Wie uns die Welt programmiert
Was wir mit “programmieren” meinen, ist, dass es in der Welt eine schier unendliche Anzahl von Informationen gibt. Diese Informationen können spurlos an uns vorbeigehen oder aber uns beeinflussen, lenken, manipulieren oder sogar ein Teil unseres Wesens werden. Was wir damit meinen, werden wir gleich noch sehen.
Zuerst aber – als ein anschauliches und themenverwandtes Beispiel – eine kleine Reise durch die Schönheitsideale der Menschheitsgeschichte (die ihr von der Mini-Doku bereits kennt, aber hier folgen ein paar weitere ergänzende Infos, die den Ursprung einiger Schönheitsideale im Götzendienst aufzeigen):
➤ Die mit ältesten Malereien und Skulpturen zeigen, dass irgendwann in den ersten Jahrtausenden große Bäuche und Hinterteile, hängende Brüste und dergleichen dem Schönheitsideal entsprachen.
➤ Später, ca. 3000 v. Chr., wurde dann das Schönheitsideal vor allem durch die Weltmacht der Ägypter geprägt. Hier ging der Trend in die entgegengesetzte Richtung: schlanke, enthaarte Körper, ein langer Hals, besondere Frisuren und dergleichen galten als schön. Auch wurde die uns heute bekannte Kosmetik ins Leben gerufen. Hier insbesondere die Betonung der Augen durch Make-up, was u.a. auf das Symbol ihres Sonnengottes Ra zurückzuführen ist.
➤ Unter der Weltherrschaft der Griechen wurde vor allem das männliche Schönheitsideal eines perfekt durchtrainierten Körpers geprägt. In der Vorstellung der alten Griechen hatten ihre Gottheiten diese Körper. Viel Haut zu zeigen war “normal” im sog. Olymp, dem Aufenthaltsort der griechischen Gottheiten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die olympischen Spiele in jener Zeit nackt ausgetragen wurden.
➤ Unter der Weltherrschaft der Römer ging es wieder mehr in die andere Richtung. Ein molliger Körper wurde wieder als schön angesehen, weil er u.a. ein Zeichen für Wohlstand und Reichtum war. Blonde Haare, die man sich umständlich bleichte (sowohl Frau als auch Mann), waren ebenfalls “in Mode”, da es die Haarfarbe der Götter war.
➤ Im Mittelalter, das durch das römisch-katholische Christentum dominiert wurde, galten dann keusche Merkmale als schön. Schminke war wegen ihres heidnischen Ursprungs tabu, genauso wie die Betonung von weiblichen Rundungen, die als verführerisch galten. Daher ging es wieder zurück zu einem schlanken Frauenbild. Hierzu schmierte man sich als Frau sogar Taubenkot auf die Brüste, weil man dachte, dass dies den Wachstum hemmt. Eine hohe Stirn war damals ebenso gefragt. Um diese zu erlangen, zupfte man sich die Haare büschelweise am Ansatz aus. Eine blasse Hautfarbe war auch wichtig, um schön zu sein. Hierfür ließ man sich sogar Blut entnehmen und bleichte die Haut mit Bleiweiß – eine giftige Substanz. Denn war man braun gebrannt, wurde man für einen armen Bauer gehalten, der den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten muss.
➤ Danach kamen durch Renaissance, Barock und Rokoko ganz seltsame Modeerscheinungen, die sicherlich viele von uns von Bildern kennen und die ersten visuellen Anzeichen für die Vermischung von Mann und Frau zeigen.
➤ Gegen Ende dieser Epoche und dann bis zum 19. und 20. Jahrhundert hin setzte sich der bekannte “Sanduhren”-Körper der Frau durch, der mit Marilyn Monroe sozusagen den Höhepunkt erreichte. Mit ihr begann auch die Einflussnahme durch Hollywood (und durch die Medien im Allgemeinen) … damit geschah etwas ganz Besonderes in der Geschichte, was es so vorher noch nie gegeben hatte: Ein gewisses Schönheitsideal beschränkte sich nicht mehr allein auf eine bestimmte Region oder auf den Herrschaftsbereich der jeweiligen Weltmacht, sondern durch das Fernsehen wurde quasi die ganze Welt mit ein und demselben Ideal überflutet. Dieses Mal durch die Weltmacht Amerika.
Aber noch etwas war besonders: Während dieser Zeit musste die “Frau von Welt” das, was sie vorher mit Korsetts und Corsagen erreichte, nun durch eiserne Disziplin und Diäten erreichen. Auch das wurde durch Funk und Fernsehen weit und breit kommuniziert, sodass ein regelrechter Diät-Hype entstand, der – wie wir alle wissen – bis heute angehalten und sich sogar enorm verstärkt hat. Während jener Zeit wurde auch die, nennen wir sie, “Universalformel der weiblichen Schönheit” entwickelt: 90-60-90 musste die Frau sein.
➤ Später durch Schwarzenegger, Stallone, van Damme und Co. ging die Beeinflussung durch die Medien auch auf die Männerwelt über. Ein regelrechter Bodybuilder-Boom entstand. Waschbrett-Bäuche und große Muskeln waren “in”. Auch hier quälte sich der “Mann von Welt” durch strenge Diäten und Muckibuden zu dem Körper, der ihm als schön durch Hollywood & Co. vorgegeben wurde.
Man musste also wieder aussehen, wie bei den alten Griechen. Passend zu dem weitverbreiteten Spruch: Mode wiederholt sich. In diesem Fall hatte sich die Mode von den griechischen Gottheiten mit ihren gestählten, muskelbepackten Körpern wiederholt und, wie wir wissen, bis heute durchgesetzt. Und ein Ende von alledem ist nicht in Sicht.
Anhand dieser kleinen Reise durch die Menschheitsgeschichte kann man leicht erkennen, dass Schönheit zwar irgendwie im Auge des Betrachters liegen mag, aber was man als schön ansieht, nicht zwingend von einem selbst bestimmt wird. In anderen Worten: Die Menschen, die in der jeweiligen Epoche gelebt hatten, veränderten ihre persönliche Ansicht von Schönheit nicht aus freien Stücken, sondern ihnen wurde dieses Ideal von der dominierenden Schicht in der jeweiligen Gesellschaft vorgegeben. Das ist heute unverändert so.
Daher kann man sagen:
Schönheit wird von “der Welt” konstruiert, propagiert
und uns dann einprogrammiert.