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Mt 5,19-Serie (3Mo 16,1-18,30) – Sich kasteien, Asasel und das Evangelium

Der Asasel und sich “kasteien”

Mit diesen beiden Punkten möchten wir in allererster Linie aufzeigen, wie vorsichtig wir alle im Umgang mit der Heiligen Schrift sein sollten. Einmal, dass uns bewusst sein sollte, dass wir menschliche Lehren mit und in uns tragen, die uns beim Verstehen des Textes beeinflussen und zweitens, dass wir uns jederzeit neue Menschenlehre einholen können. Da diese Gefahr immer besteht, sowohl für dich als auch für uns, bitten wir wie immer um die Prüfung aller hier gebrachten Informationen.

Zuerst das “Sich-Kasteien”:

Viele von uns verbinden den Versöhnungstag fest und unverrückbar mit einem Fasten, sprich einem Enthalten von Speise oder Speise und Trank. Anders ausgedrückt: Für viele ist das Fasten ein Gebot Gottes für diesen Tag. Aber die Frage ist: Wo steht das? Wo steht der Vers, der klar zeigt, dass wir an diesem Tag fasten sollen?

Wenn man die gesamte Heilige Schrift nach dieser Frage absucht, wird man keinen einzigen Vers dazu finden. Dennoch ist das für viele von uns absolut fest in den Köpfen verankert – obwohl der Text nicht von einem Fasten, sondern von einem “Demütigen, Kasteien” und dergleichen spricht. Woher kommt aber dieses feste Verständnis des Fastens? Wir kommen gleich dazu.

Vorab: Im hebräischen Text kommt das Wort, um das es geht (hebr. “anah”), 81 mal vor. In der Elberfelder CSV-Übersetzung (so weit wir wissen auch in der Schlachter 2000) wird es kein einziges Mal mit “fasten” übersetzt, stattdessen mit “demütigen, kasteien, bedrücken, beugen, niederbeugen” usw.
Wohingegen das Wort für “fasten”, hebr. “zum” oder “zom” als Nomen (also “das Fasten”) kommen zusammen 47 mal vor und werden immer mit “fasten” übersetzt.

Aber wie bereits gesagt, steht im Zusammenhang des Versöhnungstages dieses Wort für “fasten” nicht da. Nicht an einer einzigen Stelle. Daher noch einmal die Frage: Woher kommt aber dieses feste, teilweise bei manchen unverrückbare Verständnis?
Sehr wahrscheinlich von Bruder Juda. Denn durchaus ist das Fasten eine mögliche Form des “Sich-selbst-Demütigens” und bietet sich daher an. Aber es ist a) nicht die einzige Form sich zu demütigen und b) steht es nirgends geschrieben.

Warum wir das überhaupt thematisieren, hat v.a. zwei Gründe, die uns nicht nur beim Versöhnungstag auffallen, sondern generell, sagen wir mal, ein Problem für uns sind, die wir jetzt die Gültigkeit der Weisung Gottes (also seinem Gesetz) verstehen dürfen:

1. Woher kommt mein Verständnis, das ich habe, wenn ich keinen Vers finde, der mein Verständnis bestätigt? (Dies ist v.a. rund um das Thema “Sabbat” eine wichtige Frage für uns alle.)
2. Wieso verteidige ich so vehement mein Verständnis, wenn es sich nicht durch die Heilige Schrift bestätigen lässt? Wäre es dann nicht besser, vom Gaspedal zu gehen und sich aufmerksam auszutauschen und den Heiligen Text allein für sich sprechen zu lassen?

Diese beiden Fragen sind sehr hilfreich für uns alle, um a) an uns selber Sauerteig zu entlarven und b) offen für neue Auslegungen zu sein, die sich nur auf die Heilige Schrift berufen und nicht auf Traditionen.

Wir möchten noch einmal wiederholen: Es geht hier nicht darum, über den Punkt zu streiten, ob man am Versöhnungstag fasten muss oder nicht, sondern darum, dass es so erst einmal nicht geschrieben steht, aber für viele von uns einfach so angenommen wird. Kann man an diesem Tag fasten: Ja, natürlich. Auch wir tun das. Aber eben nicht nur das, denn einige von uns schlafen an diesem Tag zusätzlich nicht, andere wiederum reden nicht usw. usf.; je nachdem wie man sich vor seinem Schöpfer demütigen, kasteien, niederbeugen und dergleichen will.
Da der Allmächtige uns lediglich das Gebot des “Sich-Kasteiens” gegeben hat, aber nicht das Gebot darüber “wie genau wir das machen sollen”, ist das etwas, was offen für einen jeden ist. Vielleicht – nur vielleicht – hat er sich dabei etwas gedacht:

Ps 119,140 Wohlgeläutert ist dein Wort, und dein Knecht hat es lieb. [CSV]

Die Gründe für das Warum und Weshalb unser himmlischer Vater dieses Thema offen für uns gelassen hat, wären spekulativ. Fakt ist, dass er es getan hat. Daher sollten wir sein Wort auch nicht verändern oder unsere Meinung als Gottes Wort ausgeben, sondern den heiligen Text so lassen, wie er ist: Steht da nichts von “fasten”, dann steht es nicht da. Steht “fasten” da, dann steht “fasten” da und wir fasten. Eigentlich ganz einfach.


