Paulus Kampf gegen die Gesinnung, dass Werke erretten
Viele damals predigten eine Errettung aus Werken, v.a. die Pharisäer. Die Errettung geschieht aber aus Glauben:
Röm 1,17 denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht (Hab 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben«. [SLT]
Diesen Glauben bringen, v.a. heutzutage, Menschen mit einem Evangelium ohne Werke durcheinander, wo doch die Schrift z.B. in Jakobus klar sagt:
Jak 2,17 So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot. [CSV]
[Siehe zu diesem Thema bei Interesse bitte den Text “Glaubensprüfung“.]
Paulus sein Problem zu jener Zeit war aber nicht ein Glaube ohne Werke, sondern eine Lehre, die mehr oder weniger besagte, dass man bestimmte Werke nebst dem Glauben benötigt, um gerettet zu werden (z.B. die Beschneidung); wie z.B. hier:
Apg 15,1 Und aus Judäa kamen einige herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Gebrauch Moses beschneiden lasst, so könnt ihr nicht gerettet werden! [SLT]
Sein Problem war dem unserer Zeit genau entgegengesetzt:
Er hatte stets mit denen zu kämpfen, welche eine Errettung aus Werken predigten; jedoch war für ihn klar: nur das Werk des Sohnes Gottes und unser Glaube daran, ist die Grundlage der Errettung.
So ähnlich wie sich Luther mit dem Ablasshandel der katholischen Kirche abkämpfte, kämpfte sich Paulus mit der pharisäischen Gesinnung der “Gerechtigkeit aus Werken” ab.
Dieses “Abkämpfen” gegen die Gesinnung der “pharisäischen Werksgerechtigkeit” führte dann zu seinen wiederkehrenden, oberflächlich betrachtet, widersprüchlichen Aussagen.
Hier nur ein Beispiel: Werke ja oder Werke nein?
Röm 4,5 wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet. [SLT]
Tit 3,8 Glaubwürdig ist das Wort, und ich will, dass du dies mit allem Nachdruck bekräftigst, damit die, welche an Gott gläubig wurden, darauf bedacht sind, eifrig gute Werke zu tun. Dies ist gut und nützlich für die Menschen. [SLT]
Oder: Dem Gesetz dienen oder nicht?
Röm 7,6 Jetzt aber sind wir vom Gesetz frei geworden… [SLT]
Röm 7,25 Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! So diene ich selbst nun mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes… [SLT]
Man könnte an dieser Stelle viel sagen und viele Verse aufführen, die sein Dilemma um die “Gerechtigkeit aus Werken” veranschaulichen würden; aber in ganz kurz kann man folgendes festhalten:
- Auf der einen Seite musste Paulus klarstellen, dass eine Errettung aus Werken nicht dem Evangelium entsprach. Viele unter den gläubig gewordenen Pharisäern vertraten diese Lehre, insbesondere die “Errettung mit der Beschneidung” – wie bereits in Apg 15,1 gelesen. Oder hier ein weiterer Beleg aus dem Brief an die Galater:
Gal 6,13 Denn nicht einmal sie selbst, die sich beschneiden lassen, halten das Gesetz, sondern sie verlangen, dass ihr euch beschneiden lasst, damit sie sich eures Fleisches rühmen können. [SLT]
Diese falsche Gesinnung war sehr stark verbreitet und Paulus musste immer und immer wieder dagegen ankämpfen (für mehr Infos hierzu, siehe z.B. Artikel: Apg 15 – Nur vier Gebote für uns gültig?). - Auf der anderen Seite musste er gleichermaßen klarstellen (so unsere Behauptung, die es zu prüfen gilt!), dass das Gesetz weiterhin seine Gültigkeit hat, aber eben in rechter Weise, denn er bekräftigt:
Röm 3,31 Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Vielmehr bestätigen wir das Gesetz. [SLT]
Dieses leicht missverständliche Thema aus “Gesetz” und “Gnade aus Glauben”, galt es für Paulus zu klären. - Denn er wusste, wie z.B. auch ein Jakobus, dass ein Glaube auch unbedingt Werke benötigt:
Röm 2,13 denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden. [SLT]
Jak 2,24 Ihr seht also, dass ein Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein. [CSV]
Kurze Veranschaulichungen zu seinem Dilemma:
Die vermeintlichen Widersprüche in den Aussagen des Paulus sind vergleichbar mit einem Problem, das uns vielleicht persönlich nicht unbekannt ist:
Wir haben den Drang in uns, dass wir andere Menschen zu Gott führen möchten. Wie machen wir das? Preschen wir dabei vor und sagen ihnen knallhart ins Gesicht, wie schlecht und böse sie sind ? Oder machen wir sie mehr auf die Gnade und Güte Gottes aufmerksam?
Meist tut man Letzteres, wobei alle von uns wissen, dass jeder Mensch, der diese Gnade und Güte Gottes für sich annehmen will, Buße für seine Sünden tun muss. Daher riefen alle Propheten Gottes, so auch sein Sohn, zur Buße auf. Dennoch spricht man viel mehr über die, sagen wir mal, positiven Dinge des Glaubens; d.h. man hebt den einen Teil der Bibel extrem in den Vordergrund und der andere rückt ganz automatisch in den Hintergrund.
