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Gelegenheiten und Gefahren

Gefahr und Gelegenheit: Genervt sein

Es kann in einer Gemeinschaft für den einen oder anderen herausfordernd sein, wie unterschiedlich die einzelnen Geschwister sein können (z.B. in ihrem Wesen, in ihren Ansichten, in ihrem Verständnis, in ihrem Verhalten und in vielem mehr).
Durch diese und andere Unterschiede kann und wird es (mehr oder weniger zwangsläufig) zu zwischenmenschlichen Herausforderungen jeglicher Art kommen. Das Stichwort hierbei ist ein allgegenwärtiges Problem, das ausnahmslos jeder Mensch hat: sich hin und wieder von anderen genervt zu fühlen.

Zu diesem “nervigen” und gleichzeitig überaus großen Problem haben wir bereits einen Artikel, der sich explizit nur damit beschäftigt. Warum dieses Problem so überaus groß ist, verrät schon die Überschrift:
Wie man das Gebot der Liebe nicht erfüllt!”; daraus eine kleine Stelle, die mit einem Vers beginnt, der auf den ersten Blick nicht unbedingt mit dem Thema, genervt zu sein, zu tun hat:

Gal 5,22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.

Wenn man unser Genervtsein diesem Vers quasi gegenüber stellt, kann man – ohne zu übertreiben – sagen, dass, wenn man genervt ist, 8 von 9 Früchten aus diesem Vers im Keim erstickt werden. Denn wenn man genervt ist, kann man die Selbstbeherrschung verlieren, die Sanftmut, die Freundlichkeit, die Güte, die Geduld, die Freude, den Frieden und am schlimmsten von allen: Man kann die Liebe verlieren!

In anderen Worten ausgedrückt: Alles, was Gott uns durch seinen Geist schenkt und als Frucht bei seinen Kindern sehen will, haben wir dann nicht mehr. Man kann also sagen, dass wenn wir genervt sind, wir unbewusst – aber dennoch ganz konkret – gegen das Wirken des Heiligen Geistes handeln und so quasi Gottes Geschenk an uns mit Füßen treten.

Wir müssen erkennen, dass Genervtsein das mit Wichtigste in unserem Leben, nämlich die Frucht des Geistes, auf den Kopf stellt. Wir meinen damit, dass dadurch genau das Gegenteil dessen bewirkt wird, was eigentlich der Geist Gottes bewirken will. Soll heißen:

Die Frucht des Genervtseins ist Lieblosigkeit, keine Freude, Unfrieden, Ungeduld, Unfreundlichkeit, Hartherzigkeit, Aggression und mangelnde Selbstbeherrschung.

Ziemlich heftig, was so “ein wenig Genervtsein” alles in uns auslöst. Daher die Frage: Erkennt man sich in dieser Aufzählung wieder? Wir leider schon. “Schuldig” in allen Punkten.

Wer den Artikel nicht kennt, sollte sich die 20 Minuten Zeit dafür nehmen. Wir denken, dass man es nicht bereuen wird, weil eben das Thema so weitreichend ist. 

Zurück zu der Gelegenheit, die sich daraus ergibt.

Die allererste und offensichtlichste Gelegenheit ist natürlich, dass das Behandeln dieser Baustelle, sprich das in-Griff-Bekommen unseres Genervtseins, dazu führen wird (quasi ganz automatisch), dass wir das größte aller göttlichen Gebote immer mehr erfüllen werden.

Auch wird es uns dabei helfen, nicht ständig auf die Fehler und Schwächen unserer Nächsten zu blicken (!), sondern wir werden ganz automatisch mehr ihre Stärken wahrnehmen und schätzen lernen.

Eine weitere große Chance ergibt sich aus dem geistlichen Bild, das wir im ersten Teil hatten: der Leib Christi, der aus vielen völlig unterschiedlichen Gliedern besteht.
Denn offensichtlich unterscheidet sich ein Auge stark von einer Hand, ein Ohr von einem Bein, eine Nase von einem Arm usw. – so wie sich eben Geschwister teilweise stark voneinander unterscheiden. Aber das ist kein Grund für das Trennen der einzelnen Glieder voneinander, sondern im Gegenteil: Es ist eine Chance, diese Unterschiede durch Gottes Hilfe zu vereinen, so wie er eben im Leib, also im menschlichen Körper, die unterschiedlichen Glieder miteinander vereint hat. Der Leib ist eine in sich geschlossene Einheit, die nur deswegen funktioniert, weil die Glieder sich voneinander unterscheiden. So soll es auch im Leib Christi sein.

Wenn sich also die Gemeinschaft durch den Geist Gottes führen lässt, diese Unterschiede nicht zur Ursache für Konflikte und Unfrieden werden zu lassen, sondern durch Gottes Hilfe als Gelegenheit zu nutzen, dann ist eben das, was auf den ersten, den fleischlichen Blick, als ein riesiges Problem aussieht, auf den zweiten, den geistlichen Blick, ein riesen Segen. Man versteht dann, dass genau dadurch der Leib als Ganzes umso stärker, gesegneter und “dienstfähiger” wird, als ohne diese Unterschiede.

In anderen Worten: Genervt zu sein ist einfach. Kann jeder, macht jeder. Aber sein Genervtsein zu kontrollieren, sein Fleisch zu bezwingen, in der Frucht des Geistes zu wachsen und mit seinen Geschwistern eins zu werden, das ist schwer, herausfordernd und mit viel Arbeit verbunden. Aber niemand hat gesagt, dass der Weg einfach werden wird.

Daher müssen wir diese “nervige Baustelle des Genervtseins” in den Griff bekommen. Wir alle. Zwingend. Und weil diese Veränderung so zwingend notwendig ist, werden wir durch Paulus auch dazu ermahnt:

Eph 4,1-2 So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt.

Kol 3,12-13 So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr.

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