Gibt es überhaupt Zufälle?
Auch wenn wir einen neuen Abschnitt angefangen haben, sind wir im Grunde immer noch bei der Frage, wann etwas ein Zufall und wann ein Zeichen ist. Hierfür müssen wir aber eben zuerst klären, ob es überhaupt Zufälle gibt:
Ruth 2,3 Und sie ging hin und kam, und auf dem Feld hinter den Schnittern her las sie auf. Und sie traf zufällig auf das Feldstück des Boas, der aus der Familie Elimelechs war.
Hier begegnet uns das hebräische Wort für “Zufall” (miqreh) zum ersten Mal. Macht man sich auf die Suche nach weiteren Stellen, wird man schnell erkennen, dass uns das Wort genau in dem Buch am meisten begegnet, wo wir auch am meisten über die Dinge unseres Lebens und Alltags lesen können, nämlich im Buch der Prediger. Dort sinnt ein Sohn Davids (sehr, sehr wahrscheinlich Salomo) mit der ihm im Übermaß gegebenen Weisheit intensiv über die Dinge des Alltags und des Lebens im Allgemeinen nach. So dann logischerweise auch über unsere Frage hier: Gibt es Zufälle oder nicht? Er schreibt dazu:
Pred 9,2 Alles ist gleich für alle: Ein und dasselbe Geschick für den Gerechten und den Gottlosen, für den Guten und den Reinen und den Unreinen und für den, der opfert, und den, der nicht opfert; wie der Gute, so der Sünder, der, der schwört, wie der, der den Eid fürchtet.
Das hier mit “Geschick” übersetzte Wort ist dasselbe “miqreh”, also der Zufall. Das heißt, bei diesem Vers steht: Alles ist gleich für alle: Ein und derselbe Zufall für den Gerechten und den Gottlosen, …
Da diese wörtliche Übersetzung ein wenig holprig klingt, hat man sich anscheinend für das Wort “Geschick” entschieden. Andere Bibeln, so z.B. die Schlachter umgeht das Hin und Her und übersetzt wie folgt:
Pred 9,2 Alles geschieht gleicherweise allen. Es kann dem Gerechten dasselbe begegnen wie dem Gottlosen …
An dieser Stelle könnte der Gedanke aufkommen:
“Aber ist Gott nicht bei denen, die an ihn glauben? Macht er keinen Unterschied zwischen den beiden?”
Selbstverständlich macht er das!
Jak 4,8 Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! …
Ps 34,19 Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und er hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.
Die Heilige Schrift ist voll von Zusagen dieser Art. Wie sollte es auch anders sein, denn wir haben einen Gott der Liebe, der dazu auch noch unser himmlischer Vater ist.
Jedes einzelne seiner Kinder, also auch du bist ihm kostbar.
Er kümmert und sorgt sich um dich
und liebt dich, wie er alle seine Kinder liebt.
Das steht außer Frage. Die viel aufschlussreichere Frage ist aber: Wie macht unser himmlischer Vater das? Wie kümmert und sorgt er sich um uns?
Bei dieser Frage angekommen, müssen wir ein wenig Einblick in die Entstehung dieses Textes geben. Denn diese Frage öffnet Themenbereiche, die sehr weitreichend sind und bei einigen, wenn nicht sogar vielen, mit starken Emotionen verbunden sein können.
Denn das: “Wie kümmert sich unser himmlischer Vater um uns?” kann zum Beispiel beim Verlust eines nahestehenden Menschen, gesundheitlichen Problemen, Schwierigkeiten im Leben und ähnlichem schnell dazu führen, dass man Gott Vorwürfe macht, sich von ihm verlassen fühlt, denkt, dass er einen nicht liebt oder dergleichen.
Durch diese und ähnliche Gedanken bewegt man sich dann in emotionalen Bereichen, die sensibel sein können. Äußerst sensibel!