Hebt das aber die in den Hintergrund gerückte Wahrheit auf? Natürlich nicht, sie wird lediglich nicht betont.
Ist man dann unwissend und nicht gefestigt im Wort Gottes (wie in der Aussage von Petrus: 2Petr 3,16), kann sich schnell ein falsches Bild ergeben, weil man meint, nur das, was in den Vordergrund gedrängt wurde, ist das Entscheidende.
Ein anderes ähnliches Beispiel wäre:
Wir sehen Geschwister leiden, weil sie sich selbst ihre Sünde nicht vergeben können. Sie haben Buße getan – aufrichtig vor Gott – aber dennoch kommen sie von den Schuldgefühlen nicht los. Was tut man, um zu helfen?
Sicherlich gibt es viele Möglichkeiten, aber das eine ist immer gut: Verse mit Zusagen und Versprechen aus der Schrift suchen, und der Person dadurch in Erinnerung rufen, dass Gott jede Sünde vergibt, wenn wir wahrhaftig Buße tun. Da man helfen will, wird man ausschließlich die Kraft und Hoffnung spendenden Verse wiederholen und diese in den Vordergrund rücken. Man wird ganz automatisch diejenigen ausklammern, bei denen es um die Tragweite der Sünde geht.
Erneut die Frage: Hebt das eine die anderen Verse auf, in denen wir klar davor gewarnt werden, zu sündigen oder gar in der Sünde zu verharren? Hebt das die Gefahr der Sünde für unser Leben mit Gott auf?
Natürlich nicht, aber bedingt durch die Situation, in der wir uns befinden, rücken wir den einen Aspekt der Wahrheit extrem in den Vordergrund, wollen aber sicherlich nicht, dass man den anderen Aspekt der Wahrheit vergisst und sich so in Gottes Vergebung und Gnade badet und nicht mehr aus der Sünde herauskommt. Zu einem solchen Fall schreibt Paulus:
Röm 6,15 Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne! [SLT]
Diese Art der Klarstellungen sind keine leichte Aufgabe – für keinen von uns – denn dadurch besteht immer die Gefahr, dass ein Aspekt der Schrift absolut in den Vordergrund tritt und der andere dadurch vergessen oder am Ende völlig missverstanden wird – je nach Situation, in der man sich befindet.
In dem Beispiel der leidenden Geschwister will man ja nur helfen. Und genau das gleiche wollte auch Paulus: Er wollte helfen, sodass nicht diejenigen Irrlehrer mit ihrem “Ihr müsst dieses und jenes tun, um errettet zu werden” die Brüder verführen:
Gal 5,11-12 Ich aber, ihr Brüder, wenn ich noch die Beschneidung verkündigte, warum würde ich dann noch verfolgt? Dann hätte das Ärgernis des Kreuzes aufgehört! O dass sie auch abgeschnitten würden, die euch verwirren! [SLT]
Paulus hatte in seiner Situation und in seinem Umfeld extrem mit einer pharisäischen Gesinnung der “Gerechtigkeit aus Werken” zu tun. Daher musste er die Gnade aus Glauben ebenfalls extrem in den Vordergrund rücken – ähnlich unseren beiden Beispielen. Man hebt das eine hervor und das andere rückt in den Hintergrund – ganz von alleine. Und je mehr man das eine tut und je mehr man gegen eine falsche Gesinnung ankämpfen muss, wie es Paulus tat, desto mehr prägt sich dieser Aspekt in unsere Köpfe ein:
Bei Paulus wäre das die “Gnade aus Glauben und nicht aus Gesetz”. Dieses Hervorheben der Gnade kann dann sehr schnell den Anschein erwecken, als wäre das Gesetz überflüssig und abgeschafft.
Noch einmal eine Gegenüberstellung aus dem Römerbrief:
Röm 3,28 So kommen wir nun zu dem Schluss, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes. [SLT]
Röm 2,13 denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden. [SLT]
Man könnte diese beiden Verse zur besseren Veranschaulichung z.B. wie folgt auf unsere Zeit anwenden:
Paulus hat jemanden vor sich sitzen, der denkt, dass er ausschließlich nur durch seine eigenen Werke vor Gott als gerecht da stehen kann: Demjenigen würde Paulus sagen: “So kommen wir zu dem Schluss, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes.” oder (Gal 5,4): “Du bist losgetrennt von Christus, der du durchs Gesetz gerecht werden willst; du bist aus der Gnade gefallen! [SLT]“
Hat Paulus aber jemanden vor sich, der sich in der Gnade badet und ihm immer wieder sagt: “Paulus, ich brauche keine Werke. Christus hat bereits alles getan. Ich muss nur noch dran glauben und gut is’.”
Diesem würde Paulus sagen: “Wisse, vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden.”
Oder Jakobus würde sagen:
Jak 2,20 Wann endlich wirst du törichter Mensch einsehen, dass der Glaube nichts wert ist, wenn wir nicht auch tun, was Gott von uns will? [HFA]
Hat man dieses Dilemma im Leben und in der Zeit des Paulus verstanden, wird man viel schneller dahinter kommen, wie es denn sein kann, dass sich seine Aussagen vermeintlich so klar widersprechen. Daher schrieben wir:
Hat man verstanden, dass Paulus sehr leicht falsch verstanden werden kann, versteht man ihn besser.