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Eure Fragen an uns – Jesus nicht der allmächtige Gott?

Jesus = Vater?

Jes 9,5 Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst. [CSV]

Dass das Wort “Gott” (hebr. “elohim”) auf andere Personen und somit natürlich erst recht auch auf den Sohn angewandt werden kann, haben wir bereits geklärt. Hier wird der Sohn Gottes in einer Prophezeiung “Vater der Ewigkeit” genannt. Ein tragender Vers für die Lehre der Dreieinigkeit.

Aber wiederum steht geschrieben:

1Mo 45,8 Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott: Er hat mich dem Pharao zum Vater gesetzt und zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten. [SLT]

So ähnlich wie der Allmächtige Mose für den Pharao zum “Gott” gesetzt hatte (2Mo 7,1), wird hier das Gleiche mit Joseph gemacht, nur dass er zum “Vater, Herrn und Herrscher” gemacht wird. Liest man diese Attribute (Vater, Herr und Herrscher) auf den Sohn Gottes bezogen, neigt man schnell dazu, diese so anzuwenden, dass man einen vermeintlichen Belegvers für die Dreieinigkeit hat. Auf einen Joseph bezogen natürlich nicht. Warum nicht?

Weil man bei Joseph weiß, dass das nicht sein kann, dennoch wird er “Vater, Herr und Herrscher” genannt. Das kommt daher, weil das hebräische Verständnis von “Vater”, wie wir hier in diesem Beispiel lesen können, keine exklusive Bezeichnung ist. So ähnlich wie bei dem Wort “Gott”. Soll heißen: Der Pharao hat zwar einen leiblichen Vater, aber es gibt auch andere, die für ihn als “Vater” bezeichnet werden – in diesem Fall Joseph. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass Joseph wortwörtlich des Pharaos Vater ist, sondern es ist ein “Titel”, der eine Bedeutung hat. Ebenfalls so ähnlich wie bei dem Wort “Gott”.

Ein paar weitere Beispiele, die leicht verständlich veranschaulichen, wie das Wort “Vater” im Hebräischen verwendet wird und so Funktion, Autorität und Stellung einer Person wiedergeben kann:

Jes 22,20-21 Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen, und ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden und mit deinem Gürtel fest umgürten und deine Vollmacht in seine Hand legen. Er wird den Bürgern von Jerusalem und dem Haus Juda ein Vater sein. [SLT]

2Kö 6,21 Und der König von Israel sprach zu Elisa, als er sie sah: Soll ich schlagen, soll ich schlagen, mein Vater? [CSV]

2Kö 13,14 Und Elisa erkrankte an seiner Krankheit, an der er starb. Und Joas, der König von Israel, kam zu ihm herab und weinte über seinem Angesicht und sprach: Mein Vater, mein Vater![CSV]

Eljakim war nicht der Stammesvater des Hauses Juda, dennoch soll er ihnen “ein Vater sein“, weil Gott ihn dazu gesetzt hat – genauso wie beim Sohn Gottes in Jes 9,5. Auch war der König von Israel nicht der Sohn Elisas, aber dennoch spricht er ihn mit “mein Vater” an. Warum? Weil, wie bereits erwähnt, das hebräische Verständnis und der Gebrauch des Wortes “Vater”, ähnlich wie beim Wort “Gott”
a) nicht ausschließlich für eine bestimmte Person verwendet wird und
b) die Stellung und Funktion einer Person wiedergeben kann.

So auch hier, wenn Hiob von sich selbst spricht:

Hi 29,16 Vater war ich den Armen, und die Rechtssache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich; [CSV]

Aber die vielleicht passendste Stelle – da unser Herr und Erlöser auch unser Hohepriester ist – ist folgende Stelle aus dem Buch der Richter:

Ri 17,10 Da sprach Micha zu ihm: Bleibe bei mir und sei mir Vater und Priester, so werde ich dir jährlich zehn Schekel Silber geben und Ausrüstung an Kleidern und deinen Lebensunterhalt. Und der Levit ging hinein. [CSV]

Diese und andere Verse zeigen auf, dass es im biblischen Verständnis von “Vater” nicht nur um den leiblichen Vater geht oder um einen Exklusiv-Titel für Gott, sondern auch um Stellung, Autorität und Funktion, die einer Person gegeben werden kann.
Ähnlich wie wir es bei dem Wort “Gott” schon sagten: Wenn andere Personen, in diesem Fall Joseph, Eljakim & Co., in der Bibel  schon als “Vater” betitelt werden (d.h. ihnen väterliche Eigenschaften zugeschrieben wurden), wie viel mehr macht das dann Sinn bei Jesus Christus, unserem Herrn, “dem einzigen Weg zum einzigen Vater”:

Joh 14,6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich! [SLT]

Paulus z.B. kannte logischerweise dieses biblische Verständnis des Wortes “Vater”, daher schreibt er auch wiederholte Male Verse wie diesen hier:

1Kor 4,14 Nicht zu eurer Beschämung schreibe ich das, sondern ich ermahne euch als meine geliebten Kinder[SLT]

Würde man nicht wissen, wer diesen Vers geschrieben hat und man würde behaupten, dass es die Worte unseres Herrn wären, könnte man schnell zu dem Entschluss kommen: “Hier zeigt Jesus uns durch seine Worte auf, dass er auch der Vater ist, daher nennt er uns, wie Gott, der Vater auch: seine geliebten Kinder.“; da dies aber Paulus sagt, würde niemand auf die Idee kommen, diese “Vaterschaft” auf Paulus anzuwenden, wie man sie auf den Herrn anwenden würde. Frage wäre wieder: Warum nicht?

Wichtige Anmerkung: Wir möchten mit derartigen Vergleichen keineswegs provozieren, sondern lediglich aufzeigen, wie unser Verstand funktioniert: Wir neigen dazu, dass wir das, was wir als Verständnis in uns tragen, in andere Dinge hinein zu interpretieren – im Volksmund sagt man dazu, dass man eine Brille auf hat. Das trifft auf uns alle zu: Jeder von uns trägt seine Brille, durch die er die Dinge so wahrnimmt, wie es am ehesten durch diese Brille scheint. Daher bitten wir ja euch immer wieder um eines:

1Thes 5,21 Prüft alles, das Gute behaltet. [SLT]

Dieser Abschnitt in kurz:

Erneut ist der Schlüssel unser korrektes Verständnis eines einzelnen Wortes. “Vater” ist kein Exklusiv-Titel für Gott allein, sondern auch ein Joseph, ein Eljakim oder ein Paulus können ein “Vater” für andere Menschen sein. Versteht man also, dass sowohl das Wort “Gott” als auch hier “Vater” Bezeichnungen sind, die auch Autorität, Position und Aufgabe widerspiegeln (so ähnlich wie der “Berater” in unserem Einstiegsvers in Jes 9,5), versteht man, dass sie eher Titel sind, die Personen gegeben werden, um ihre “Aufgabe, Stellung und Funktion” klarzumachen.

Man könnte es auch, analog zu 1Kor 8,5-6, so formulieren: “… wie es ja wirklich viele »Väter« gibt, so gibt es für uns doch nur einen Vater, Gott, von dem alle Dinge sind und wir für ihn.”

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