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Mt 5,19-Serie (2Mo 18,1-20,26) – Die Zehn Gebote

Menschliche Ratschläge

Im 18. Kapitel lesen wir vom Schwiegervater Mose “Jethro”, einem midianitischen Priester. Obwohl nichts Negatives über ihn berichtet wird, ist es offensichtlich, dass er kein Priester Gottes war, sondern eben ein heidnischer, midianitischer Priester, bei denen es gang und gäbe war, mehrere Götter zu haben. Dies macht u.a. seine folgende Aussage klar:

2Mo 18,11 Nun weiß ich, dass der HERR größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie in Übermut handelten, war er über ihnen. [CSV]

In den darauf folgenden Versen wird beschrieben, dass er Mose dabei beobachtet, wie er das Volk berät und richtet. Um ihn bei dieser Aufgabe zu entlasten, rät er ihm, dass er Männer einsetzen soll, die ihn bei dieser Aufgabe unterstützen sollen. Bei diesem Ratschlag fallen dann Wörter wie: “Gottesfürchtige Männer, Männer der Wahrheit, die den ungerechten Gewinn hassen” usw. Alles gute Aussagen seitens Jethro. Dann lesen wir seine abschließenden Worte:

2Mo 18,23 Wenn du dies tust und Gott es dir gebietet, so wirst du bestehen können, und auch dieses ganze Volk wird in Frieden an seinen Ort kommen. [CSV]

Ebenfalls keine unweisen Worte, v.a. der Zusatz: “und Gott es dir gebietet“. Aber unmittelbar danach lesen wir nichts davon, dass Mose Gott befragt und dann auf seine Stimme hört, sondern wir lesen:

2Mo 18,24 Und Mose hörte auf die Stimme seines Schwiegervaters und tat alles, was er gesagt hatte. [CSV]

Obwohl die Heilige Schrift an vielen Stellen sparsam mit Wörtern umgeht und es sein kann, dass Mose Gott befragt hat, aber wir nichts davon lesen, ist es wahrscheinlicher, dass hier Mose den Allmächtigen wohl nicht gefragt hat, sondern mit der allseits bekannten “Kusshand” den Ratschlag angenommen hat. Be- oder entwertet das den Ratschlag Jethros? Keineswegs, denn schließlich lesen wir später in der Weisung Gottes selbst (also in seinem Gesetz), dass das Einsetzen von Richtern und Vorstehern von Gott befohlen wird. Was wir nur andeuten wollen, ist dass es möglich ist, dass Mose den Ratschlag befolgte, ohne Gott direkt gefragt zu haben – und das, obwohl er doch derjenige war, der von Angesicht zu Angesicht mit Gott redete:

2Mo 33,11 Und der HERR redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet; … [CSV]

Gott brauchte im speziellen Fall von Mose kein menschliches Sprachrohr, über das er zu ihm redete, denn – wie der Text es sagt – redete er von Angesicht zu Angesicht mit ihm. Er hätte also seinen Befehl jederzeit Mose direkt mitteilen können. Sofern der Allwissende zu diesem Zeitpunkt gewollt hätte, dass Mose Männer einsetzt, ehe diese Männer überhaupt die Torah erhalten haben.

All das ist, wie bereits erwähnt, nicht genau zu sagen. Es ist beides möglich. Und das ist vielleicht auch so gewollt. Denn das ganze Szenario in unserem Leben praktisch angewandt, könnte bedeuten:

Gott kann durch jeden zu uns reden, auch durch heidnische Priester. Dennoch ist es wichtig, all die uns zugetragene Information, die uns gegebenen Ratschläge und dergleichen genau zu prüfen – egal wie sinnig sie auf den ersten Blick auch erscheinen mögen. Zuerst sollten wir – v.a. bei wichtigen Entscheidungen – Gott und sein Wort befragen, ehe wir Ratschläge blind annehmen. Dies gilt erst recht für Lasten, persönliche Kämpfe und Herausforderungen, die durch jene Empfehlungen von uns genommen werden. Denn es könnte durchaus sein, dass Gott uns gerade durch diese Lasten und Kämpfe prüfen, formen und zum Wachstum bringen will.

Daher sollte sich jeder von uns in diesen und ähnlichen Dingen selbst prüfen – und zwar intensiv und ehrlich: Nehme ich Ratschläge gerne und sofort an, wenn sie mir gut tun? Habe ich wiederum mit anderen Empfehlungen Probleme, wenn sie unangenehm für mich werden? Wieso entscheide ich mich einmal so und einmal so? Was sind meine wahren Beweggründe? Ist es der Wille Gottes? Oder sind es vielleicht meine eigenen Wünsche, die mich bei der Entscheidung beeinflussen?

Diese und ähnliche Fragen sollte ein jeder von uns sich viel häufiger in unserem Alltag stellen. Denn sie können uns helfen, uns selbst besser zu verstehen und um eventuelle blinde Flecken, die wir alle haben, aufzudecken. Da wir ein uns selbst betrügendes Herz haben (Jer 17,9), sollten wir diese Selbstreflektion immer mit einem Gebet verbinden:

Ps 139,23-24 Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und Gefühle! Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, und wenn ja: Hol mich zurück auf den Weg, den du uns für immer gewiesen hast! [HFA]

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