3. Kurzer historischer Rückblick zur Frage, ob der Heilige Geist eine Person ist oder nicht:
Es ist oft sehr aufschlussreich, historische Vorgänge bzgl. diverser Lehren rund um die Bibel zu erforschen. Daher hier ein paar kurz zitierte Stichpunkte aus verschiedenen Lexika (gesammelt bei Wikipedia zu finden) zum Thema “Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit, Trinität” und somit auch direkt zu unserer Frage nach dem Heiligen Geist: “Person oder nicht?”:
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Die christliche Trinitätslehre wurde hauptsächlich in den Jahren zwischen 325 und 675 in verschiedenen Konzilen und Synoden entwickelt. (Link)
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Sie wurde auf den ökumenischen Konzilen von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) als Dogma beschlossen. (Link)
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Das griechische Wort „trias“ für Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist wird erstmals erwähnt in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts bei dem Apologeten Athenagoras von Athen (Link), und …
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… in der Lehre der “Pneumatologie”; siehe hierzu z.B. das Nicäno-Konstantinopolitanum (381): Neben der christologischen Frage, die beim Konzil von Nicäa im Vordergrund gestanden hatte, kam Mitte des Jahrhunderts (das 4. ist gemeint) die nach der Stellung des Heiligen Geistes hinzu. Ist der Geist Gottes eine Person der göttlichen Trinität, eine unpersönliche Kraft Gottes, eine andere Bezeichnung für Jesus Christus oder ein Geschöpf? (Link)
Für unsere Fragestellung ist es im höchsten Maße interessant, dass diese Diskussion (“Ist der Geist Gottes eine Person, eine unpersönliche Kraft Gottes usw.?”) erst so spät entstanden ist und mit der Zeit “entwickelt” und dann als “Dogma beschlossen” wurde.
Sind diese historischen Fakten ein Beleg dafür, dass deswegen der Heilige Geist keine Person sein kann? Nein, sie sind lediglich ein Beleg dafür, dass die Bibel – wie eingangs interpretationsfrei festgehalten – nirgendwo sagt, dass der Heilige Geist eine Person oder gar Gott sei. Würde sie das tun, hätte es selbstverständlich diese Diskussionen nicht gegeben.
Denn z.B. gab es keine Konzile darüber, ob das Blut Jesu uns von unseren Sünden reinwaschen kann. Oder ob es einen Gott, den Vater gibt. Diese Dinge waren eindeutig.
Und dennoch wurden diese eindeutigen Wahrheiten von den Aposteln immer und immer wieder in ihren Briefen wiederholt. Aber man verlor kein Wort darüber, dass der Heilige Geist – wie Vater und Sohn auch – eine Person sei. Oder eben: Der Heilige Geist selbst auch Gott sei.
Das eine wird uns unzählige Male, schon fast kindgerecht, auf verschiedenste Arten und Weisen durch Wiederholung klargemacht, das andere findet nicht eine Erwähnung.
Daher lautet die offenkundige und unbeantwortete Frage:
Wieso werden eindeutige Tatsachen, wie z.B. dass Gott der Vater ist, so häufig wiederholt und andere, wie z.B. dass der Heilige Geist “Gott” sei, finden keinerlei Erwähnung?
Diese kindhaft naive Frage ist ein weiterer wichtiger Punkt für die Betrachtung unseres Themas.