Das macht unser Hinarbeiten zur Antwort der vermeintlich rein technischen Frage, wann etwas ein Zufall und wann ein Zeichen ist, sehr herausfordernd, weil es eben bei dem einen oder anderen mit starken Emotionen verbunden sein kann. Es kann sogar, wie zuvor erwähnt, dazu führen, dass man seine Vorstellungen, wie Gott die Welt und eben auch das eigene Leben lenkt, überdenken muss.
So ähnlich, wie irgendwann ein Kind das richtige Verständnis von Gott erlangen muss, dass Krankheiten und Tod zum Leben dazugehören und Gott uns nicht alle vor allem Möglichen schützt. Es ist nicht so, dass alle seine Kinder, ohne je eine Krankheit gehabt zu haben, mit 120 Jahren völlig gesund sterben, sondern es kommt sogar vor, dass seine Treuesten so etwas wie den Märtyrertod erleiden müssen.
Daher muss nicht nur ein Kind, sondern wir alle müssen verstehen, dass Gottes Botschaft an uns Menschen nicht so etwas wie ein Rundumschutz-Evangelium ist, das besagt: Wenn ich gläubig bin, dann werde ich keine Krankheiten und Anfeindungen erleiden und mir wird nichts Böses oder Schlimmes widerfahren. Das wäre so ähnlich wie die Lüge des Wohlstandsevangeliums, die besagt, dass Gläubige immer reich, erfolgreich und von allen geliebt werden. Beide diese “Evangelien” sind völlig unbiblisch.
Kann Gott aber dennoch seine Kinder mit Wohlstand und Gesundheit segnen? Die Antwort lautet offensichtlich erneut: Klar, kann er das.
Unser Glaube ist aber kein Glaube, der auf so etwas aufbaut oder diesen Segen als Ziel im Leben sieht, sondern unser Glaube ist unser unumstößliches Vertrauen auf unseren himmlischen Vater, dass er ganz genau weiß, was er tut.
Daher, wenn die Frage nach dem Wieso aufkommt, wie z.B.: “Wieso greift Gott nicht ein, wenn er doch allmächtig ist?”, dann darf das kein Dilemma in unseren Köpfen und Herzen entstehen lassen, sondern unser Vertrauen auf ihn muss uns sagen:
“Ich überlasse alles meinem Gott.
Er weiß, was er tut und was er nicht tut.
Auch in meinem Leben!”
1Petr 5,7 Alle eure Sorge werft auf ihn. Denn er sorgt sich um euch!
Das alles zusammengefasst, kann man auch sagen, dass sich zwei Verständnisse bzw. so etwas wie zwei “göttliche Weltbilder” entgegenstehen:
Das eine ist, dass, weil Gott allmächtig ist, er alles bis ins kleinste Detail führt und lenkt.
Das andere ist nahezu wie das Gegenteil: Gott lässt trotz seiner Allmacht nahezu alles in seiner Schöpfung laufen. Sowohl hier auf der Erde, als auch, wie wir zuvor sehen konnten, im Himmlischen.
Er greift nur dann in seiner Allmacht ein, wenn sein Plan sozusagen einen Schubser in die richtige Richtung benötigt.
Und das Schöne ist, dass diese Tatsache, dass Gott eingreift, wenn sein Plan eine Feinjustierung braucht, sowohl für seinen großen Erlösungsplan für die Menschheit gilt, als auch für seinen Plan für jedes einzelne seiner Kinder. So auch für dich. Das sollte dein und unser aller Glaube sein.
Das einzige, was wir tun müssen, ist,
ihm voll und ganz zu vertrauen,
sodass wir ihm unser ganzes Leben übergeben.
Er bestimmt. Über alles.
Nicht unser, sondern sein Wille geschehe!
Und je mehr Bereiche unseres Lebens wir ihm übergeben (nicht teilweise, sondern voll und ganz!), desto eher wird auch unser Wunsch, dass er uns den Weg in unserem Leben zeigt, in Erfüllung gehen. Wie? Durch Zufälle? Durch Zeichen? Oder durch etwas ganz anderes?
Das schauen wir uns nach einer kurzen Zusammenfassung an.