Zerbrochen, aber sogar kostbarer als vorher!
Wie geht das? Mit Kintsugi. Und mit viel Sorgfalt, Liebe und Geduld.
Hierzu nimmt man zuallererst das “verletzte Gefäß” vorsichtig in seine Obhut und sammelt alle einzelnen Teile zusammen. Dabei achtet man ganz genau darauf, dass dem Gefäß kein weiterer Schaden hinzugefügt wird. Dann versucht man herauszufinden, welche “Geschichte” das Gefäß hat und aus was es eigentlich besteht. Denn je genauer man das weiß und je genauer man die Zusammensetzung der Materialien kennt, desto besser kann man das Gefäß reparieren. Man muss also, ehe man überhaupt irgendeinen Handgriff gemacht hat, das, was es zu reparieren (bzw. zu “heilen” gilt), so gut wie möglich kennen.
Erst dann, im nächsten Schritt, sieht man sich die zerbrochenen Teile im Einzelnen näher an. Jedes Bruchstück muss dabei ganz genau untersucht werden, denn nebst dem offensichtlichen Bruch könnte es auch nicht sofort erkennbare feinere Risse verborgen halten.
Dann als nächstes muss man mit Weisheit, Erfahrung und viel Sorgfalt entscheiden, in welcher Reihenfolge das Gefäß repariert werden muss. Hierzu kann man nicht einfach so durch alle Teile gehen und sie irgendwie “zusammenpuzzlen”, sondern man muss beim Wiederherstellen des Gefäßes geduldig und behutsam sein. Ansonsten könnte es passieren, dass einige Bruchstücke sich wieder lösen, wenn sie nur schnell, oberflächlich und lieblos repariert werden. Manchmal muss man zwischendurch den sorgsam gewählten Schritten einfach nur Zeit geben und geduldig auf die “Heilung” der einzelnen “Verletzungen” warten.
So geht man Stück für Stück behutsam und mit viel Zeit und Ruhe vor. Nach und nach werden dann mit viel Fingerspitzengefühl alle Brüche geheilt. Wie zuvor erwähnt: Die Heilung des Gefäßes braucht viel Sorgfalt, Liebe und Geduld.
Ist diese gesamte Arbeit getan, kann das “geheilte Gefäß” wieder voll und ganz benutzt werden. Aber nicht nur das, denn im nächsten Schritt kommt das mit Schönste an Kintsugi:
Denn im Gegensatz zu anderen Methoden werden hier die “Verletzungen” nicht vertuscht oder verheimlicht, sondern sie werden veredelt. Wie? Indem sie mit feinem Goldstaub überzogen werden. Man könnte sagen: Bei Kintsugi steht man zu den Brüchen, die das Gefäß in seiner Vergangenheit erleiden musste. Das Schöne bei all dem ist, dass durch die Veredelung quasi ein neues Gefäß entsteht, das um ein Vielfaches wertvoller ist, als es vorher war.
Bei Kintsugi geht es also nicht um Perfektion, sondern darum, das Beste aus dem zu machen, was passiert ist.
Es geht auch nicht darum, sich unzerbrechlich zu zeigen, sondern darum, zu seinen Schwächen zu stehen und an ihnen zu arbeiten bzw. andere helfende Hände an ihnen arbeiten zu lassen. Und wenn etwas in der Vergangenheit liegt, was man gar nicht mehr ändern kann, dann steht es dafür, die Risse als ein Teil von sich zu akzeptieren und sich mit seiner Vergangenheit zu versöhnen und es so heilen zu lassen. Ansonsten werden immer wieder neue Risse entstehen. Die Veredelung und vollständige Heilung kann aber nur erfolgen, wenn man mit der Vergangenheit abgeschlossen hat. Dann haben neue Risse auch keine Chance mehr und das Gefäß ist in sich fest und stark.