Kurz noch zu Asasel:

Hier gibt es zahlreiche Interpretationen darüber, wofür “Asasel” steht. Im Laufe der Jahre hat man einige davon gehört und alle sind nachvollziehbar. Jedoch scheint der Text, an und für sich sehr klar zu sein, denn Asasel bedeutet im Hebräischen erst einmal genau das, was mit diesem Bock gemacht wird: er wird hinfortgeschickt; d.h. das Wort im Hebräischen, welches aus zwei Wörtern zusammengesetzt wird, bedeutet: Bock der Wegführung, Bock des Hinfortschickens, Bock, der davongeht und dergleichen. Ganz “zufällig” also genau das, was mit diesem Bock gemacht wird.

Die zweite zentrale Eigenschaft dieses Bockes (nebst dem Wegschicken aus der Mitte der Gemeinde) ist, dass er symbolhaft die Sünden des Volkes trägt. Was fällt einem bei dieser Formulierung: “Sünden des Volkes trägt” als erstes in den Sinn? Natürlich, unser Erlöser Jeschua, der Messias.
Alle Opfer deuten auf den Opfertod unseres Heilands. So auch dieses hier. Oft ist es aber so, das ein einzelnes Opfer nicht ausreicht, um das große Bild des Erlösungswerkes widerzuspiegeln. So auch hier:
Denn der eine Bock, dessen Blut in das Heiligtum gebracht wird, dient dazu Sühnung der Sünden zu erwirken, wie das Blut des Sohnes Gottes, welches sogar die komplette Vergebung der Sünden erwirkt (zu dem Unterschied wird, so Gott schenkt, irgendwann ein Artikel folgen). Der andere Bock wiederum trägt die Sünden des Volkes, so wie unser Herr unsere Sünden am Kreuz trug.

Daher kann dieser Bock auch nicht für Satan stehen, denn
a) ist der Satan keineswegs unschuldig wie dieses Tier und viel wichtiger
b) trägt Satan nicht unsere Sünden und schafft sie für uns aus der Mitte des Volkes Gottes weg.

Ferner ist in diesem Zusammenhang wichtig (v.a. deswegen, weil in gewissen christlichen Kreisen meist Satan und seine Lakaien für fast “alles” schuldig gemacht werden): Der Ursprung der Sünde ist nicht Satan, wir sind es. Unser Fleisch, unser Ungehorsam ist das Problem dieser gefallenen Welt.
Anders, anschaulicher und näher an “Asasel” ausgedrückt: Würde im übertragenen Sinne Satan von Gott weggeschickt und in der Wüste eingesperrt werden, wären wir nicht auf einmal vollkommene Menschen. Wir müssten weiterhin gegen die Sünde, die nicht in Satan, sondern in unserem Fleisch ist, ankämpfen und uns verändern: Weg vom menschlichen, irdischen, ich-bezogenen Sein hin zu dem göttlichen, himmlischen, sich selbst aufopfernden und uns von unserem Vorbild Jeschua vorgelebten Dasein. Tun wir das, wird sich der Feind ganz automatisch von uns zurückziehen:

Jak 4,7 So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; [SLT]

Zurück zu dem geistlichen Abbild in den beiden Tieren:
Sie zeichnen uns zusammen das Bild des Erlösungswerkes durch unseren Messias, der unsere Sünden trug (versinnbildlicht in Asasel) und uns Vergebung durch sein kostbares Blut ermöglicht (versinnbildlicht durch den anderen Bock, dessen Blut ins Heiligtum gebracht wird und Sühnung für das Volk Gottes erwirkt).

Warum wir das Ganze thematisieren, ist aber nicht das geistliche Abbild, welches natürlich phänomenal ist, sondern viel mehr der Punkt, dass man die Lehren, die da draußen kursieren, für sich selbst genau prüfen sollte. Dabei sollte man die Bibel sich – so oft wie irgend möglich – selbst auslegen lassen. Darf man dann in der Schrift mehr und mehr prophetische Bilder durch den Geist Gottes geleitet verstehen, dann gehört das Bild mit den zwei Böcken sicherlich mit zu den klarsten – sofern man einfach beim Text selbst bleibt.

Das heißt, wie beim Punkt mit dem “Sich-Kasteien” zuvor auch, dürfen wir v.a. zwei Dinge lernen:

Wir müssen uns alle selbst nach Sauerteig überprüfen und so genau wie möglich beim heiligen Text bleiben!

Von diesem heiligen Text dürfen wir nichts wegnehmen (wie z.B. dass der Versöhnungstag oder ein anderes Fest nicht mehr oder verändert zu halten ist) und wir dürfen dem heiligen Text selbstverständlich auch nichts hinzufügen, indem wir z.B. das Fasten als ein Gebot Gottes hinstellen. Diese beiden Punkte sollen v.a. einen ganz besonders gefährlichen Punkt veranschaulichen und eine Warnung für uns alle sein:

5Mo 4,2 Ihr sollt nichts hinzutun zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete. [CSV]

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