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Eure Fragen an uns – Röm 7,4-6 – Frei vom Gesetz?

Was will Paulus im Kern den Gesetzeskundigen verdeutlichen?

Um das zu verstehen, sollte man wissen, dass das Gesetz ein Bund ist, der zwischen Gott und der Gemeinde Israel geschlossen wurde und dieser Bund mit einem Ehevertrag verglichen wird. Hier nur eines von vielen Beispielen:

Jer 31,31-32 Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der HERR. [SLT]

Das zweite, was man wissen sollte – um die an die Gesetzeskundigen gerichteten Worte des Paulus zu verstehen – ist, dass Hurerei unter Verheirateten einen bestehenden Ehebund bricht. Genauso wie bei dem physischen Vorgang des Ehebruchs. Auch hierzu ein Beispiel:

5Mo 31,16 Und der HERR sprach zu Mose: Siehe, du wirst dich zu deinen Vätern legen, und dieses Volk wird aufstehen und den fremden Göttern des Landes nachhuren, in dessen Mitte es hineinkommt; und es wird mich verlassen und meinen Bund brechen, den ich mit ihm gemacht habe. [SLT]

Wir müssen nun an dieser Stelle etwas vielleicht nicht ganz so einfach Greifbares und gleichzeitig oft Überlesenes verstehen: An wen schrieb Paulus, nebst den Gesetzeskundigen, den Römerbrief?
Auch wenn wir heute durch Gottes Gnade von seinen geistgehauchten Worten lernen dürfen, schrieb er den Brief ja nur indirekt an uns. Wer war also der direkte Empfänger? Die Römer?

Röm 4,1 Was wollen wir denn sagen, dass Abraham, unser Vater, nach dem Fleisch erlangt hat? [SLT]

Paulus schreibt seinen Brief nicht an irgendwen, auch nicht im speziellen an heidnische Römer, die nun durch Christus zum Glauben gekommen sind, sondern an direkte Nachfahren Abrahams; und zwar nicht an irgendwelche geistlichen Nachfahren durch Glauben an Christus, sondern an welche “nach dem Fleisch“. Diese sind dann natürlich auch Gesetzeskundige:
Röm 7,1 Oder wisst ihr nicht, Brüder — denn er redet ja mit Gesetzeskundigen…

Wenn man sich das vor Augen führt und es zulässt, dass er – nicht nach unseren Worten, sondern nach seinen eigenen Worten – zu Israeliten schrieb, die das Gesetz kannten, erstrahlt die Passage in einem ganz neuen Licht, denn:

Aus der Sicht der Gesetzeskundigen hatte Israel ein Problem (v.a. die zehn Stämme des Hauses Israel): Sie waren geschieden, wie es z.B. der Allmächtige hier durch seinen Propheten sagt:

Jer 3,8 Sie sah auch, wie ich Israel die Scheidungsurkunde gab und sie wegjagte, weil sie die Ehe gebrochen hatte. Doch Juda ließ sich davon nicht abschrecken: Auch sie wurde mir untreu und fing an, Hurerei zu treiben. [HFA]

Es tut uns hier schon fast weh, dass wir nicht genauer auf diesen Vers eingehen können. Jer 3,8 ist tatsächlich unvorstellbar wichtig, um die Bibel als ein Ganzes zu verstehen, denn die Heilige Schrift erzählt von Anfang bis Ende eine in sich geschlossene Geschichte über die Treue Gottes – egal wie sehr wir Menschen es auch verbocken mögen: Gott ist und bleibt treu zu seinen Versprechen!
Und er hat Israel – bestehend aus den zehn Stämmen des Hauses Israel und den zwei Stämmen des Hauses Juda  – ein Versprechen gegeben, das er nicht brechen wird.
[Anm.: Für den Unterschied zwischen Israel (10 Stämme) und Juda (2 Stämme) siehe hier…]

Aber an dieser Stelle muss es genügen, dass wir festhalten können, dass die “Frau Israel” (10 Stämme) die Ehe gebrochen hat und mit ihr die Scheidung vollzogen wurde. Nun gibt es für einen gesetzeskundigen Nachfahren Abrahams nach dem Fleisch ein großes Problem:

Er kann als ein Teil der sog. “geschiedenen Frau” nicht wieder zurück in den Ehebund. Und ohne Bund mit Gott hat man, gelinde gesagt, ein Problem. Die einzige Lösung des Problems wäre, wenn der Mann sterben würde, sodass die Frau wieder “frei vom Gesetz” wird und so eines anderen Mannes zu eigen werden könnte. Daher sagt Paulus zu den gesetzeskundigen Brüdern (noch einmal die Verse dazu):

Röm 7,1-3 Oder wisst ihr nicht, Brüder — denn ich rede ja mit Gesetzeskundigen … So wird die verheiratete Frau nun bei Lebzeiten des Mannes eine Ehebrecherin genannt, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird; stirbt aber der Mann, so ist sie vom Gesetz frei, sodass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird. [SLT]

Dieses “Sterben und das einem anderen Mann zu eigen werden” ist die Lösung des Problems unseres gebrochenen Ehebundes und wurde stellvertretend für Gott durch seinen Sohn und unseren Bräutigam Jesus, erfüllt. Durch ihn wurde im übertragenen Sinne für Gott der Ehevertrag, der gebrochen wurde, neu aufgerichtet, indem sein Sohn für uns starb. Daher schreibt Paulus als Ergebnis seines Sinnbildes:

Röm 7,4 Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, damit ihr einem anderen zu eigen seid, nämlich dem, der aus den Toten auferweckt worden ist, damit wir Gott Frucht bringen. [SLT]

Das genaue Betrachten des Verses 4, ermöglicht das Sinnbild zu erfassen, das Paulus zu erklären versucht:
Er leitet ein mit “Also seid auch ihr” und stellt so eine unmittelbare Verbindung zu seinen Aussagen in Vers 2 und 3 her, v.a. zu der Feststellung: “stirbt aber der Mann, so ist sie vom Gesetz (des Mannes) frei“. Dann fährt er fort mit:
Also seid auch ihr mit Christus gestorben, damit ihr ihm zu eigen werdet.

Dieses kleine Wörtchen “damit” leitet, wie so häufig, den Sinn und Zweck seiner Aussagen zuvor ein; d.h. all das, was er zuvor geschrieben hat, dient dem einzigen Zweck, damit seine Brüder (also auch wir) verstehen, dass wir nun durch den Leib des Christus ihm zu eigen sind. Und warum all das?
Damit wir Gott, dem Vater Frucht bringen.

Lehrt Paulus in diesen Versen – den Gesetzeskundigen Brüdern nach dem Fleisch – die Abschaffung des Gesetzes? Bitte prüfe das und stelle dir dabei vielleicht folgende Frage: Wenn er das Gesetz als “abgeschafft” lehren wollte, wieso hat er nicht einfach im gleichen Brief an seine gesetzeskundigen Brüder nach dem Fleisch geschrieben:

“Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Ja, natürlich heben wir durch den Glauben an Christus das Gesetz auf. Denn ihr seid ja nun frei vom Gesetz.”

Er schrieb aber:

Röm 3,31 Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Vielmehr bestätigen wir das Gesetz. [SLT]

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