Röm 10,4 Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. [SLT]
Bei dieser Stelle ist es so, dass die ansonsten gute Schlachter 2000-Bibel tatsächlich eine der wenigen Übersetzungen ist, die diesen Vers so zweideutig bis sogar völlig missverständlich wiedergibt.
Zum Vergleich folgen einige andere bekannte Übersetzungen – angefangen mit der Zürcher Bibel, die die Doppeldeutigkeit dieses Verses klarstellt:
Röm 10,4 Ziel und Ende des Gesetzes nämlich ist Christus… [ZB]
Röm 10,4 Denn seit Christus ist das Gesetz nicht mehr der Weg zum Heil… [GNB]
Röm 10,4 Denn mit Christus ist die Absicht des Gesetzes vollkommen erfüllt… [NLB]
Röm 10,4 Denn mit Christus hat der Weg des Gesetzes sein Ziel erreicht… [NEÜ]
Röm 10,4 Denn mit Christus ist das Ziel erreicht, um das es im Gesetz geht… [NGÜ]
Ganz nüchtern und sachlich betrachtet, kann man festhalten, dass keine der Übersetzungen irgendwie von einer Abschaffung des Gesetzes spricht: Keine besagt so etwas wie: “Denn mit Christus ist das Gesetz abgeschafft.” oder dergleichen.
Im Gegenteil: Vielmehr beschreiben die Verse eine Absicht und ein Ziel, um das es im Gesetz geht. Welches ist das?
Röm 10,4 Denn mit Christus ist das Ziel erreicht, um das es im Gesetz geht: Jeder, der an ihn glaubt, wird für gerecht erklärt. [NGÜ]
Dieses “vor Gott für gerecht erklärt zu werden ” ist allein durch das Halten des Buchstabens des Gesetzes nicht möglich. Deswegen sandte Gott seinen Sohn: das Ziel des Gesetzes.
Er ist die Essenz. Von Anbeginn an war es die Absicht Gottes in seinem Gesetz, seinen Sohn zu verankern und ihn zu diesem Ziel zu machen, auf das alles in unserem Glaubensleben hinsteuert.
Ohne Glauben und ohne dieses Ziel ist es unmöglich, vor Gott als gerecht dazustehen. Dieser unmissverständliche Punkt war der Inhalt der immer wiederkehrenden Aussagen des Paulus – so z.B. auch hier:
Apg 13,38-39 So sollt ihr nun wissen, ihr Männer und Brüder, dass euch durch diesen [Jesus] Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen jeder gerechtfertigt, der glaubt. [SLT]
Diese Aussage erklärt ganz genau die Bedeutung von Röm 10,4:
Das Gesetz beinhaltet mehrere Ziele. Jedoch war es uns in unser Schwachheit des Fleisches nicht möglich, v.a. ein Ziel zu erreichen:
Gott wohlgefällig zu wandeln.
Röm 8,3-4 Wie ist es dazu gekommen? Das Gesetz konnte uns nicht helfen, so zu leben, wie es Gott gefällt…
Auch hier könnte man schnell einhaken und sagen: “Ja, genau deswegen hat es Gott abgeschafft.”; aber wie es die Schrift mehrfach betont, ist das Problem nicht das Gesetz Gottes, sondern die sündige Natur des Menschen – so wie es die Fortsetzung des Verses klar herausstellt:
… Es erwies sich als machtlos gegenüber unserer sündigen Natur. Deshalb sandte Gott seinen Sohn zu uns. Er wurde Mensch und war wie wir der Macht der Sünde ausgesetzt. An unserer Stelle nahm er Gottes Urteil über die Sünde auf sich und entmachtete sie dadurch. So kann sich in unserem Leben der Wille Gottes erfüllen, wie es das Gesetz schon immer verlangt hat; denn jetzt bestimmt Gottes Geist und nicht mehr die sündige menschliche Natur unser Leben. [HFA]
Welch bahnbrechende Worte, die Licht ins Dunkle bringen. Denn, um die Missverständnisse um Paulus aufzuklären, liest man am besten Paulus selbst. 🙂
Wenn man dann beim Lesen seine Aussagen in ihrem jeweiligen Zusammenhang betrachtet, klärt sich alles von selbst auf – so auch hier.
Dazu kurz die Zusammenfassung seiner bis jetzt betrachteten Feststellungen:
- Das Ziel des Gesetzes ist unsere Rechtsprechung vor Gott.
- Da wir aber durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konnten, hat das Christus für uns geschafft.
- Daher ist er das Ziel.
- Durch unseren Glauben an ihn, stehen wir vor Gott als gerecht da, weil er an unserer Stelle Gottes Urteil über die Sünde auf sich nahm und sie dadurch entmachtete.
- So kann sich in unserem Leben der Wille Gottes erfüllen, wie es das Gesetz schon immer verlangt hat.
- In kurz: Gesetz = Wille Gottes. Wir als Menschen sind aber durch unsere gefallene Natur zu schwach, um diesen Willen im Gesetz zu erfüllen. Daher sandte Gott seinen Sohn, das Ziel, und durch ihn erhielten wir Hilfe: den Geist Gottes. Durch diesen Geist können wir nun in unserem Leben den Willen Gottes erfüllen, wie es das Gesetz schon immer verlangt hat, denn jetzt bestimmt Gottes Geist und nicht mehr die sündige menschliche Natur unser Leben.