehrt und diesen auch auf Befehl des Höchsten bekommt:
1Sam 8,4-7 Da versammelten sich alle Ältesten von Israel und kamen zu Samuel nach Rama; und sie sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen; so setze nun einen König über uns, der uns richten soll, nach der Weise aller Heidenvölker! Dieses Wort aber missfiel Samuel, weil sie sagten: Gib uns einen König, der uns richten soll! Und Samuel betete zu dem HERRN. Da sprach der HERR zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir gesagt haben; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll! [CSV]
Hier kann man klar und deutlich sehen, wie das Volk sich nach den Wegen der Heiden sehnt und ausstreckt und in diesem Zusammenhang sich einen König wünscht. Und das obwohl genau davor im Gesetz gewarnt wird und es sogar eine Prophezeiung darüber gibt:
5Mo 18,9 Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, so sollst du nicht lernen, nach den Gräueln jener Heidenvölker zu handeln. [SLT]
5Mo 17,14 Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und es in Besitz nimmst und darin wohnst und dann sagst: »Ich will einen König über mich setzen, wie alle Heidenvölker, die um mich her sind!« … [SLT]
Unser allmächtige uns liebende Vater kennt uns und lässt gewisse Dinge in unserem Leben und in der Geschichte seines Volkes zu. In diesem Fall das falsche Begehren nach einem menschlichen König, obwohl sie doch einen himmlischen König haben und auf Erden jeder Bruder jedem Bruder auf Augenhöhe begegnen soll. Das Volk möchte aber so wandeln, wie die Heidenvölker um sie herum. Und die haben einen König über sich und das möchte man nun auch haben. Und der Allmächtige lässt die Falschheit ihrer Herzen zu und gibt ihnen Saul. Er befiehlt es sogar selbst an und das obwohl, wie zuvor erwähnt, es falsch in seinen Augen ist.
Warum macht er das? Die Antwort ist einfach:
Weil er uns dadurch züchtigen will!
Er gibt uns manchmal genau das, wonach sich unser Herz sehnt. Ganz so wie beim Volk und Saul. Und ganz so wie bei Bileam und seiner Geldgier.
Tut er das immer? Nein. Er entscheidet in seiner Allmacht, aber v.a. entscheidet er in seiner Liebe gegenüber seinen Kindern, wann es angebracht ist und wann nicht. Er weiß, wann es am besten für uns ist und wann nicht.
Was generell “heftig” an dieser Erziehungsmaßnahme ist (und dadurch eine enorme Tragweite und einen immensen Lern- und Warneffekt für uns hat), ist die Tatsache, dass diese Befehle von ihm selbst ausgehen.
Das heißt mitunter auch, dass auch Zeichen und Wunder zur Bestätigung (z.B. von Gebeten) von ihm ausgehen können, wir aber am Ende nur das erhalten, wonach unser Herz trachtet. Und trachtet es nicht zuerst nach dem Königreich (Mt 6,33), dann kann es sein, dass wir ganz katastrophale Dinge in unser Leben herbeiwünschen. Ganz so wie bei Bileam.
Und wenn wir dann, ebenfalls wie bei Bileam, nicht einmal die Warnsignale Gottes erkennen können, die selbst ein Esel erkennen kann, dann könnte es doppelt und dreifach schlimm für uns ausgehen; denn dann könnte es sein, dass wir die Prüfung, die von Gott ausgeht, nicht bestehen und genau das erhalten, wonach wir uns sehnen. Und dann noch denken, es sei irgendwie eine Bestätigung vom Höchsten.
All diese Gefahren haben eine Quelle. Und ganz im Gegensatz zur wohl populärsten Aussage unseres Jahrhunderts: “Lass dich von deinen Gefühlen leiten und vertrau einfach auf dein Herz!” ist diese gefahrenvolle Quelle keine andere als unser Herz, auf das wir uns vermeintlich so sehr verlassen sollen. Aber …
Spr 28,26 Wer sich auf sein eigenes Herz verlässt, ist ein Narr; wer aber in der Weisheit wandelt, der wird entkommen. [SLT]
Wem entkommen? Ja, genau, der Vers sagt es: Dem eigenen Herzen entkommen. Denn …
Jer 17,9-10 Nichts auf dieser Welt ist so hinterhältig und verschlagen wie das Herz des Menschen. Wer kann es durchschauen? Nur ich, der HERR, kann es! Ich prüfe jeden Menschen bis in sein tiefstes Innerstes hinein. Ich werde jedem das geben, was er für seine Taten verdient. [NLB]
Dass einige, vielleicht sogar viele von uns sich dadurch angegriffen, oder schlimmer, sich gar nicht angesprochen fühlen, ändert nichts an dieser aufrüttelnden Wahrheit. Denn auch das Folgende ist sicher, …
Spr 21,2 Jeder Weg eines Menschen ist recht in seinen Augen, aber der HERR prüft die Herzen. [SLT]
Unser Gott ist ein Gott, der uns prüft. Er prüft unsere Motive. Er prüft unser Innerstes. Er prüft unser Herz. Und er gibt uns dann auch – ganz nach diesen zuvor gelesenen Stellen – ab und an genau das, was wir uns aus unserem trügerischen Herzen heraus wünschen.
Das heißt: Gott gewährt und lässt Dinge zu, die eigentlich nicht gut für uns sind. Dadurch reagiert er auf unsere Schwäche und gefallene Natur. Sprich, aus unserem Fehlverhalten heraus zwingen wir ihn in seiner Liebe und Treue regelrecht dazu, Dinge zu tun, die er eigentlich gar nicht für uns will. Ganz so wie Eltern manchmal ihrem Kind freien Lauf lassen. Stets in der Liebe und in der Hoffnung, dass es dadurch zur Besinnung kommt.
Das mag überraschen, das mag absurd klingen, das mag aufstoßen, aber am Ende ändert es nichts daran, dass es eine klare Tatsache der Heiligen Schrift und eine Wesensart unseres Schöpfers ist.
Ist sie für dich nicht so klar, dann prüfe diesen Punkt bitte. Innig.
Lies dir die Stellen dazu durch und frage dich, wie es sein kann, dass er die Wege der Heiden verabscheut, aber dem Volk dennoch das gibt, was sie sich wünschen: einen König wie die Heiden um sie herum.
Oder wie unser Gott zu Bileam klar und deutlich sagt: “Du sollst nicht gehen.” und dann später zu ihm spricht: “Geh mit ihnen.”?
Wieso tut unser Gott diese Dinge? Die Antworten auf diese und ähnliche Fragen bringen uns dazu, unseren Gott besser zu verstehen und besser kennen zu lernen.
Ps 25,4-5 HERR, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Pfade! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist der Gott meines Heils; auf dich harre ich allezeit. [SLT]