2. Heilige Geist eine Person oder personifiziert?
Apg 13,2 Als sie nun dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe! [SLT]
Dieser Vers liest sich wie eine eindeutige Bestätigung, dass der Heilige Geist eine Person ist – schließlich sagt der Vers ja klar und deutlich, dass jener reden kann.
Die Betrachtung solcher Verse wird für uns dadurch erschwert, dass laut Bibel z.B. auch Folgendes “reden” kann?
Hebr 12,24 und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als Abels. [SLT]
Hier lesen wir, dass das Blut redet. Dass diese Formulierung bildhaft gemeint ist, ist uns allen klar.
Dennoch ist das (was der Schreiber des Hebräerbriefes hier macht) etwas, was in der Bibel sehr häufig getan wird: Dinge werden personifiziert; d.h. er umschreibt das Blut so, als wäre es eine eigenständige Person, die reden kann. Dass das Blut aber keine Person ist, ist uns allen klar. So klar, dass wir den Punkt der “Personifizierung des Blutes” regelrecht überlesen; u.a. deswegen, weil in unseren Köpfen eine derartige Verbindung (also Blut = Person) fehlt. Wäre diese Verbindung (Blut = Person) aber da, würde uns dieser Vers sofort auffallen und wir würden ihn als biblischen Beleg dafür anführen, dass das Blut eine Person sei.
Dieses Beispiel soll uns aufzeigen, dass unser Gehirn bei solchen und ähnlichen Dingen etwas Erstaunliches macht: Je nach individueller Prägung füllt unser Gehirn Wörter unbewusst mit einem Verständnis auf oder nicht. Was genau meinen wir damit?
Dazu vielleicht ein “gestelltes” Beispiel:
Darum, gleichwie durch einen Menschen der Geist in die Welt gekommen ist und durch den Geist das Leben…
Zwischenfrage: Ist der Geist, der in die Welt gekommen ist, eine Person oder nicht? In den allermeisten Fällen wird die Antwort wohl “ja” lauten.
Wir klären auf, denn die Aussage ist ein Vers, der eigentlich wie folgt lautet:
Röm 5,12 Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod… [SLT]
Denkt man jetzt (wie in der konstruierten Aussage mit dem Geist zuvor auch), dass die Sünde eine Person ist? Natürlich nicht. Und warum nicht? Unter anderem deswegen, weil die Verbindung “Geist = Person” für viele von uns da ist, aber eben die Verbindung “Sünde = Person” in unseren Köpfen fehlt. Dadurch überliest man auch hier wieder (wie beim Blut Abels zuvor) einfach die “Personifizierung der Sünde”.
Weitere Stellen wie die Bibel personifiziert:
Offb 19,20 Und das Tier wurde ergriffen und mit diesem der falsche Prophet … und die beiden wurden lebendig in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. [SLT]
Im Direktvergleich dazu auch:
Offb 20,14 Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen … [SLT]
Sind der Tod oder das Totenreich anhand dieses Verses Personen?
Weiteres Beispiel zur Personifizierung innerhalb einer Passage:
2Tim 1,14 Dieses edle anvertraute Gut bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt! [SLT]
Hier wohnt der Heilige Geist in uns. Dazu nur ein paar Verse vorher:
2Tim 1,5 Dabei halte ich die Erinnerung an deinen ungeheuchelten Glauben fest, der zuvor in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike gewohnt hat, ich bin aber überzeugt, auch in dir. [SLT]
Ist, wenn der Heilige Geist eine Person ist, auch der Glaube eine Person?
Weiteres Beispiel zur Personifizierung – diesmal innerhalb eines Verses:
Gal 6,8 Denn wer auf sein Fleisch sät, der wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird vom Geist ewiges Leben ernten. [SLT]
Würde man das Verständnis, dass der Geist eine Person ist, logisch fortführen, müsste in diesem Fall auch das Fleisch eine Person sein. Unser Fleisch (also unsere fleischliche Gesinnung) ist aber keine Person, sondern ein Teil von uns, das es zu kreuzigen gilt. Wir als Ganzes sind die Person.
Noch ein Vers:
Hebr 4,12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. [SLT]
Hier ist mit “Wort Gottes” nicht der Sohn gemeint, der selbstverständlich eine eigenständige Person ist, sondern die Heilige Schrift. Ihr wird hier das Attribut gegeben, dass es, wie eine Person auch, lebendig ist. Auch hier ist uns klar, dass die Heilige Schrift keine Person ist.
Analog dazu ein abschließendes Beispiel: die Hand Gottes.
2Chr 30,12 Auch in Juda wirkte die Hand Gottes, dass er ihnen ein einmütiges Herz gab, das Gebot des Königs und der Obersten zu erfüllen nach dem Wort des HERRN. [SLT]
Auch hier wissen wir alle, dass die “Hand” selbstverständlich keine eigenständige Person ist, sondern ein Teil Gottes; d.h. hier lesen wir von der “Hand Gottes”, die personifiziert wird, und in dem Abschnitt zuvor haben wir vom “Geist Gottes” gelesen, der vielleicht (das gilt es zu prüfen) auch personifiziert wird.
Bedeuten diese Beispiele, bei denen materielle und immaterielle Dinge personifiziert werden, jetzt automatisch, dass deswegen der Heilige Geist keine Person ist? Nein, sicherlich nicht. Es bedeutet nur, dass wir nicht automatisch überall dort, wo der Heilige Geist Attribute einer Person erhält, zwingend eine Bestätigung der Dreieinigkeit sehen sollten.
Das heißt: Diese kleine Auswahl an Beispielen zeigt uns – frei von unserem individuellen Verständnis – klar und deutlich auf, wie die Bibel uns lehrt, dass die verschiedensten Dinge personifiziert werden und daher nicht alles, was personifiziert wird, auch zwingend eine Person sein muss. Diese Lehre müssen wir auch für den Heiligen Geist als eine Möglichkeit in Betracht ziehen.
Wir möchten die Aussage von zuvor wiederholen:
Bedeuten diese Beispiele, bei denen Dinge personifiziert werden, dass deswegen der Heilige Geist keine Person ist? Nein. Es bedeutet nur, dass wir es am Ende unserer Betrachtung als eine Möglichkeit in Betracht ziehen sollten.