Das weitere Schöne an Kintsugi ist, dass es – sagen wir mal – nicht um eine oberflächliche Form der Schönheit geht, sondern es geht vielmehr um eine, die Macken nicht verheimlicht. Diese Form der Schönheit zeigt, dass sich jemand seiner Vergangenheit gestellt und sie überwunden hat. Das heißt: Ich stehe zu meinen Verletzungen. Ich zeige sie. Aber ich zeige auch, dass etwas Schönes daraus hervorgegangen ist.
Aber wofür Kintsugi vor allem steht, ist:
Wenn etwas zerbrochen ist – auch wenn es völlig in Scherben liegt – ist es nicht das Ende! Denn egal wie schlimm es auf den ersten Blick auch scheinen mag, alles ist noch reparierbar. Man muss sich nur auf den Prozess der Wiederherstellung einlassen und Geduld und Glauben mitbringen. Dann kann und wird auch wahrhaftige Heilung stattfinden. Und zwar eine derartige, die das neue Gefäß stärker und wertvoller machen wird als je zuvor. Denn ohne die “Verletzungen der Vergangenheit” hätte niemals die “Veredelung, Verbesserung und Verschönerung” des Gefäßes stattfinden können.
Daher kann man sagen, dass bei Kintsugi die Brüche im wahrsten Sinne des Wortes wert-geschätzt werden. Wie? Indem man sie eben nicht verheimlicht, sondern an ihnen arbeitet und sie veredelt. Und so das ganze Gefäß wert-voller macht als zuvor. In anderen Worten: Bei Kintsugi sind die Erfahrungen und Verletzungen aus der Vergangenheit im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert.
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Und was bei all dem ganz automatisch noch mit passiert, ist:
Durch die Brüche hebt sich das Gefäß von allen anderen Gefäßen ab. Auch wenn es vorher vielleicht viele davon gab, die ähnlich waren, ist durch die liebevolle “Heilung der Verletzungen” etwas Neues entstanden. Etwas Neues, was es so kein zweites Mal gibt. Und für diejenigen, die dieses neu Entstandene sehen, ist diese Heilung ein “sichtbares Zeugnis” dafür, dass auch ihre verletzten Herzen geheilt werden können.
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Lieber Bruder, liebe Schwester,
wenn du dich nach Heilung sehnst, darfst du dich unserem himmlischen Arzt voll und ganz zur Verfügung stellen. Er wird dir helfen. Unter anderem auch durch andere Menschen. Denn wie eingangs gesagt: Unserem Gott ist es eine Freude, die Heilung an seinen Kindern auch durch seine Kinder zu vollbringen!
…
Bei diesem ganzen Prozess ist es wichtig, dass alle Geduld mitbringen. Denn Heilung braucht Zeit. Auch wenn unser Gott von jetzt auf gleich heilen könnte und es ab und an auch macht, ist keine Heilung so nachhaltig und wertvoll, wie eine, bei der unser Arzt sich Zeit lässt und mit viel Sorgfalt und Liebe das Zerbrochene Stück für Stück wieder zu etwas Neuem macht.
Denn nach einer solchen himmlischen Heilung können seine Kinder, die an sich selbst die göttliche Liebe, Geduld und Einfühlsamkeit erfahren haben, diese dann an andere Kinder Gottes weitergeben und sie so stärken und ihnen Mut und Zuversicht zusprechen. Denn …
Ps 34,19 Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und er hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.
Jeder von uns kann sich dieser Zusage sicher sein, denn unserem himmlischen Vater sind die Sorgen seiner Kinder wichtig. So wichtig, dass sogar einer der Hauptgründe für das Kommen Jesu die Heilung unserer Herzen war und ist.
Mit diesem letzten Vers wünschen wir euch Gottes Gnade, Heilung und Liebe.
Lk 4,17-18 Und es wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gegeben; und als Jesus die Buchrolle aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: … er hat mich gesandt, diejenigen zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind!
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